Gut Gödelitz Montag 3. Juli 2017 um 19:00 Uhr

Rückblick: Musikalisch-Literarischer Abend mit Friedrich-Wilhelm Junge und Michael Fuchs, im Vorprogramm Eröffnung einer neuen Ausstellung

Besondere Abende besondere Wochentage. Seien Sie diesmal sehr herzlich zu uns nach Gödelitz eingeladen – zu einem doppelten Genuss, zu einem Abend des Wortes und der Kunst.

Wir freuen uns, Ihnen mit einer neuen Ausstellung den Dresdner Malerpoeten Max Manfred Queißer vorstellen zu können. Und wir schätzen uns außerordentlich glücklich, dass der bekannte Dresdner Schauspieler Friedrich-Wilhelm Junge wieder einen musikalisch-literarischen Abend bei uns bestreitet.

Er führt uns mit seinem Programm „Menschen und Götter“ in eine uns fremde  und doch so nahe Tradition. Er lädt uns ein, die in Deutschland vergessene Welt des Chassidismus neu zu entdecken, das Fremde kennenzulernen und in eine große literarische Tradition einzutauchen. Er erzählt uns vier Geschichten einer zerstörten Welt, Geschichten aus dem Osteuropa der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und holt uns so verlorenes Erbe zurück.

Viele von Ihnen werden Tewje kennen, den Milchmann von Scholem Alejchem. Der 1859 in der Nähe von Kiew geborene und 1916 in New York gestorbene Autor gilt als der Meister einer gestisch unerhört reichen Sprache, des Jiddischem, als der unvergleichliche Humorist der jiddischen Literatur. Junge wird uns auch die Geschichte „Eine Hochzeit ohne Musik“ vortragen, eine Geschichte, die exemplarisch ist für Scholen Alejchems erzählerisches Füllhorn. Eine Geschichte, die einem den Atem stocken lässt und wenig später das Zwerchfell strapaziert.

Geschichten, wie gemacht für den großartigen Schauspieler Fiete Junge. Wer ihn einmal erlebt hat, ob als Schauspieler im Staatsschauspiel, im Fernsehen oder im Theaterkahn oder auch bei uns auf dem Gut, der weiß, dass auch dieser Abend ein Hörgenuss wird. Junges hervorragende  Sprechkultur verspricht ein Erlebnis erster Güte. Begleitet wird er von seinem

langjährigen Partner, dem Pianisten Michael Fuchs, auch er ein Meister seines Fachs. Kongenial darf man diese Partnerschaft nennen!

Fiete Junge und Michael Fuchs treten in Gödelitz ohne Gage auf. Dieser Abend ist eine Benefiz-Veranstaltung für unseren Bürgerverein. Dafür sind  wir den beiden Künstlern von ganzem Herzen dankbar.

Gestatten Sie mir noch einige Worte zu unserer neuen Kunstausstellung.

Mit ihr ehren wir den Künstler Max Manfred Queißer, der im Mai 2016 im Alter von 89 Jahren verstorben ist. „Kontrapunkt“ heißt diese Bilderschau. Dieser Begriff kommt aus der Kompositionslehre und bezeichnet eine solche Vielstimmigkeit, bei der jede Stimme gleichwertig und unabhängig ist, im Zusammenspiel aber die Harmonie erhalten bleibt. Bezogen auf unsere Ausstellung sind Wissenschaft und Kunst solche Stimmen. Beides sind Wirkfelder von des Philosophen und und Kultursoziologen Max Manfred Queißer. Das Bemühen um Schönheit war für ihn Wesenszug, Lebensmotto und Arbeitsprinzip zugleich.

Ein Wort von Maxim Gorki passt trefflich zu seiner Biografie: „Die Wissenschaft ist der Verstand der Welt, die Kunst ist ihre Seele.“ Lebenserfahrungen wirkten prägend nach: Im Alter von 17 Jahren ist er zum Kriegsdienst eingezogen worden, und von 1945 bis 1948 war er in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Er kehrte heim mit der Liebe zu Frieden, zu Harmonie, zu Schönheit und Freude. In seinem Berufsleben beschäftigte er sich wissenschaftlich mit soziologischen Aspekten von Kultur mit Alltags- und Baukultur, auch mit Baukunst und Kunst am Bau. Die Einheit von Zweckmäßigkeit und Schönheit war ihm besonders wichtig.

Nach der Wende baute er sich zusammen mit seiner Frau Gerlinde in ihrem Radebeuler Wohnhaus ein Atelier aus. Und hier schuf er seine reiche Bilderwelt, die wir Ihnen mit unserer Ausstellung nahebringen wollen. Er drückte in Linien, Formen und Farben seine Empfindungen, Eindrücke, Stimmungen und Gefühle aus. Er malte damit vor allem das, was er in sich sieht, nämlich seine Seelenlandschaften.

Friedrich-Wilhelm Junge und Gerlinde Queißer werden beim abschließenden kleinen Empfang dabei sein und für Ihre Meinungen und Fragen als Gesprächspartner zur Verfügung stehen.

Ich würde mich aufrichtig freuen, Sie zu diesem besonderen Abend begrüßen zu dürfen. Herzlich willkommen am 3. Juli um 19 Uhr auf Gut Gödelitz!

Ihre Adina Rieckmann

Für den Vorstand

Noch zusätzliche Informationen zu unseren Gästen:

Biografisches zu Friedrich Wilhelm Junge

– 1938 in Schwerin geboren

– 1957-1960 Studium an der Theaterhochschule Leipzig

– 1960-1962 Engagement am Theater in Rudolstadt

– 1962-1966 am Theater Plauen im Vogtland

– 1966-1985 am Staatsschauspiel in Dresden

– 1985-1987 Engagements an der Volksbühne Berlin

und am Bayrischen Staatsschauspiel München

– 1988 Gründung des „Dresdener Brettl“;

bis 2005 Künstlerischer Leiter dieses privaten Theaters (auf dem Theaterkahn),

zahlreiche Literatur-, Cabaret- und Chansonprogramme

– 1989 Gründungsmitglied des Sächsischen Kunstvereins

– 1990 Gründungspräsident des Rotary-Clubs Dresden

– 1996 Bundesverdienstkreuz

– 1997 Gründungsmitglied des Förderkreises zum Wiederaufbau der Dresdener Synagoge

– 1999 Kunstpreis der Stadt Dresden

– 2003 6. Radebeuler Kunstpreis

Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste

Lebt in Radebeul bei Dresden

Rollen (Auswahl)

– Hamlet in Hamlet (Shakespeare)

– Don Carlos in Don Carlos (Schiller)

– Gyges in Gyges und sein Ring (Hebbel)

– Faust in Faust I (Goethe)

– Satanael in Adam und Eva (Hacks)

– Chlestakov in Der Revisor (Gogol)

– von Wehrhahn in Der Biberpelz (Hauptmann)

– Werschinin in Drei Schwestern (Tschechow)

– Dietrich von Bern in Die Nibelungen (Hebbel)

– Schigolch in Lulu (Wedekind)

– Er in Der Kontrabaß (Süßkind)

– Voland in Meister und Margarita (Bulgakow)

– Nero in Britannicus ( Racine)

– Dante in Francesca da Rimini (Rachmaninow)

– Haushofmeister in Ariadne auf Naxos (Strauss)

– Wieland in Die Braut (Film, BRD)

– Waste brauchst, das ist Liebe (Kändler-Collage)

– Ringelnatz-Programm (mit Detlef Rothe)

– Pilatus in Pontius Pilatus (nach Bulgakow)

– Der Tod in Die unlustige Witwe (Antrak)

– Die Fruchtfliege in Die Fruchtfliege (Antrack)

  • Johnson in Halpern & Johnson (Lionel Goldstein)

Biografisches zu Max Manfred Queißer

1927    in Freital bei Dresden geboren

1944    Einberufung zum Militärdienst

1945-1948 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft

1956    Mitinitiator der ersten Nachkriegsausstellung von Grafiken von Käthe Kollwitz

1958    freundschaftliche Kontakte zu Künstlern , eigene Malversuche

1968-1989 wissenschaftliche Tätigkeit: Philosophie-Studium in Leipzig, Diplom; Promotion und Habilitation in Dresden; Arbeit als Kultursoziologe

1975    Ehe mit der Diplomdesignerin und Innenarchitektin Gerlinde Frönicke

1976    Umzug nach Radebeul

1985    Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR

1990    Mitglied im Landesrat des Sächsischen Künstlerbundes

1993    Wiederaufnahme der Malerei, Ausbau eines eigenen Ateliers

2004    Teilnahme am Internationalen Künstlertreffen der Euroregion Neisse

1996-2014 wiederholte Studienaufenthalte in Italien, Dalmatien, Türkei, Tschechien und Frankreich

2016    Der Künstler lebte und arbeitete bis zu seinem Tod am 4. Mai 2016 in Radebeul.

Einzelausstellungen (Auswahl):

 

1998/1999       Barockgarten Großsedlitz

2001/2002       Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt in Wittenberg

2003                Kreissparkasse Meißen

Beratungscenter Radebeul

Krankenhaus Freital

2003/2006       Musikschule des Landkreises Meißen

2006/2007       Deutsche Bank AG/ Galerie im Investment und Finanz Center Radebeul

2007                Galerie in der Landesdirektion Sachsen

2008                Elblandkliniken Meißen-Radebeul

2010/2011       Diakonissenkrankenhaus Dresden

2013                IFW-Leibnitz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden

2015/2016       WNP Dr. Wasmer, Thaller & Partner Dresden

 

Ausstellungsbeteiligungen:

2000/2005/2010/2016  Bürgerfoyer Sächsischer Landtag, Dresden, „Alterswerke I-IV“

2004 Jawor (Polen), Turnow (Tschechien) und Görlitz  im Rahmen des Internationalen Künstlertreffens der Euroregion Neisse

2008    Stadtgalerie Radebeul

2009    Gemeinschaftsausstellung des Künstlerbundes im Rathaus Dresden

Allegro Moderato – 2014 – Öl auf Leinwand – 120 x 80 cm (© Herbert Boswank)

 

 

 

 

 

 

 

Auch ein Erbe der Menschheit – 2013 – Öl auf Leinwand – 110 x 110 cm (© Herbert Boswank)