Veranstaltung am 3.12.2011
Gut Gödelitz liegt inmitten der Lommatzscher Pflege, der Kornkammer Sachsens. Dieser enorm fruchtbare Landstrich kann auf eine lange bäuerliche Tradition zurückblicken. Tier- und Pflanzenzucht waren weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und anerkannt.
Tradition und Fortschritt kennzeichneten das Wirken der Landwirte dieses Teils Deutschlands. Von unseren Eltern und Großeltern wissen wir, sie sehr sie sich um artgerechte Tierhaltung und um die Bewahrung der Fruchtbarkeit des Bodens gekümmert haben. Sie sind, ähnlich wie die anderen Bauern in der Umgebung, mit dieser Art des Wirtschaftens auch wohlhabend geworden.
Heute hat sich das Bild der Landwirtschaft verändert. In Ostdeutschland sind infolge der Bodenreform 1945 Großbetriebe mit Hunderten oder gar einigen Tausend Hektar sind keine Seltenheit mehr. Wollen sie sich auf dem Markt behaupten, werden sie wie moderne Industriebetriebe geführt. Der Maschinenpark ist extrem kapitalintensiv. Massentierhaltung und Pflanzenschutz durch eine Vielzahl an Pestiziden und eine zunehmende Monokultur kennzeichnen diese Agroindustrie. Wer ökologisch-nachhaltig und bäuerlich wirtschaften will, für den wird der Zugang zu Boden immer schwerer gemacht. Seit Beginn der Finanzkrise 2007/8 wird Ackerland mehr und mehr zu einem Objekt der Spekulation. Investoren, die nicht aus der Landwirtschaft kommen und allein an Rendite interessiert sind, kaufen im großen Stil mit Geldern, die sie anderswo verdient, oder auf den Finanzmärkten eingesammelt haben. Bäuerlich arbeitenden Betrieben wird das Land, das sie gepachtet haben, regelrecht unter den Füßen weggezogen, weil sie die durch die Spekulation angeheizten Pachtpreise nicht mehr bezahlen können.
Gegen diese Entwicklung formieren sich zahlreiche Organisationen, die lautstark eine Wende in der Landwirtschaft fordern: Förderung bäuerliche Betriebe, Verbot von Gentechnik, Verbot von Massentierhaltung, Stärkung von Verbraucherrechten durch ein Mehr an Lebensmittelkennzeichnung, sowie ein systematischer Ausbau lokaler und regionaler Wirtschaftskreisläufe.
Gegenwärtig wird in Brüssel über die zukünftige Verteilung der 56 Mrd. Euro verhandelt, die Europa jährlich in die Landwirtschaft investiert. Bäuerliche und Großagrarierinteressen stoßen hart aufeinander, die Lobbymaschinerie läuft auf Hochtouren. Was die einen und die anderen wollen und was sich hinter den Kulissen abspielt – darüber wird uns der
landwirtschaftspolitische Sprecher der GPÜNEN im Deutschen Bundestag berichten.
Wir freuen uns, Friedrich Ostendorff auf Gut Gödelitz begrüßen zu dürfen.
zur Person:
Geboren 1953 in Dortmund, aufgewachsen auf dem elterlichen Bauernhof in Bergkamen-Weddinghofen. Nach dem Schulabschluss (Mittlere Reife) beginnt er eine landwirtschaftliche Ausbildung – Lehre, danach Fachschule und schließlich, 1974, die Meisterprüfung. Nach einem landwirtschaftlichen Auslandspraktikum in Japan übernimmt er
1978 den elterlichen Hof, den er ein Jahr später zu einem Ausbildungsbetrieb macht und 1983 auf biologischen Landbau (Bioland) umstellt.
Sein Lebensthema ist die Ökologie, der Erhalt von Umwelt und Natur als der Grundlage allen menschlichen Lebens und Wirtschaftens. Dem entsprechend engagiert er sich seit 1982 in der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft (AbL), deren Landesvorsitzender er bis 1996 ist. 1982 engagiert er sich zudem als Mitbegründer des Bioland-Landesverbandes in Nordrhein-Westfalen (NRW). 1988 gründet er mit Gleichgesinnten das Neuland-Programm für artgerechte Tierhaltung. Seit 1999 ist er ehrenamtlich im Vorstand der Firma Biofleisch NRW.
Seit 2006 engagiert sich als Mitglied im BUND-Landesvorstand, ein Jahr später wird er zum stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt und nimmt gleichzeitig die Funktion des Bundesagrarsprecher wahr.
Parteipolitisch engagiert er sich 1981 als Mitbegründer der GRÜNEN im Kreis Unna. Dort amtiert er von 1994 bis 2002 als Fraktionsvorsitzender im Kreistag von Unna. Von 2002 bis 2005 und – erneut seit 2009 – vertritt er für die GRÜNEN im Deutschen Bundestag.
Er ist deren landwirtschaftspolitischer Sprecher, Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, sowie stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuss.
Friedrich Ostendorff ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter.