Professor Dr. Frank Stern: Pulverfass Nahost – was führt zum Frieden?

Momentan scheint die Mitte auf Ariel Sharon zu setzen. Denn die brutalen, aller Humanität ins Gesicht schlagenden Terroranschläge der palästinensischen Selbstmordattentäter und die Vergeltungsschläge der Israelis erzeugten ein Klima von Angst und Hass, das den Extremisten beider Seiten ein hohes Maß an Zustimmung verschafft. Die Friedensbewegungen scheinen wie gelähmt.

Gibt es Wege, die aus dieser schrecklichen Sackgasse heraus führen? Wer macht sich darüber Gedanken, wer hat den Willen und die Macht, vernünftige Lösungen durchzusetzen – ohne um sein Leben fürchten zu müssen? Nach der Ermordung Rabins ist Allgemeingut: Frieden erzwingen können nur die Amerikaner: Können sie das? Gehört dies zu den Zielsetzungen der Bush-Regierung?

Es ist bereits eine Tradition unseres Forums, Probleme von verschiedenen Seiten und möglichst ohne Vorurteile zu beleuchten. Wir freuen uns, Professor Dr. Frank Stern von der Ben-Gurion Universität Beer-Sheva in Israel auf Gut Gödelitz begrüßen zu können. Professor Stern zählt zu jenen Israelis, die – der Demokratie und dem Humanismus verpflichtet – unter der gegenwärtigen Situation besonders leiden. Er wird uns seine Sicht, die Sicht eines israelischen Gelehrten darlegen. Es ist die Sicht eines Privatmannes, der nicht an einer offiziellen diplomatischen Leine liegt.


 

Zur Person:

Geboren 1944 in Tapiau bei Königsberg/Ostpreußen. Studium in Berlin und Jerusalem. Promotion in jüdisch/deutscher Zeitgeschichte an der Universität Tel Aviv. Seit 1997 Professor für Moderne Deutsche Geschichte und Kultur und Direktor des Zentrums für deutsche Studien an der Ben-Gurion Universität in Beer-Sheva, Israel. Seit 2002 ist er ebenfalls Leiter der Filmabteilung am Sappir College im Negev.

Zahlreiche Veröffentlichungen zur Zeitgeschichte, zu Themen der jüdischen Erfahrung, zu den Beziehungen zwischen Israel und Deutschland und zum österreichischen und deutschen Film. Im März 2002 erschien im Aufbau Verlag Berlin das Buch: “Dann bin ich um den Schlaf gebracht. Ein Jahrtausend jüdisch-deutscher Kulturgeschichte”. Professor Stern war Gastprofessor in zahlreichen Ländern. Er spricht deutsch, englisch, hebräisch, französisch, jiddisch und Latein. Wie kaum ein anderer Israeli kennt er Deutschland und die Deutschen.