Vortrag u. Gespräch mit Dr. Bernhard Frhr. von Loeffelholz: Über Richtwerte für eine menschenwürdige Politik der Globalisierung

Veranstaltung am 13. Oktober 2007

Wohin treibt unsere Gesellschaft? Was oder wer sind die treibenden Kräfte? Ist die Globalisierung tatsächlich eine große Chance für die Menschheit oder ist sie ein unumstößliches Schicksal, das große Gefahren in sich birgt? Ist Globalisierung mit einem Grundsockel sozialer Gerechtigkeit und Chancengleichheit möglich – oder ist sie ohne den Marktfundamentalismus der neoliberalen Schule gar nicht denkbar? Ist der Neoliberalismus mit unserem Menschenbild, unseren Grundwerten – mit der Demokratie als solcher vereinbar?

In unserer Reihe Rückwirkungen der Globalisierung auf unsere Gesellschaft haben wir einen Gesprächspartner eingeladen, der besonders befähigt ist, über die ethischen Grundlagen der Marktwirtschaft zu referieren: als hochrangiger Banker war er jahrzehntelang Teil des Innenlebens der westdeutschen Variante der Marktwirtschaft, der sozialen Marktwirtschaft, war intimer Kenner und Mitgestalter.

Als Vorsitzender der Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler, die nach der Ermordung von Jürgen Ponto durch die RAF von der Dresdner Bank errichtet worden war, erweiterte sich sein Tätigkeitsfeld auf die Welt der Kultur und als Stifter auf die Gesellschaft insgesamt. Als scharfsinniger Analytiker und sensibler Beobachter gesellschaftlicher Entwicklungen hat ihn die Ermordung seines Vorgesetzten und väterlichen Freundes Jürgen Ponto nicht nur tief erschüttert, die Frage, wie der innere Frieden einer Gesellschaft erreicht und bewahrt werden kann, ist seither immerwährender Teil seines Denkens und Handelns.

Nicht zuletzt aus dieser biografischen Erfahrung heraus plädiert Bernhard von Loeffelholz für eine Marktwirtschaft, die die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Menschen in den Vordergrund rückt, und damit Kreativität, Dynamik und Zukunftsfähigkeit des Systems absichert.


Zur Person:

loeffelholz_1Freiherr von Loeffelholz entstammt einer Nürnberger Patrizierfamilie mit weit zurückreichender Stiftertradition, die zur Zeit Heinrich II., vor etwa 1000 Jahren, von Sachsen nach Franken zog. Sein Großvater mütterlicherseits war Oberhofmarschall und Hoftheaterintendant in Gera-Reuß, nach seiner Pensionierung ehrenamtlicher Stadtrat für Kultur in Eisenach und u.a. stellvertretender Vorsitzender der Wartburgstiftung.
Bernhard von Loeffelholz wurde am 21. August 1934 in Weimar geboren, aufgewachsen ist er in München. Abitur am Humanistischen Gymnasium.
Studium der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre in München, Saarbrücken und Berlin.
Von 1961 bis 1968 war Bernhard von Loeffelholz Referent, später Geschäftsführer der Europäischen Vereinigung für Wirtschaftliche und Soziale Entwicklung CEPES e.V. in Frankfurt am Main. Die zentrale Aufgabe von CEPES war, Vorschläge für den Aufbau der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und für die Liberalisierung des Welthandels zu erarbeiten.

1968 begann seine Laufbahn bei der Dresdner Bank. Er begann als Mitarbeiter des – später von der RAF ermordeten – Vorstandmitglieds Jürgen Ponto, war,
Leiter des Vorstandssekretariats,
Mitleiter der Niederlassung München,
Direktor in der Zentrale, Leiter des Bereichs Kunst und Wissenschaft,
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Jürgen Ponto-Stiftung und der
Kulturstiftung Dresden der Dresdener Bank.

Von 1979 bis 2006 war er ehrenamtlich als geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Kultur-kreises im Bundesverband der Deutschen Industrie faktisch der kulturpolitische Sprecher der deutschen Wirtschaft.
Nach seiner Pensionierung zog er 2000 nach Radebeul bei Dresden.
Seither engagiert er sich in einer Vielzahl ehrenamtlicher Tätigkeiten.

Unter anderen ist er:
Gründungs- und Stiftungsratsmitglied der Bürgerstiftung Dresden (seit 1998)
Initiator und Kuratoriumsvorsitzender der Bürgerstiftung Nürnberg (seit 2001)
Vorstandsmitglied der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen (seit 2001)
Mitbegründer und Vorsitzender des Fördervereins Hellerau (seit 2005)
Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Dresdner Kreuzchor (seit 2005).
Seit 1999 gehört er dem Sächsischen Kultursenat an, der ihn 2001 zum Präsidenten wählte.