Das ist unsere Geschichte! Die Debatte um die Deutungshoheit über die DDR-Geschichte

Wer besitzt die Deutungshoheit über die DDR-Geschichte? Wer befördert das Bild eines bloßen Unrechtsstaates, in dem die Menschen hinter Stacheldraht auf ihre Freiheit hofften?
Teilwahrheiten, gewiss. Der Rückblick auf die DDR ist jedoch in einem Maße verengt auf Staatssicherheit und Herrschaftssystem, dass viele Menschen – übrigens auch solche, die dem Regime kritisch gegenüber standen – das Land, in dem sie lebten, kaum wiedererkennen. Wer den Blick abwendet vom Herrschaftssystem und auch einmal auf positive Erfahrungen in seinen eigenen Lebenswelten verweist, kommt schnell in den Verdacht, unverbesserlicher Kommunist oder Nostalgiker zu sein.
Zwar kommen in letzter Zeit ausgewogenere Positionen wieder mehr in den Blick der Öffentlichkeit, dennoch bleibt es ein wichtiges Thema. Wir sollten aber darüber reden – mit einem der klügsten und sicher auch fairsten Historiker und Publizisten, der sich mit dieser Materie seit langen Jahren befasst und seine unkonventionellen, oft dem Zeitgeist zuwiderlaufenden Positionen immer wieder in die Öffentlichkeit getragen hat.

Zur Person:

peter_bender Peter Bender wurde 1923 in Berlin geboren. Er absolvierte ein humanistisches Gymnasium, anschließend Studium der Geschichte und Altertumswissenschaften an der Universität Hamburg, das er mit der Promotion zum Dr. phil. abschloss.

Sein Berufsleben begann er als Hörfunkjournalist beim Sender Freies Berlin, später beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) in Köln. Daneben schrieb er Beiträge für den „Monat”,  „Die zeit” und die Monatszeitschrift „Merkur”. Seit 1970 berichtete Peter Bender für den WDR aus Berlin, von 1973 bis 1975 war er Hörfunk-Korrespondent in Warschau.
Peter Bender engagierte sich sehr früh für eine neue Ostpolitik.

Mit seinem 1964 veröffentlichten Buch „Offensive Entspannung“ plädierte er für eine Normalisierung der Beziehungen zur DDR. In einem nächsten Buch ging er noch einen Schritt weiter und plädierte in 10 Thesen für die Anerkennung der DDR.

In seinem fast visionären Buch „Das Ende des ideologischen Zeitalters“ (1981) vertrat er die Auffassung, die Ideologie habe im Osten ihre inspirierende und motivierende Kraft verloren und diene nur noch als Rechtfertigung für die Herrschaft der Partei.

Die Betonung der gemeinsamen deutschen Geschichte der beiden getrennten deutschen Staaten findet sich in dem Band „Deutsche Parallelen“ (1989). Starke Beachtung fand auch sein Essay „Unsere Erbschaft. Was war die DDR, was bleibt von ihr?“ (1992), den die FAZ als ein „nüchternes, um Wahrhaftigkeit bemühtes Stück historisch-politisches Prosa“ charakterisierte. Es folgten: „Fall und Aufstieg. Deutschland zwischen Kriegsende, Teilung und Vereinigung“ (2002), „Weltmacht Amerika – das neue Rom“ (2003) und „Deutschlands Wiederkehr” (2007) das gegenwärtig in zahlreichen Veranstaltungen vorgestellt wird.