Döbelner Allgemeine Zeitung: Nachteile der Männer im Mittelpunkt

10. März 2014
Gödelitz (rose). Zum internationalen Frauentag ging es am Sonnabend auf dem Gut Gödelitz ausgerechnet um die Männer. In ihrem Vortrag ging Diplompädagogin, Psychotherapeutin und Journalistin Astrid von Friesen der Frage nach, was bloß mit den Jungen und Söhnen in Deutschland los ist. Zuvor wurde die 27. Kunstausstellung in der Alten Schäferei eröffnet.
In ihrem Vortrag beleuchtete von Friesen die derzeitige Situation des männlichen Geschlechts in Deutschland. “Vor 40 Jahren kämpften die West-Feministinnen um Chancengleichheit zu den Männern. Nun müssen das im Prinzip die Jungen tun”, sagt sie. Besonders bei der Erziehung fehlt von Friesen der männliche Part zur Mutter. “Jeden Tag gibt es in Deutschland 400 Scheidungshalbwaisen mehr. 80 Prozent davon leben später bei alleinerziehenden Müttern. Die Väter werden aus den Familien ausgeschlossen. Die Söhne leiden darunter mitunter ein ganzes Leben lang”, sagt von Friesen und plädiert dabei sogar für eine Gesetzesänderung. “In einigen Ländern Europas stehen auf die Entfernung des Vaters zum Kind Strafen von bis zu drei Jahren Gefängnis, weil es eine Menschenrechtsverletzung ist. In Deutschland sollte es ein Recht auf einen stressfreien Umgang mit seinem Kind geben”, sagt sie. Zudem habe sich über die Medien ein Bild von Männern verinnerlicht, das nicht mehr realistisch ist. “Es geht ja nur darum, ob Macho oder Weichei. Die Männer stört das und sie stellen sich die Identitätsfrage”, so von Friesen. Die Gefühlsarbeit mit Männern bleibe auf der Strecke.
Im Berufsleben haben die Frauen die Männer bereits überholt. Dazu nannte von Friesen Zahlen. Die Erkenntnis: deutlich mehr junge Frauen als Männer bestehen das Abitur, deutlich mehr Männer bleiben ohne Abschluss. “Außerdem gibt es immer noch Berufe, die einem Geschlecht vorbehalten sind. Frauen wollen nicht Ingenieurinnen werden, Männer keine Hebammen”, sagt sie. Zudem bleibe ein Großteil der intellektuellen Berufsgruppen kinderlos. “Das ist Intelligenz, die damit nicht in die nächste Generation vererbt wird. Die Gesellschaft braucht leistungsstarke Männer. Auch in der Erziehung. Außerdem müssen beiderseits Schwächen akzeptiert werden.” Vor dem Vortrag eröffnete auf Gut Gödelitz die 27. Kunstausstellung. Bis Mitte Juni werden dort Werke von Christine Grochau zu sehen sein.

Diplompädagogin, Psychotherapeutin und Journalistin Astrid von Friesen referierte.