Auf Gut Gödelitz hat der Verleger Christoph Links sein neues Buch vorgestellt.
In seinem Buch „Das Schicksal der DDR-Verlage“ beschreibt Christoph Links deren Privatisierung durch die Treuhandanstalt nach der Wende und die Konsequenzen. Was wurde aus den Verlagen im Leseland DDR? Dieser Frage ist er nachgegangen und hat dabei nicht nur eine faktenreiche Analyse geliefert.
„Ich bin förmlich dazu getrieben worden, mich mit dem Thema zu beschäftigen“, erklärte Christoph Links. Eine Reihe von Wissenschaftlern der Humboldt-Uni Berlin hätten sich angesichts verwaister Bücherberge machtlos gefühlt. Das waren Bücher, deren Verlage nicht mehr existierten und bei denen ungeklärt war, wer der rechtliche Nachfolger auch betreffs der Autorenrechte sei. In der DDR gab es 78 lizenzierte Verlage, in denen 6600 Mitarbeiter beschäftigt waren. Rund 6600 Titel, davon 4500 Bücher, wurden jährlich aufgelegt.
Zutritt zu Archiven erschwert
„Ich habe dann einfach angefangen zu recherchieren und mich in das Abenteuer gestürzt“, sagte Links vor den Besuchern in Gödelitz. Daraus entstanden eine Doktorarbeit und das Buch, das im März auf der Leipziger Buchmesse seine Premiere erlebte.
Es sei gar nicht so einfach gewesen, an Material zu kommen. Die Unterlagen der aufgelösten Treuhandanstalt unterliegen einer Sperrfrist von 30 Jahren. Der Zutritt zu anderen Archiven wurde erschwert. Links zeigte auf, dass Material aus Verlagen über den Weg Staatsarchiv, Archiv des Börsenvereins zu Leipzig und weiter ins Archiv des Frankfurter Börsenvereins sowie später zum Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt am Main wanderte. „Um dort Einblicke zu erhalten, wird eine Freigabe des Börsenvereins benötigt“, erklärte Links. Viel Material aus der Umbruchzeit sei so im Westen gelandet, wo es eigentlich nichts zu suchen hätte. Viele ehemalige Verlagsmitarbeiter halfen aber weiter. So gelang es Christoph Links herauszufinden, dass 45 Verlage nach der Wende vom Namen her existierten, jedoch nur 27 davon selbst noch Bücher herausgaben.
Heute haben nur noch 17 Verlage im Osten ihren Standort. Neun davon seien Alt-Verlage, die aus eigener Kraft ihre Eigenständigkeit erhalten konnten. „So schlimm hatte ich es nicht erwartet“, gab der Autor zu. Die Verlage seien durch die Treuhand regelrecht verramscht worden. Das sei ohne Sachverstand geschehen. (bsch)