Katharina kam sehr früh in ein Kloster. Auch kleine Jungen wurden ab drei Jahren entweder zur Ausbildung oder in den Dienst außer Haus gegeben. Kleine Mädchen wurden oftmals als so genannte Haustöchter in das Elternhaus ihres künftigen Gatten gegeben, um seine Familie als die eigene anzusehen. Sie ins Kloster zu geben, bedeutete zwar, ihnen die Möglichkeit zur Familiengründung zu nehmen, gleichzeitig aber Sicherheit bis ans Lebensende und die fast einzige Chance auf geistige Bildung. Oft war deshalb ein Klosterleben das Bestmögliche, was ein verarmter Vater, der seiner Tochter keine attraktive Mitgift in die Ehe mitzugeben vermochte, seiner Tochter geben konnte.
Katharina ist ein Kind des Aufbruchs. Zu ihren Lebzeiten entdeckten Seefahrer fremde Kontinente. Die noch junge Druckkunst machte Mitteilungen und Informationen aller Art flächendeckend bekannt. Die Macht des Wissens blieb nicht mehr nur Adel und Klerus vorbehalten. Luthers Thesenanschlag war Teil dieser die Welt revolutionierenden Veränderungen, indem er die bis dahin scheinbar allwissende Kirche entmachtete und ihr das Geheimnis des Bibelwortes entzog und es öffentlich machte. Zugleich setzte er sich für die Gleichwertigkeit und die Entscheidungsfreiheit der Frau ein und trug dadurch wesentlich zur Aufwertung und Emanzipation der Frau in einer reformierten, d.h. erneuerten Gesellschaft bei. Die Bildung, die Katharina im Kloster erhalten hatte, ermöglichte es ihr, das von außen mit Hilfe der Druckkunst ins Kloster eindringende Wissen zu verarbeiten und die von Luther proklamierte Freiheit des Christenmenschen zu verstehen und zu ergreifen.
Katharina von Bora fasziniert bis heute, weil sie zweifellos die starke Frau an der Seite eines großen Mannes war, mit dem gemeinsam sie aus seiner Idee und geistigen Schöpfung einer kirchlichen Reformation eine gelebte Reformation machte.
Die Autorin Karin Jäckel und Astrid v. Friesen werden auf Gut Gödelitz bei Nossen/Sachsen eine Tagung dazu veranstalten: Vom 24. bis 27. September 2006, einschließlich Lesungen und Vorträge, Bustour zu einigen Stätten ihres Lebens, Ahnenabgleich mit vielen Lutheriden usw.