Rückblick: Veranstaltung am 3. Oktober 2015: Konkurrenten auf diplomatischem Parkett

Das schwierige Nebeneinander von Botschaftern aus DDR und BRD in Drittstaaten – Vortrag und Gespräch mit Jürgen van Zwoll , Botschafter der Deutschen Demokratischen Republik a.D. und  Johannes Bauch, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland a.D.

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Älteren mögen sich noch an die „Hallstein-Doktrin“ erinnern: Jeder Staat, der die DDR anerkannte, beging damit einen „unfreundlichen Akt“ gegen die Bundesrepublik und musste mit Reaktionen rechnen – seien es wirtschaftliche Sanktionen oder der Abbruch diplomatischer Beziehungen.

Ziel der 1955 verkündeten Hallstein-Doktrin war, die DDR außenpolitisch zu isolieren. Es wurde allerdings schnell klar, dass damit auch die Bundesrepublik zunehmend ihre außenpolitische Handlungsfähigkeit einschränkte, weil sich immer mehr Staaten von den bundesdeutschen Sanktionsdrohungen nicht mehr abschrecken ließen. Erst 1969,  mit der Regierung Brandt/Scheel und der Anerkennung der DDR als zweiten deutschen Staat – unter dem Dach der gemeinsamen Nation – war die Hallstein-Doktrin endgültig tot.

Was auch nach der deutsch-deutschen Entspannungspolitik und dem 1972 unterzeichneten Grundlagenvertrag zwischen der DDR und der Bundesrepublik bis zur Wiedervereinigung bestehen blieb, war der grundsätzliche Alleinvertretungs-anspruch der Bundesrepublik für alle Deutschen. Das schuf Probleme und Spannungen, die sich auch auf die Vertretungen beider Länder in Drittstaaten auswirkten.

Wir haben deshalb mit Jürgen van Zwoll und Johannes Bauch zwei deutsche Diplomaten eingeladen, die ihre jeweiligen Staaten in Warschau vertreten haben –  über einen Zeitraum von zwei Jahren – zwischen 1988 bis 1990  – taten sie dies parallel. Van Zwoll war von 1988 bis 1990 Botschafter der Deutschen Demokratischen Republik in Warschau, während Johannes Bauch zwischen 1986 bis 1991 als Gesandter an der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland arbeitete. Wie verhielten sie sich zueinander? Welche Weisungen erhielten sie in Bezug auf den Anderen von ihren Zentralen in Bonn und Ostberlin? War es ein Gegeneinander, ein Nebeneinander oder zeitweilig sogar ein Miteinander?

Wir freuen uns, die beiden ehemaligen Botschafter zu diesem erinnernden Gedankenaustausch auf Gut Gödelitz begrüßen zu dürfen.

Mit freundlichen Grüßen:
Axel Schmidt-Gödelitz, Vorstandsvorsitzender

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Geb. 1939, schloss ein Studium am Moskauer Institut für Internationale Beziehungen mit einer Spezialisierung auf Polen ab, arbeitete im Außenministerium der DDR und in der Internationalen Abteilung des Zentralkomitees der SED, war Ende der 60-er/Anfang der 70-er Jahre als Diplomat in der DDR-Botschaft in Warschau tätig und von April 1988 bis zum 2. Oktober 1990 Botschafter der DDR in Warschau. Nach der Wende war er langjähriger Geschäftsführer einer deutsch-polnischen Gesellschaft mit Sitz in Warschau, die Unternehmen mit deutscher und österreichischer Kapitalbeteiligung in Fragen des polnischen Steuer- und Bilanzrechts beriet.

Er ist im Vorstand des Verbandes für Internationale Politik und Völkerrecht e.V. in Berlin tätig.
Jürgen van Zwoll ist verheiratet und hat drei Kinder.

Johannes Bauch Johannes Bauch (geb. 1934) studierte Jurisprudenz in Hamburg, München und Freiburg. 1964 schloss er sein Studium mit dem zweiten Staatsexamen in Stuttgart ab.
Er trat 1965 in den auswärtigen Dienst ein und arbeitete im gleichen Jahr als  Attaché an der Botschaft in Stockholm. 1967 beendete er die Attachéausbildung. Es folgten verschiedene Positionen im Auswärtigen Dienst, u. a. 1968 bis 1971 in der Botschaft in Tokio und 1971 bis 1972 im Europareferat des Auswärtigen Amtes.
Von 1973 bis 1974 arbeitete Johannes Bauch als persönlicher Referent von Bundesminister Egon Bahr im Bundeskanzleramt.
Insgesamt war Johannes Bauch zweimal im diplomatischen Dienst der BRD in Warschau tätig: zwischen 1986 bis 1991 als Gesandter und von 1993 bis 1999 als Botschafter.
Danach engagierte er sich in verschiedenen Organisationen für die Deutsch-Polnische Zusammenarbeit und für die Aufarbeitung der deutschen Geschichte:
Von 1999 bis 2011 als Vorstandsmitglied der Warschauer Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, von 1999 bis 2002 als Präsidiumsmitglied des deutschen Polen-Instituts und von 2003 bis 2008 in der Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“.