Sächsische Zeitung – Macht ohne Kontrolle

Der Filmemacher Harald Schumann erklärte die Krise in Griechenland, von Benjamim Schuke, 21.04.2015

Autor und Filmemacher Harald Schumann sprach beim Ost-West-Forum auf Gut Gödelitz über die Schuldenmisere Griechenlands. Foto: Lutz Weidler

Wacklige Bilder und Tonkrächzen waren im Ost-West-Forum auf Gut Gödelitz zu erleben. Ein Film über die undemokratische Abwicklung Griechenlands durch den Internationalen Währungsfonds, die Europäische Kommission und deren Zentralbank (Troika) hatte scheinbar ein unzureichendes Abspielgerät. Trotz der schlechten Bildqualität war der Ton meist deutlich. Autor Harald Schumann war als Diskussionspartner eingeladen und trug dazu bei, die Hintergründe um die Griechenlandschulden zu lüften. Es ging um das Ausbleiben von Investitionen und die steigende Armut im Land mit den höchsten Militärausgaben Europas.

Nach einer Kurzversion der Dokumentation „Macht ohne Kontrolle“, die kürzlich bei Arte lief und zeigt, dass das Land nicht mehr genügend Ärzte bezahlen kann, aber seine Steuerbetrüger dennoch nicht ahndet, konnten die Besucher Fragen stellen.

Der Filmemacher und Tagesspiegelredakteur erklärte weiterhin, dass von der verschlimmernden andauernden Kreditvergabe viele profitierten – nämlich die Anleihekäufer. Auf die Frage, weshalb man diesen Aufschrei nicht von den führendenden Wirtschaftsjournalisten hörte, sagte er, diese nickten hauptsächlich ab, was unsere Regierung gut findet. Die glaubt nach wie vor, Privatisierung brächte Aufschwung. Leider gelte das nicht immer und überall, denn das Geld bliebe nicht im Lande. Daraus ergebe sich der Zusammenbruch des gesamten Mittelstandes in Griechenland.

Harald Schumanns Ausführungen reichten vom überschuldeten Irland über gesenkte Mindestlöhne in Portugal bis zum Bezug auf Argentinien, das es sich erlaubt hatte, ohne das Geleit des Währungsfonds und der Weltbank Politik zu machen. Die Konsequenz waren internationale Isolation vom Finanzsystem, Armut und wirtschaftliche Not. Nur dank seiner Agrarexporte sei das gutgegangen. „Stellen Sie sich vor, die Rezession in Deutschland wäre nach 1932 noch fünf Jahre weitergegangen“, sagte er.

Während ein Austritt aus dem Euro 2010 für Griechenland noch nützlich gewesen wäre, sei das heute anders. Der Schaden aus diesem Schritt wäre größer denn je. „Das würde eine große humanitäre Krise einleiten und wäre mit unglaublichem Chaos verbunden.“ Ein Schuldenmoratorium sei die beste Lösung um Sicherheit zu gewähren. IWF und EU möchten hingegen die Rechte der Vermögenden schützen. Auf Kosten der Minderbemittelten.