Döbelner Anzeiger – Mehrländer: Wir können uns ein Scheitern Amerikas nicht leisten

20. April 2009

 

Beim Ost-West-Forum analysiert Dr. Andrea Mehrländer Chancen und Probleme, die Präsident Obama meistern muss.

Viele Fragen hat das „Ost-West-Forum“ am Sonnabend auf Gut Gödelitz beantwortet. Doch die wichtigste konnte auch die Referentin Dr. Andrea Mehrländer nicht beantworten: Schafft es Barack Obama mit den ihm zur Verfügung stehenden beschränkten Mitteln, aus Amerika wieder das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu machen? Das war zugleich das Thema des Vortrages.

Der Vorsitzende des Ost-West-Forums Axel-Schmidt-Gödelitz zog am Ende des Abends sein persönliches Fazit: „Ich bin skeptisch, ob es Obama schafft, das System umzukrempeln. Als Präsident wird er aber anders leben und wirken, als seine Vorgänger.“ In wenigen Tagen wird der Vortrag von Andrea Mehrländer auf der Homepage des Guts Gödelitz (www.ost-west-forum.de) nachzulesen sein, versprach er.

Weiße bald eine Minderheit

Die Referentin machte eines in ihren Ausführungen deutlich: Amerika ist ein Land im Wandel. Im Jahr 2042, also in 33 Jahren, wird erstmals in der Geschichte der weiße Bevölkerungsanteil in der Minderheit sein. Damit würden sich auch die Wertevorstellungen verändern und Amerika sich weiter als heute von Europa entfernen.

Sehr ausführlich ging Mehrländer auf einen der unverzichtbaren heutigen Werte Amerikas ein: Die Freiheit des Bürgers schließe eben auch ein, dass er nicht vom Staat gezwungen werden kann, einer Krankenversicherung beizutreten. Das liege im Ermessen des Einzelnen, zumal es auch für Unversicherte ein Recht auf ärztliche Behandlung im Notfall gebe. Freiheit bedeute, dass kein Zwang ausgeübt werden dürfe, sich polizeilich am Wohnort anzumelden. Und Freiheit bestehe auch darin, sich verteidigen und Waffen besitzen zu dürfen. Das schließe nicht das Recht ein, jemanden zu erschließen. „Diese Werte sind an sich gut. Obama muss aber versuchen, deren Missbrauch einzuschränken.“, sagte die Referentin.

Obama sitzt zwischen Stühlen

Andrea Mehrländer bezeichnete Obama nicht als einen Entscheider, sondern als einen Motivator, der die Fäden zusammenbringt. Ein weiteres Dilemma sei: Den Schwarzen sei er nicht schwarz genug, den Weißen nicht weiß genug. Er sitze zwischen den Stühlen und müsse versuchen, die weißen und schwarzen Werte zusammenzubringen. Ob ihm das gelingt, bleibe abzuwarten. „Wir können uns ein Scheitern Amerikas nicht leisten“, sagte Andrea Mehrländer.

Von Reinhard Kästner