Döbelner Anzeiger – Psycho-Sekte will Einfluss und Geld

21. Januar 2008


Hamburg ist das einzige Bundesland, das sich eine Dienststelle zur Abwehr der Einflüsse von Scientology leistet. Ursula Caberta ist die Leiterin. Nach ihrem Vortrag und einer interessanten Diskussion beim Ost-West-Forum im Gut Gödelitz vor mehr als 200 Zuhörern erhielt sie dafür einen lang anhaltenden Beifall.

Fünf- bis zehntausend Anhänger hat die Psycho-Sekte in Deutschland. Genau weiß es auch Caberta nicht, obwohl sie tiefe Einblicke in die Strukturen genommen hat. Trotz der relativ geringen Mitgliederzahl hält sie die Organisation für gefährlich, weil sie Einfluss auf die Politik nehmen kann und gegen die freiheitliche Grundordnung gerichtet ist. „Der Wahn der Scientologen ist, die einzigen wahren Menschen zu sein. Der Rest ist ‚rohes Fleisch‘, kriminell oder psychisch krank und gehört weggesperrt oder eliminiert. Wir sollten als Deutsche daran denken, welche Erfahrungen wir mit verschiedenen Ideologien haben.“

Als „raw meat“, rohes Fleisch, würden die Scientologen Menschen bezeichnen, die angeworben werden sollen, erzählte die „Scientologen-Jägerin“. Häufig geschehe das über Kurse, die von Akademien der Organisation angeboten werden. Schnell würden die Menschen und ihre Familien immer fester in das System eingebunden – über weitere Kurse, Nachhilfeunterricht für Kinder, Typberatungen für Frauen. In ihren Zirkeln sprechen die Scientologen eine Sprache mit eigenen Begriffen. Für die Kurse würden sich die Mitglieder häufig hoch verschulden und die Kontakte zu den Familien kappen. Ein Ausstieg aus den Strukturen sei für die Menschen schwierig.

In Hamburg war die Arbeitsgruppe Scientology gegründet worden, als die Organisation ins Immobilengeschäft einstieg. „Das war 1992. Ich dachte, das geht drei vier Jahre. Jetzt sind es 15 geworden.“ Geld zu verdienen sei eines der wesentlichen Ziele von Scientologie. Die Organisation unterhalte auch einen eigenen „Geheimdienst“ zur Abwehr von Angriffen. Prozesse werden geführt, um Gegner zu zermürben, und gezielte Desinformation verbreitet. „Im Nebelbomben schmeißen sind die Weltmeister. Die nennen sich Kirche. Die Leute verbinden damit etwas positives.“ Ein Verbot von Scientology hält Caberta für unbedingt notwendig.

Von Jens Hoyer