Vortrag und Diskussion mit: Wolf-Dieter Hasenclever: Rohstoff Bildung – Auf der Suche nach einer nationalen Bildungsstrategie im globalen Wettbewerb

Mit der ersten Pisa-Studie im Jahre 2001 wurde uns ein Spiegel vorgehalten, der ein schockierendes Bild zeigte: Beim Vergleich der Leistungsfähigkeit von 31 Nationen landete Deutschland auf dem 21. Platz. Vor allem entsetzte Bildungspolitiker und die Öffentlichkeit der Befund, dass die viel beschworene Chancengleichheit im deutschen Schulsystem so gut wie nicht existiert. Anders ausgedrückt: In keinem anderen Land ist die soziale Herkunft eines Kindes so stark mit seinem Wissen und Können gekoppelt wie in Deutschland.

Die Pisa-Studie machte aller Welt deutlich, dass Deutschland über 20 Jahre dringend notwendige Bildungsreformen verschlafen hatte. Eine breite öffentliche Diskussion nahm sich des Themas Bildung, Ausbildung und Forschung an. Bildungspolitiker und Pädagogen nahmen sich vor allem das Problemfeld Schulen vor. Nun lernen Kinder schon in Grundschulen Fremdsprachen, Schulen müssen sich externen Gutachtern stellen und der Bund stellte Mittel bereit, um möglichst flächendeckend Ganztagsschulen einzurichten.

Inzwischen wird bereits der zweite Pisa-Test ausgewertet, bei dem geprüft wurde, wie gut 15-jährige Schüler aus 40 Ländern den erlernten Stoff anwenden können. Das Ergebnis ist wiederum bitter – beispielsweise können in Deutschland etwa 25% der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler kaum lesen und rechnen und sind beruflich kaum vermittelbar.

Deutschland baut sein Bildungssystem offenbar zu langsam um und gerät dadurch immer weiter ins Hintertreffen.

Was tun? Länder, die an der Spitze stehen – wie Finnland und Kanada – zeigen uns, wie man erfolgreich die Wissensgesellschaft von Morgen aufbaut. Was hindert uns, diese Erkenntnisse in Deutschland umzusetzen?

Darüber haben wir mit Herrn Wolf-Dieter Hasenclever, dem Bildungsexperten in der FDP-Bundestagsfraktion, gesprochen. Er hat langjährige praktische Schulerfahrungen, ist in vielen – auch wissenschaftlichen – Auseinandersetzungen geschult und war auf allen Ebenen des Politikbetriebs aktiv: in Bund, Ländern und Gemeinden.

Zur Person Wolf-Dieter Hasenclever:

Wolf-Dieter HasencleverGeboren in Remscheid.

1965-1970 Studium der Mathematik, Physik und Pädagogik an den Universitäten Bonn und Freiburg/Breisgau.

1970 1. Staatsexamen für das höhere Lehramt in Freiburg.

1970-1980 Lehrtätigkeit an Tübinger Gymnasien (Mathematik/Physik) und der Gesamtschule Waldhäuser-Ost.

1977-80 Nebenamtliche Tätigkeit als Lehrbeauftragter für Philosophie und Pädagogik der Naturwissenschaften am Leibnitz-Kolleg Tübingen.

1979 Gründungsvorsitzender der Grünen Baden-Württemberg.

1980-1984 Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg und Vorsitzender der Gruppe der Grünen.

1979-1984 Mitglied des Tübinger Kreistages und Vorsitzender der Kreistagsfraktion (Grüne)

1984-1986 Studienleiter an der evangelischen Urspringstiftung in Schelklingen (bei Ulm)

1986-1999 Leiter des Internatsgymnasiums Schule Marienau in Dahlem bei Lüneburg, Oberstudiendirektor, Lehrbeauftragter für Reformpädagogik an der Universität Hamburg.

1999-2002 Geschäftsführer und Partner von BRIDGES/Unternehmensberatung, Berlin.

Seit 1.4.2002 Bildungsreferent der FDP Bundestagsfraktion.

Aktuelles ehreamtliches Engagement:

Mitglied des Kuratoriums der deutschen Umweltstiftung (Germersheim).

Mitglied des Vorstandes des Bundesverbandes der Jugendrechtshäuser Deutschland.

Mitglied des Vorstandes der Stiftung deutsche Landerziehungsheime (Hermann-Lietz-Schulen).

Seit Februar 2004 bildungspolitischer Sprecher des Bürgerkonvents.

Wolf-Dieter Hasenclever ist seit 1969 verheiratet mit Connie Hasenclever. Zwei Kinder – Felix und Daniela.