Döbelner Anzeiger – Katholische Kirche ist keine Partei

8. Dezember 2008

 

Bischof Joachim Reinelt sieht in der Gerechtigkeit gegenüber Schwachen den sozialen Weg. Er referierte auf dem Ost-West-Forum.

Konzerne, die Milliardengewinne einfahren und gleichzeitig Arbeitsplätze abbauen. Die Verspekulierung der Bänker, deren Zeche der Steuerzahler zu begleichen hat. Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert. Das sind Beispiele aus der deutschen und internationalen Realität, Beispiele, die sozialen Sprengstoff bieten. Joachim Reinelt, katholischer Bischof des Bistums Dresden-Meißen, widmet sich der Thematik „Soziale Gerechtigkeit“ und zieht zahlreiche Zuhörer ins Ost-West-Forum Gut Gödelitz.


Der Bischof ist ein optimistischer Mensch. Er malt das Bild von einer gerechten Gesellschaftsform und sieht, „dass die Gesellschaft noch nicht vor dem Abgrund steht. Wer seinen materiellen Bedarf nicht selbst erarbeiten kann, braucht die Unterstützung des Staates“, so der Bischof. Reiche seien nicht unbedingt schlechte Menschen, sagt er, auch wenn er damit nicht streng konform geht mit dem Bibelwort: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt.“

 

Chancengleichheit gefordert


Er weiß, dass die verantwortungsbewussten Unternehmer momentan rar sind, doch es gibt sie. Er fordert Chancengleichheit und Leistungsgerechtigkeit. Er warnt vor politischen Radikallösungen und lehnt eine Rückkehr zu „alten“ Verhältnissen, in denen eine Partei alles bestimmt, ab. „Das marktwirtschaftliche System muss bleiben, aber es muss sozial weiterentwickelt werden.“ Skeptisch sieht er einen starken Staat.

Wie aber weiter? Reinelt will nicht polarisieren. Er will bei der Diskussion verbinden und vereinen. Mitnehmen muss Reinelt die Forderung, dass sich die Kirchen verstärkt einmischen sollten. Gerade, wenn es um die Gerechtigkeit für die Schwachen geht. Die Handlungsaufforderung weist er aber zurück. „Die katholische Kirche ist nicht das Element in der Gesellschaft, das entscheidet. Wir können anklagen, haben aber keinen direkten Einfluss“, so der Bischof. „Soll ich als Bischof anweisen, wie was zu laufen hat?“, fragt er. Die katholische Kirche könne nicht konkreter werden, da sie sonst eine politische Partei wäre. Und das liege schließlich nicht in ihrer Absicht.

Von Dagmar Doms-Berger