Döbelner Allgemeine – Hansjürgen Garstka über Chancen und Risiken der digitalen Revolution

Smartphones, Tablets, Laptops – Daten werden an allen Ecken und Enden produziert. Stellt sich die Frage, ob das immer gut ist oder Tür und Tor vor Missbrauch öffnet.Gut Gödelitz 21.3.16

Gödelitz. „Sie kennen dich! Sie haben dich! Sie steuern dich!“,„Überwachung total“ und „Big Data – Die Revolution, die unser Leben verändern wird“ sind allesamt überaus dramatische und wahrscheinlich sogar polarisierende Buchtitel. Alle drei Titel konnte man am Sonnabend auf Gut Gödelitz am Rande eines Vortrages zum Thema „Internet, Google, Twitter und Facebook – Gefahren und Chancen der Digitalen Revolution“ erwerben. Zu Gast war Hansjürgen Garstka, Datenschutzexperte und ehemaliger Datenschutzbeauftragter des Landes Berlin. Der zeichnete, anders als so manches Buchcover, ein verhältnismäßig ausgewogenes Bild der digitalen Revolution, in der sich die Gesellschaft momentan befindet.

Garstka erklärte die Grundlage zahlreicher Effekte dieser Umwälzung: Daten und ihre Verarbeitung. Die Menge an angehäuften Informationen wächst permanent. Durch Smartphones, Tablet-Computer und andere mobile Geräte trägt die Gesellschaft daran einen maßgeblichen Teil zu bei. Aus der greifbaren Zukunft winkt bereits das Internet der Dinge. Darunter fallen Geräte, die mit eigener Rechenkapazität ausgestattet werden und in untereinander kommunizierenden Dingen wie dem selbstfahrenden Auto oder dem altgedienten Beispiel des Kühlschranks, der automatisch Milch nachkauft, gipfeln. Einen Schritt weiter in der Zukunft ist bereits das sogenannte „Internet of us“, in das der Mensch durch Sensorik im und am Körper selbst eintritt. Durch all das fallen Daten an, die Menschen vielleicht vergessen, aber Maschinen für immer im Festplattengedächtnis behalten. Im Zeitalter scheinbar außer Kontrolle agierender Geheimdienste und Internetgiganten wie Facebook, die über anderthalb Milliarde Mitglieder zählen, müssen wir uns deshalb Gedanken machen, wie wir mit unseren Daten umgehen wollen und welchen Preis jeder individuell bereit ist, zu zahlen. Garstka wirbt dafür, durch sparsames Herausgeben persönlicher Daten die Big-Data-Biester nicht unnötig zu füttern, denn Daten sind Wissen und Wissen ist Macht. Gleichzeitig bieten Dienste wie Googles Suchmaschine einen unermesslichen gesellschaftlichen Mehrwert. Zugang zum Weltwissen per Mausklick ist plötzlich keine Utopie mehr. Raum und Zeit verlieren in der globalen Kommunikation jegliche Bedeutung. Und um den Umgang damit zu lernen, plädiert Hansjürgen Garstka abschließend dafür, dass der Umgang mit genau diesen Herausforderungen schnellstmöglich fester Bestandteil der Erziehung werden muss.

Von André Pitz