Dahn, Daniela: Schriftstellerin und Journalistin

Geboren 1949 in Berlin als Tochter des Journalisten Karl-Heinz Gerstner und der Kostümbildnerin (DEFA) und Modejournalistin Sibylle Boden-Gerstner, Gründerin der DDR-Modezeitschrift „Sibylle“. Nach dem Abitur arbeitete Daniela Dahn als Volontärin bei der DEFA und beim DDR-Fernsehen. Anschließend studierte sie bis 1973 Journalistik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. Danach arbeitete sie acht Jahre als Fernsehjournalistin – erst beim Jugendfernsehen, dann beim Innenpolitischen Magazin „Prisma“. In dieser Zeit eckte sie – selbst SED-Mitglied – wiederholt mit der SED-Obrigkeit an, sie stellte sich auch gegen die Biermann-Ausbürgerung. 1981 kündigte sie beim DDR-Fernsehen „um nicht die Selbstachtung zu verlieren“. Seither publiziert sie als freie Autorin.

1989 war sie Mitautorin der „Erklärung des Berliner Schriftstellerverbandes“, die einen öffentlichen Dialog über die in allen Bereichen der DDR-Gesellschaft angestauten Probleme forderten. Zudem war sie Mitbegründerin der Oppositionsgruppe „demokratischer Aufbruch“ (da). Nach der Annäherung der da an die CDU zog sich Daniela Dahn zurück. Sie galt als Anhängerin des sog. dritten Weges, der ein anderes, gerechteres Modell als den Staatssozialismus oder den Kapitalismus für eine eigenständige DDR anstrebte.

Daniela Dahn war zudem Mitglied der Untersuchungskommission zu den polizeilichen Übergriffen bei den Protesten gegen das SED-Regime am 7. und 8. Oktober 1989 in Berlin. Beteiligt war sie auch am Entwurf eines neuen Polizeigesetzes und eine neues Pressegesetzes.

Vortragsreisen führten sie auf Einladung des Goethe-Instituts bereits ab 1988 ins westliche Ausland. 1990 besuchte sie mehrere Universitäten in den USA.

In ihren Schriften und Büchern analysiert und kritisiert Daniela Dahn gesellschaftliche Missstände, zuerst in der DDR und später im vereinten Deutschland. Auch mit den folgen von Globalisierung und Neoliberalismus für unsere Gesellschaft setzt sie sich kritisch auseinander. Bekannte Publikationen sind „ Wir blieben hier oder wem gehört der Osten“ (1994), „Westwärts und nicht vergessen“ (1996), „Vertreibung ins Paradies“ (1998), „In guter Verfassung. Wie viel Kritik braucht die Demokratie?“ (1999), „Wenn und aber. Anstiftung zum Widerspruch“ (2002) oder „Demokratischer Abbruch. Von Trümmern und Tabus“ (2005) und „Wehe dem Sieger! Ohne Westen kein Osten” (2009).
Daniela Dahn erhielt 1999 den Kurt-Tucholsky-Preis, 2002 die Louise-Schröder-Medaille und 2004 den Ludwig-Börne-Preis.
Daniela Dahn ist Mitherausgeberin der Wochenzeitung „ Der Freitag“. Gesellschaftlich engagiert sie sich als Mitglied der Schriftstellervereinigung p.e.n. sie gehört dem Beirat der humanistischen Union an, ist stellvertretende Vorsitzende des Willy-Brandt-Kreises e.V. und Mitglied der internationalen Untersuchungskommission „Grundrechte und Globalisierung“.

Daniela Dahn ist verheiratet mit dem Schriftsteller Joochen Laabs, das Ehepaar hat eine Tochter und lebt in Berlin.

 

Veranstaltung mit Daniela Dahn auf Gut Gödelitz:

Lesung und Diskussion mit Daniela Dahn: Wehe dem Sieger! Der Westen ohne das zähmende Regulativ des Ostens