Die Künstlerin hat Grafik und Malerei in München und Toronto studiert und als Dozentin bzw. Professorin in Augsburg, München, Berlin und Nürtingen gelehrt.
Seit 2002 ist sie Professorin an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Dort leitet sie das Aufbaustudium KunstTherapie.
Die Betrachter lernen Doris Titze als Zeichnerin kennen, als eine Meisterin der Linie. Ihr wichtigstes Arbeitsmittel ist der Stift, ob als Bleistift oder als Öl-Pastell-Kreide. Mit dem Stift als Verlängerung von Hand und Arm sucht sie leidenschaftlich nach Bauplänen, Mustern, Grundformen in der unendlichen Wirklichkeit. Sie entdeckt diese Grundformen im Kreis, im Dreieck und in der Spirale.
Einfach, erkennbar, rational orientiert sich ihr Suchen auf Wichtiges, auf Wesentliches. Für Überflüssiges ist kein Platz. Die Grundformen von Kreis, Dreieck und Spirale findet die Künstlerin auch im menschlichen Körper. Oft geht ihr Suche von einem Gesicht, einem Kopf aus. In ihren kleinformatigen Bildern umreißen die Schwünge der Linien das Wirkfeld ihrer Hand. Bei den großformatigen Arbeiten kommt das größere Wirkfeld ihres Armes zur Geltung. Mit Linien schafft sie Formen, mit Formen schafft sie Körper, und so entsteht auch Raum. In jedem Bild von Doris Titze kann man ein ganz eigenes spannungsvolles Gleichgewicht von Linie, Fläche und Farbe spüren.
Doris Titze; o. T., Bleistift auf Papier, 70 x 50 cm, 2010
Man erkennt, dass viele Bilder überarbeitet worden sind. Für die Sucherin Doris Titze ist der Vorgang des Suchens entscheidend. Oft scheint der Weg das Ziel zu sein. Im harmonischen Gewirr ihrer meist schwungvollen Linien drückt sich ihr Streben nach dem Einfachen, Sparsamen, Klaren, Leisen, Einzelnen aus. Selbst im dichtesten und dunkelsten Bildteil bleibt die einzelne Line erkennbar und bedeutsam. „Auch ein einzelnes Haar hat einen Schatten.“ Die Beschränkung auf Grundformen eröffnet der Fantasie der Betrachter weite Räume. Man kann in den schier unerschöpflichen Linienwesen von Doris Titze vielleicht Gegenstände erkennen, Gesichter, Wolken, Berge…Man kann aber auch mit Aufmerksamkeit, Genauigkeit, Geduld und Genuss den Linien nachspüren, der Spannung von Hell und Dunkel, von Weite und Enge…Man kann sich vielleicht auch nur am grafischen Reiz und der dekorativen Wirkung der Bilder erfreuen. In jedem Fall sind die Betrachter eingeladen zum suchenden Verweilen vor den Bildern von Doris Titze, damit sie diese Bilder mit ihren eigenen Assoziationen, Bewertungen, Gedanken und Gefühlen anreichern und erweitern und so zu eigenen inneren Bildern machen.
Biografie Doris Titze:
1953 in Rosenheim geboren
1974–1977 Erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität München, erste Prüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen (Staatsexamen)
1978 – 84 Studium Grafik und Malerei an der Akademie d. bildenden Künste München bei Hans Baschang
1984 Aufnahme i. d. Studienstiftung d. dt. Volkes u. Auslandsstipendium (Wien)
1985 / 86 Auslandsstipendium des DAAD (Toronto)
1987–1989 Aufbaustudium ›Bildnerisches Gestalten und Therapie‹ (ADBK München)
1988 Förderstipendium der Stadt München
1992 Stipendium Hochschulsonderprogramm II des Freistaates Bayern
seit 1983 Ausstellungen der künstlerischen Arbeiten im in- und Ausland
seit 1991 Lehraufträge, Vorträge und Veröffentlichungen
1997-2002 Professur an der Hochschule für Kunsttherapie Nürtingen
seit 2002 Professur an der Hochschule für bildende Künste Dresden Leitung des Aufbaustudiums Kunsttherapie