Jetzt nur noch ein Weg: Freie Schule, von Natasha G. Allner, 12.12.2014
Gödelitz. Die wichtigsten Ergebnisse ihres fünfjährigen Kampfes um den Erhalt der Seifhennersdorfer Oberschule (damals noch Mittelschule/Landkreis Görlitz) gibt Bürgermeisterin Karin Berndt erst am Schluss ihres Vortrages im Ost-West-Forum auf Gut Gödelitz bekannt: “Der einzige Weg für uns, den wir nun noch gehen wollen, ist die Freie Schule. Die damaligen Entscheidungen des Kultusministeriums über den Mitwirkungsentzug und der Schulschließungen sind grundgesetz- und verfassungswidrig.” Im Grundgesetz stehe sinngemäß, “Volksschule ist Hoheit der Gemeinden”. Berndt beklagt in diesem Sinne, dass die kommunale Selbstverwaltung eingeschränkt und “die Gemeinde entmündigt” sei. Momentan liege die Klage beim Bundesverfassungsgericht.
Die jüngste Entscheidung des Sächsischen Kultusministeriums aber, dass keine weiteren Schulen geschlossen werden, sieht der Vereinsvorsitzende des Ost-West-Forums Axel Schmidt-Gödelitz als Errungenschaft Berndts und ihrer Mitstreiter. Für diese jedoch hat es keinen positiven Einfluss mehr. Weit ausholend berichtete Karin Berndt über die Entwicklungen des Schulstreits: Unkorrekte Zahlen und Prognosen hätten mehrfach zum Mitwirkunsgentzug geführt (auch wenn die “demografische Katastrophe”, wie sie selbst sagt, nicht an Seifhennersdorf vorüber gegangen ist), aber “wir lassen uns doch nicht einfach so einen Bescheid schicken und die Schule wegnehmen, wenn man ‘nur noch’ ein Bildungsstandort ist. Denn die Kinder sind unsere Zukunft”, so die Bürgermeisterin zu ihrem Kampfeswillen. Zu dem fühlte sich die Schule einem privaten Spender verpflichtet, der immerhin rund 100000 Euro in diese Bildungseinrichtung fließen ließ: “Ohne dieses Erbe hätten wir nicht so lange kämpfen können. Fast 70000 Euro sind für den Rechtsstreit bereits verbraucht.” Den Rücken bekommt Berndt von einem breiten Bündnis aus Stadtrat, Eltern, Großeltern, Schülern und Bürgern gestärkt, aber das Thema polarisiert auch. Weggefährten wenden sich ab, Fraktionen streiten, andere Schulstandorte entwickeln Angst um die eigene Existenz.
Auf Dauer zermürbt das Gerangel, kränken verunglimpfende mediale Schlagzeilen und Anfeindungen von Andersdenkenden rauben Kraft: “Ich habe mich ungeheuer verändert. Vor fünf Jahren war ich gelassener und habe Schwierigkeiten nicht als Schwierigkeiten, sondern zu lösende Aufgaben betrachtet.” Jetzt ist Berndt enttäuscht von der Politik: “Das ist schlimme lineare Strategie der Bürokratie dieses Landes. Meine Hoffnung liegt nun in der wohlwollende Begleitung der freien Trägerschaft, denn es muss an der Stelle mal Schluss sein. Der soziale Frieden muss wieder hergestellt werden.