Döbelner Allgemeine Zeitung – Plädoyer für ein würdevolles Einkommen

dm-Chef Götz Wolfgang Werner referiert auf Gut Gödelitz

Montag, 06.12.2010

 

Gödelitz (rd). In der jüngsten Zeit haben einige Lebensmittel- und Drogerieketten für jede Menge negative Schlagzeilen gesorgt. Von Bespitzlungen bis auf die Toilette, von Hungerlöhnen und jederzeit kündbaren Jobs war dabei die Rede. Dass es auch anders geht, zeigt die Drogeriekette dm. Deren Filialen arbeiten in Selbstverantwortung und Eigenkontrolle, bestimmen vor Ort selbst ihr Sortiment, ihre Dienstpläne, zum Teil die Vorgesetzten und sogar die Gehälter. Dieser Gestaltungsspielraum der Mitarbeiter bei Entscheidungen ist nach Ansicht von Analysten der Grund für konkurrenzfähige niedrige Preise bei vielen Produkten sowie eine hohe Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit.

Der Mann, der hinter diesem Erfolgsmodell steht – Götz Wolfgang Werner – war am Sonnabend zu Gast auf Gut Gödelitz, um über das „bedingungslose Grundeinkommen“ zu referieren. Bei diesen handelt es sich um ein sozialpolitisches Finanztransfermodell, nach dem jeder Bürger unabhängig von seiner wirtschaftlichen Lage vom Staat eine gesetzlich festgelegte und für jeden gleiche finanzielle Zuwendung erhält, für die keine Gegenleistung erbracht werden muss.

„Allein dadurch, dass der Mensch lebt, hat er einen Anspruch auf ein Einkommen, mit dem er überleben kann“, so der 66-jährige Anthroposoph und ehemalige Deutsche Meister im Ruder-Doppelzweier, der sich seit gut fünf Jahren öffentlich für ein solches bedingungsloses Grundeinkommen in Deutschland einsetzt – nach einem von ihm seit Anfang der 1980er Jahre entwickelten Konzept. Dessen Finanzierung basiert dabei auf der allmählichen Abschaffung der Einkommenssteuer und der gleichzeitigen Erhöhung der Mehrwertsteuer als „Konsumsteuer“ auf über 50 Prozent. „Der Paragraph 1 des Grundgesetzes besagt, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Entsprechend sollten auch die Einkommen derart gestaltet sein, dass sie ein würdevolles Leben ermöglichen“, so der gebürtige Heidelberger, dessen Drogeriekette weit über 2000 Filialen betreibt.

Bislang jedoch noch nicht in der Döbelner Region. „Obwohl hier Rossmann sehr stark vertreten ist, haben wir Döbeln noch nicht abgeschrieben“, so der Gebietsverantwortliche Sachsen, Gert Moßler.