Vortrag und Gespräch mit Prof. Dr. Christian Pfeiffer: Medienkonsum bei Kindern und Jugendlichen

Veranstaltung am 15. März 2008

Kinder schauen bis zu dreieinhalb Stunden täglich fern und versäumen dabei das Leben
Wissen wir, was unsere Kinder täglich an Medien konsumieren? Wie viele Stunden? Sind wir überhaupt in der Lage, die oft schlauen und medienkundigen Kids noch zu kontrollieren? Erlauben wir ihnen – auch um unsere Ruhe zu haben – Fernsehgeräte und Internetanschlüsse in ihren Kinderzimmern?

Wissenschaftler des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen haben seit 2004 den Medienkonsum von 17 000 Jugendlichen und 6 000 Kindern untersucht. Dabei fanden sie heraus, dass bereits jene Viertklässler in der Schule deutlich schlechter abschnitten, deren Kinderzimmer mit Fernseher, Spielkonsole und Computer ausgestattet waren.

Der damit verbundene hohe und problematische Medienkonsum wirkte sich ausgesprochen negativ auf die Schulleistungen aus – besonders bei Zuwandererkindern sowie Schülern aus sozial schwachen und bildungsfernen Familien. Sie vor allem sind die Pisa-Verlierer. Zwischen schlechten Schulnoten und ungebremstem Medienkonsum besteht für die Forscher ein klarer Zusammenhang. Je brutaler die Fernsehprogramme und Internetseiten, desto schlechter die Konzentrationsleistungen der Schüler.

Professor Dr. Christian Pfeiffer, der langjährige Leiter des Forschungsinstituts, zog anlässlich der öffentlichen Vorstellung der Studie im Februar 2008 in Düsseldorf folgendes Fazit: Zu viel Medienkonsum macht dick, dumm, krank und auch aggressiv.

Was verantwortungsvolle, bildungsorientierte Eltern seit langem vermuten, ist nun mit dieser Studie wissenschaftlich belegt worden. Nur: Welche Konsequenzen werden daraus gezogen? Von den Eltern, der Schule, den Medienmachern oder der freiwilligen Medienkontrolle?

Welche Folgerungen zieht die Politik aus dieser Studie? Oder wird dieses Alarmsignal wieder einmal, wie viele andere, zuerst für ein wenig Aufregung sorgen, dann aber im allgemeinen Dschungel von Alltagsproblemen der Eltern und Sparzwängen der Schulen folgenlos vergessen werden?

Professor Dr. Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts und wohl prominentester Kriminologe Deutschlands, hat mit der Studie ein gewaltiges Medienecho erreicht. Er wird uns die Ergebnisse vorstellen, auf unsere Fragen und Einwände eingehen und Vorschläge zur Abhilfe präsentieren.


 

Zur Person:
Christian Pfeiffer wurde 1944 in Frankfurt/Oder als viertes Kind einer Bauernfamilie geboren, die 1952 nach Westdeutschland flüchtete. Nach dem Abitur ging er von 1963 bis 1965 zur Bundeswehr, Abschluss als Leutnant d. Reserve.

1965 bis 1971 Studium der Rechtswissenschaften in München, Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes, 1. Staatsexamen. Anschließend Studium der Sozialwissenschaften und Kriminologie an der London School of Economics and Political Sciences. 1971 bis 1975 Referendarzeit in München mit 2. Staatsexamen.

Von 1976 bis 1984 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzug der Universität München bei Prof. Dr. Schüler-Springorum; während dieser Zeit Gründer und 1. Vorsitzender des Vereins BRÜCKE e.V. in München, der einen Modellversuch zur Erprobung neuer Maßnahmen bei der Betreuung straffälliger Jugendlicher durchführt. Das Projekt erhält 1982 den von der Landesregierung vergebenen bayerischen Sozialpreis und wird bundesweit zum Vorbild für mehr als 400 Nachfolgeprojekte; Initiator des ersten deutschen Modellversuchs zur Erprobung des Täter-Opfer-Ausgleichs im Jugendstrafrecht (Braunschweig) und im Allgemeinen Strafrecht, der Ausgangspunkt für mehr als 200 Nachfolgeprojekte wurde.

1984/85 war er Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Seit 1985 stellvertretender Direktor und seit 1988 alleiniger Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e.V., parallel dazu seit 1987 Universitätsprofessur für Kriminologie, Jugendstrafrecht, Strafvollzug am Fachbereich Rechtswissenschaften der Universität Hannover. Von Dezember 2000 bis März 2003 niedersächsischer Justizminister, danach Rückkehr als Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsens.

Seit 1984 mit der Juristin Anna Maier-Pfeiffer verheiratet. Beide haben eine Tochter und einen Sohn.