Sächsische Zeitung – Ohne Computer und Handy erfolgreich

Beim Ost-West-Forum auf Gut Gödelitz stellt der Verleger Elmar Faber seine Biografie „Verloren im Paradies“ vor, von Helene Krause, 4.08.2014

Zahlreiche Zuschauer füllen die Reihen im ehemaligen Schafstall auf Gut Gödelitz. Grund für ihr Kommen ist, dass der Germanist und ehemalige Verleger des Aufbauverlages Elmar Faber aus seinem Buch „Verloren im Paradies“ liest und über das Leben in zwei Gesellschaftssystemen spricht.

Der 1934 in Thüringen geborene Faber war der bedeutendste Verleger der DDR. Von 1975 bis 1992 stand er an der Spitze mehrerer großer, ostdeutscher Verlagshäuser. Nach der Wende gründete er 1990 den Verlag Faber & Faber. Später siedelte er mit dem Verlag nach Leipzig über. Vor allem den DDR-Autoren galt sein Engagement. Bekannte Schriftsteller wie Christoph Hein, Christa Wolf, Erwin Strittmatter, Wolfgang Hilbig und Heiner Müller zählen zu den Schriftstellern, die in seinem Verlag ihre Werke veröffentlichten. „Ich habe noch nie an einem Computer gesessen“, gesteht er am Ende der Veranstaltung. „Und ich habe nur ein unbenutztes Handy. Was denken sie, wie friedlich ich lebe?“

Von Dr. Andreas Wang begleitet, der 15 Jahre lang beim Kulturprogramm des NDR in Hannover Sendungen über literarische und geisteswissenschaftliche Themen moderierte, liest Faber aus seinem Buch. Drei Teile hat er sich für die Lesung ausgesucht. Den Anfang des Buches, den Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953 und die Wendezeit 1989 bis 1992. So erfahren die Zuhörer von seinem Leben als Kind und Jugendlicher in dem kleinen Dorf Deesbach im Thüringer Wald.

Sein Heimatdorf war für ihn das Paradies. Dort bekam er die prägenden Eindrücke und Erfahrungen für sein späteres literarisches Schaffen. Die Geschichten, die ihm die Großmutter erzählte oder vorlas und die Bücher, Zeitungen und losen Blattsammlungen in deren Haushalt, hinterließen in ihm bleibende Eindrücke. Dass diese Bücher, die zu seinen liebsten Kindheitserinnerungen gehörten, im Nachkriegswinter 1945/46 gegen Mehl und Butter eingetauscht wurden, war für ihn ein weiteres prägendes Erlebnis.

Die Zuhörer erfahren, dass er seine Lehrer schon nach anderthalb Jahren beendet hatte, weil er einen Berufswettbewerb gewann und nach zwei Monaten Berufstätigkeit Lehrausbilder wurde. Er berichtet von seinen Erlebnissen am 17. Juni 1953 an der Arbeiter- und Bauerfakultät in Jena, an der er studierte. Und er lässt, fast am Ende der Veranstaltung, die Zuhörer an seinen Empfindungen und Erlebnissen während der Wendezeit teilnehmen. Er berichtet über seine Erfahrungen als Verleger in beiden deutschen Staaten. „Die DDR war eine interessante Republik“, sagt er. „Die Chance der Wende für eine neue deutsche Republik wurde vertan.“

Sein Leben betrachtet er als Kegelbahn, auf der es donnert. Kritisch sieht er die Literatur in der heutigen Bundesrepublik. Weil bei den Verlagen nur der Umsatz zähle, kämen gehaltvolle literarische Werke schlecht weg. Mit seinem Verlag war der heute 80-Jährige 25 Jahre erfolgreich am Markt. Was das bedeutet, weiß nur der, der sich im Verlagswesen der Bundesrepublik auskennt. „Einfach war das nicht“, gesteht er. Faber erzählt humorvoll von der Angst seiner Frau, dass es finanziell bergab geht. Immer wieder musste er, wenn er bei niedrigen Einnahmen eine hohe Rechnung unterschreiben musste, seine Frau beruhigen.

In der sich anschließenden Fragerunde kamen dann die Zuhörer zu Wort. Egal, ob es um die Meinung Fabers zu dem Schriftsteller Hermann Kant ging, ob Amazon ins Verlagsgeschäft einsteigt oder darum, dass Bücher zur Meinungsbildung beitragen. Der Verleger und Buchautor Elmar Faber antwortet auf alles mit Humor und seiner interessanten Sichtweise auf die Dinge.

„Ich erhalte täglich mindestens ein Manuskript“, erzählt er. „Allen Einsendern antworte ich und schreibe ihnen, was sie gut und was sie schlecht gemacht haben.