Döbelner Anzeiger – Männer haben es nicht leicht

14. Mai 2007
 


Frauen nörgeln und sind unzufrieden. Männer kuschen und schweigen. Warum ist es mit den Männern und Frauen so schwierig?, fragte sich Paartherapeutin Astrid von Friesen und untersuchte dies im Buch „Schuld sind immer die anderen“, das sie am Sonnabend im Ost-West-Forum auf Gut Gödelitz vorstellte. Die Ursache liege im Feminismus. „Da ist wohl einiges schief gelaufen“, sagt die Autorin, früher selbst eine Aktivistin in der Frauenbewegung. Wie bei allen avantgardistischen Bewegungen sei in den feministischen Auseinandersetzungen viel Porzellan zerschlagen worden. „Männer brauchen wir nicht“ hieß es. Eine folgenschwere Denkweise.

 

Superfeministische Richter


Der Feminismus hat die Männer geprägt. Von Friesen hat Beispiele aus der eigenen Praxis. Es gibt „superfeministische“ männliche Familienrichter, die bei Scheidungen den Kontakt des Vaters zu seinen Kindern nur selten unterstützen. Ausbaden müssen dies seit zwei Jahrzehnten die Kinder. Aus Angst, die Kinder zu verlieren, ertrügen viele Männer das Verhalten ihrer Frauen. „Wir haben buchstäblich übersehen, dass Männer auch leiden“, sagt von Friesen und fordert die Männer auf, sich zu emanzipieren. Gegenüber den Frauen hegt sie die Erwartung, dass sie begreifen, dass sie nicht zum „schwachen Geschlecht“ gehören. Sie denkt nicht daran, die Frauen wieder an den Herd zu schicken, sondern sieht eine Lösung nur im Miteinander.

Ein West-Thema, das auf Ostmänner und -frauen nicht zutrifft? Vielleicht. „Feministisches Denken hatten die ostdeutschen Frauen nicht“, meint von Friesen. Sie gingen arbeiten, erwirtschafteten das Familieneinkommen mit. Ob ostdeutsche Männer aber wirklich emanzipiert waren, bezweifelt sie.

Astrid von Friesen: Schuld sind immer die anderen, Ellert & Richter-Verlag; 12, 95 €, ISBN: 3831902569.

Von Dagmar Doms-Berger