Gödelitz, Döbelner Allgemeine Zeitung, Montag, 30. Juni 2010
„Es geht mir nicht um eine dokumentarische Abbildung der DDR“, stellte Torsten Schulz unmittelbar nach der Lesung aus seinem Roman „Boxhagener Platz“ und seinem Erzählband „Revolution und Filzläuse“ klar. Mit dem Professor für praktische Dramaturgie war beim Ost-West-Forum am Sonnabend ein Schriftsteller zu Gast, der sich dazu bekennt, ein politischer Autor zu sein.
„Meine Texte sind keine Pamphlete und haben keinen politisch-agitatorischen Charakter. Aber es sind Akte von Zeitgenossen und damit auch politische Akte“, erklärte Torsten Schulz nach seiner Lesung, in der er der Zuhörerschaft drei Szenen präsentierte.
Mit Episoden aus dem Alltag demaskiert Schulz den DDR-Staat und bietet zugleich Stoff zum Lachen. Schulz begann seine Lesung mit einer Beerdigungsszene, die gespickt war von makabren Witzen und mit passend eingesetzter derber Sprache. Mit dem Text „drei Geburtstage“ schaffte es Schulz, eine Geschichte zu erzählen, in der wesentliche Probleme von drei Generationen angesprochen werden. Sie wird zusammengehalten durch die Tragik einer unerfüllten Liebe. Alle vorgetragenen Texte enthielten eine kräftige Note Witz. Gemeinsam war ihnen auch die Qualität, von Geschichte zu berichten und gleichzeitig lebendige Geschichte zu erzählen. „Meine Geschichten sollen archetypisch sein und für Leser aus dem Westen oder aus Süddeutschland verstehbar bleiben“, sagte Schulz im Gespräch.
Torsten Schulz wurde 1959 in Ostberlin geboren und lehrt als Professor für praktische Dramaturgie an der Filmhochschule Babelsberg, an der er selbst Film- und Fernsehwissenschaften studiert hat.
Stefan Hantzschmann