Brennpunkt Naher Osten: Israel und die Palästinensische Autonomie Vortrag und Gespräch mit Rudolf Dreßler

Sonnabend, dem 10. März 2018, Gut Gödelitz, Alte Schäferei, 18.00 Uhr
Vortrag und Gespräch mit Rudolf Dreßler, Staatssekretär a. D., Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel a. D.

Mit dem Ende des Kalten Krieges, der Wiedervereinigung Deutschlands und den folgenden Abrüstungsbemühungen zwischen den Großmächten schien ein neues Zeitalter angebrochen zu sein. Ein Zeitalter des Friedens, des vernunftgeleiteten Interessensausgleichs und des weltweiten wirtschaftlichen und  sozialen Fortschritts.

Heute stehen wir fassungslos vor den Trümmern dieser Hoffnungen. Aufrüstung wo immer wir hinsehen, Kriegsängste. Der Nahe Osten ist ein Schlachtfeld brutalster Gewalt. In Syrien mischen sich fast alle ein, ein Stellvertreterkrieg, ein Weltkrieg im Kleinen.

Israel hingegen war schon immer von Gewalt geprägt. Seit der Gründung des Staates 1949 gab es niemals einen länger andauernden inneren Frieden. Die Menschen lebten mit dieser jahrelangen Gewaltanwendung. Allein während der ersten Intifada (1987-1993) beklagte Israel 1100 Tote und 7000 Verletzte, auf Seiten der Palästinenser waren es 3268 Tote und 24.000 Verletzte. 

Alle Bemühungen, dem Einhalt zu gebieten – vor allem während des Oslo-Friedensprozesses seit 1993 – scheiterten. Seither stehen sich beide Seiten unversöhnlich gegenüber, die Radikalen auf beiden Seiten bestimmen die Politik, selbst ein Krieg zwischen dem Iran und Israel kann nicht mehr ausgeschlossen werden. Seit Präsident Trumps Jerusalem-Entscheidung fällt auch die USA als Vermittler aus. Europa ist mit seinen eigenen Problemen beschäftigt.

Das ost-west-forum hat sich in der Vergangenheit zwei Mal mit dem Thema befasst. Einmal luden wir den langjährigen Vertreter Palästinas in Deutschland, Abdallah Frangi zum Vortrag ein. Kurz danach folgte der israelische Professor Frank Stern. Nun wird sich mit Rudolf Dreßler ein Deutscher, der sich ein politisches Leben lang mit Israel und dem Nahost-Konflikt beschäftigte, zuletzt als Botschafter Deutschlands in Israel diente, dem Thema widmen.

Am 10. März haben Sie die Gelegenheit, mit Rudolf Dreßler auf Gut Gödelitz mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Zum Vortrag und dem anschließenden Gespräch laden wir Sie herzlich ein.

Zur Person:

Rudolf Dreßler wurde 1940 in Wuppertal geboren. Nach der Volkschule Ausbildung zum Schriftsetzer. Mitglied der Gewerkschaft IG Druck und Papier, Betriebsratsvorsitzender der Westdeutschen Zeitung, von 1974 bis 1983 Mitglied im Hauptvorstand seiner Gewerkschaft.

Portraitbild von Rudolf Dreßler

Rudolf Dreßler. Foto: Achim Hehn

Seit 1969 Mitglied der SPD. Von 1980 bis 2000 war er Mitglied des Deutschen Bundestages, 1982 kurze Zeit Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung unter der Regierung Helmut Schmidt, von 1984 bis 2000 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA). In dieser Zeit war er Mitglied im Parteivorstand und von 1991 bis 2000 gehörte er auch dem Präsidium der SPD an. 

Rudolf Dreßler ist ein klassischer, pragmatischer Traditionssozialdemokrat, der konsequent die Interessen der Arbeitnehmer vertrat. Damit geriet er schnell in Konflikt mit der seit 1998 amtierenden Regierung Schröder, deren Sozialabbau er heftig kritisierte. Deshalb sah Bundeskanzler Schröder nicht ungern seine Berufung im Jahr 2000 zum Botschafter der Bundesrepublik in Israel. Er war schon als Abgeordneter der SPD-Fraktion des Bundestages über 19 Jahre für deren Israel-Politik verantwortlich. Als er vor seinem Amtsantritt eine Internationalisierung der Stadt Jerusalem als eine mögliche Lösung nannte, stand seine Ernennung kurz vor dem Scheitern. Die Irritationen legten sich aber wieder – nach seiner Verabschiedung 2005 galt er als allgemein verlässlicher Freund Israels. 

Seit 2010 ist Rudolf Dreßler Kuratoriums-Mitglied des Instituts Solidarische Moderne. Die gegenwärtige Politik der SPD kritisiert er scharf, die Große Koalition lehnt er konsequent ab.  

Ausstellungseröffnung:

Im Vorprogramm der Veranstaltung eröffnet das ost-west-forum seine 43. Kunstausstellung. Unter dem Titel „Gewachsenes und Gestaltetes“ werden Arbeiten des Meißner Fotografen Daniel Bahrmann gezeigt.