Die wirtschaftliche Situation in den neuen Bundesländern nach 12 Jahren deutscher Einheit

Wenige Wochen vor den Bundestagswahlen wollen wir uns noch einmal mit einem entscheidend wichtigen Thema innerdeutscher Politik beschäftigen: der wirtschaftlichen Lage in den neuen Bundesländern.

Trotz aller Ankündigungen, Versprechungen und Bemühungen ist es weder der alten noch der neuen Bundesregierung gelungen, einen wirklichen Durchbruch einzuleiten und die ökonomische Lücke zwischen den alten und den neuen Bundesländern zu verringern oder gar zu schließen.

Zwar sind in einigen Bereichen bemerkenswerte Wachstumsraten erzielt worden und auch die umstrittenen Transferzahlungen wurden bis ins Jahr 2019 stabilisiert. Aber das Gesamtbild bleibt düster. Das gilt insbesondere für die im Vergleich zu Westdeutschland fast doppelt so hohe Arbeitslosenquote. Ein selbst tragender Aufschwung ist jedoch nirgendwo erkennbar.

Was sind die Gründe? Ist es das eingerastete Denken von Bürokraten und Parteistrategen, die ostdeutsche Probleme immer erst vor den Wahlen ernst nehmen und denen dann dennoch nichts Zündendes einfällt? Ist es die Phantasielosigkeit der Wirtschaftswissenschaften oder sind es Hindernisse, deren Beseitigung einfach längere Entwicklungszeiträume erfordern ?

Anläßlich der Einweihung unseres neuen Versammlungsraumes in der Alten Schäferei können wir mit einem profunden Kenner der Ost-West-Wirtschaftszene, einem Praktiker mit reicher Erfahrung, ökonomischer Fantasie und einem erstaunlichen Vorrat interessanter Vorschläge reden. Auf der Suche nach Ideen haben sowohl der Bundeskanzler als auch der Kanzlerkandidat Kontakt zu ihm gesucht und seine schnörkellose Art der Beratung ertragen. Vor den Wahlen.

Zur Person:
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Edgar Most wurde 1940 in Tiefenort / Thüringen geboren. Im Alter von 14 Jahren begann er eine Lehre in der Deutschen Notenbank in Bad Salzungen, wo er bis 1962 als Ökonom arbeitete . Danach wechselte er zur Deutschen Investitionsbank, Sonderfiliale Schwedt / Oder, wo er sich nach Abschluss eines Fernstudiums an der Fachhochschule für Finanzwirtschaft Gotha als Finanzwirtschaftler zum Abteilungsleiter hocharbeitete.
1967 wechselte er erneut und wurde Direktor der Filiale der Industrie- und Handelsbank in Schwedt. In dieser Zeit begann er ein zweites Fernstudium an der Hochschule für Ökonomie Berlin / Karlshorst, das er 1971 mit dem Titel eines Diplomwirtschaftlers erfolgreich beendete. 1974 wurde er in die Zentrale der Staatsbank der DDR nach Berlin berufen – zuerst als Sektorenleiter, später Abteilungsleiter. In dieser Funktion war er seit 1976 auch Mitglied des Kollegiums der Staatsbank der DDR. Von Februar bis März 1990 war er Vizepräsident der Staatsbank der DDR, seit 1.4. 1990 dann Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Kreditbank.
Mit der Einführung der Währungsunion am 1.7.1990 wurde Edgar Most Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bank – Kreditbank AG.
Seit Dezember 1990 ist er Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Bank AG, Filiale Berlin und – in Personalunion – Mitglied des Vorstandes des ostdeutschen Bankenvereins.