Döbelner Allgemeine Zeitung – Ein gesunder Schuss Selbstvertrauen

Verleger Elmar Faber stellt Buch “Verloren im Paradies” vor, von Natasha G. Allner, 04.08.2014

Gödelitz. “Ein Verleger ist ein leidenschaftlicher Mensch. Er muss einen gesunden Schuss Selbstbewusstsein bis hin zur Selbstzerstörung mitbringen, aufgrund des Risikos. Er ist ein Mensch, der aus Liebe zum Buch in das Metier einsteigt – mit einer gewissen Lebenserfahrung und Menschenkenntnis und Nachdenklichkeit”, antwortet Elmar Faber auf die Frage von Andreas Wang, was einen Verleger eigentlich ausmache. Der Kulturjournalist und Herausgeber Wang moderierte am Sonnabend die Vorstellung des Buches “Verloren im Paradies”. Vor zahlreichen Zuhörern sprach Elmar Faber über sein Leben, seine Arbeit als bedeutendster Verleger der DDR sowie danach und las aus seiner Biografie, welche im Frühjahr im Aufbau Verlag erschienen ist.
Wortgewaltig steigt der 1934 in Thüringen Geborene in sein Werk ein. Atmosphärisch dicht breitet der gebürtige Deesbacher sein Paradies vor dem Leser aus. Die Großmutter sorgt dafür, dass gute Bücher wie Schätze bewahrt werden, Geschichten zum Denken anregen, Literatur ein ganz normaler Teil des Lebens wird. Texte werden in “Dichtung oder Papierkram” unterteilt. Bis der erste Riss im Paradies entsteht und eben jene besonderen Bücher zu “Mehl und Butter”, zu Tauschware, gemacht werden müssen. Schmerzlich erlebt der junge Faber zwölf Schläge mit der Haselnussrute, nach dem er die Dorfschöne aus einem Versteck heraus beschossen hatte. Die frühen Jahre in der DDR nimmt er trotzdem als “wundervoll” wahr und später die Wende als “unvergessliche Umbruchzeit”. Einen Schwerpunkt des Buches sind Elmar Fabers ganz persönlichen Erinnerungen an den DDR-Volksaufstand am 17. Juni 1953 gewidmet: “Ich habe das so, wie von mir erlebt, aufgeschrieben. Ein Karneval war das nicht. Da setzte Nachdenklichkeit ein.”
Wenn er heute kritisch zu seinem späteren Parteieintritt befragt wird, sagt er: “Als junger Mensch sah man vieles wie durch ein Fernrohr. Damals war ich an der Arbeiter- und Bauernfakultät. Stalin war gestorben. Wir traten quasi als Kolonne in die SED ein. Meinten, eine große Lücke wurde gerissen, wir müssen die schließen.” Faber erreichte mit seiner Ehrlichkeit und Authentizität das Publikum leicht. Lacher und Applaus gehörten zu seinem Vortrag genauso dazu, wie kritische Fragen in der Diskussionsrunde danach. Seine Biografie hält sicher weitere Überraschungen und Historie bereit.