Vortrag und Gespräch mit Ursula Caberta: Feindbild Scientology – Unterwandert die Organisation unsere demokratische Gesellschaftsordnung?

Veranstaltung am 19. Januar 2008

Im Vorwort zu dem Mitte 2007 veröffentlichten „Schwarzbuch Scientology“ von Ursula Caberta schreibt der derzeitige Bayerische Staatsminister des Inneren und heutige Ministerpräsident des Freistaates Bayern Günther Beckstein:

„Scientology ist eine .. menschenverachtende Psycho-Ideologie, die eine totalitäre Gesellschaft aus gefügigen Anhängern fordert. Ihr Ziel ist die völlige Unterordnung des Einzelnen. Menschen- und Grundrechte sind diesem Denken fremd…Die Scientology-Organisation wird zu Recht vom Verfassungsschutz beobachtet, da sie verfassungsfeindliche Bestrebungen verfolgt und damit gegen unsere freiheitliche demokratische Grundordnung gerichtet ist…Wer auf die Gefahren, die von der Scientology-Organisation ausgehen, hinweist oder sich gar von ihr löst, gerät unweigerlich in das Visier dieser Organisation. Kritiker werden diffamiert, öffentlich bloßgestellt, angezeigt, verklagt, bisweilen bedroht, belästigt und zur Zermürbung auch psychisch gequält, so die Erkenntnisse des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz…”

Starke Worte. Scientology lässt sich aber von dem, was Politiker, Kirchen, Sektenbeauftragte und Medien über sie verlauten lassen, kaum beeindrucken. Im Gegenteil. Laut Caberta hat sich die Organisation die Eroberung Europas zum Ziel gesetzt. In Madrid, London, Brüssel und seit dem Sommer 2007 auch in Berlin hat sie aufwändige Zentralen
gebaut, die nicht nur für eine massive Mitgliederwerbung sorgen sollen.

Darüber hinaus setzen die Scientology-Strategen alle Mittel ein, um die Anerkennung als Kirche zu erreichen und damit endgültig einem Verbot zu entgehen. US-Medienkampagnen gegen die Bundesrepublik, Lobbyarbeit berühmter US-Schauspieler oder Druck über politisch-diplomatische Kanäle auf deutsche Politiker: Kein Hebel wird ungenutzt gelassen, um diese Ziele zu erreichen.

Ist Scientology wirklich so gefährlich? Wer im Sinne der Aufklärung und der kritischen Rationalität erzogen wurde, kann bei der Lektüre scientologischer Broschüren und Werbeschriften nur mit dem Kopf schütteln. Eine solche Ansammlung von Unsinn muss doch an einem normalen Mitteleuropäer abprallen. Und die Mitgliedschaft ist kostspielig, für viele geradezu ruinös. Dennoch schätzen Verfassungsschützer die Mitgliederzahl von Scientology allein in Deutschland auf über 8000.

Wo setzen die Scientology-Werber an? Bei Menschen, die sich in Lebenskrisen befinden? Gewiss. Bei Kindern und Jugendlichen, die Hilfe suchen? Bei den Vielen, die eine andere Dimension des Lebens suchen und sich von der platten Gesellschaftsphilosophie des Konsumismus einer marktradikalen Wirtschaftsordnung abgestoßen fühlen?
Das sind vermutlich wichtige Zielgruppen. Was setzen wir dagegen?


 

zur Person Ursula Caberta:

caberta_ursulaGeboren 1950 in Hamburg. Studium der Volkswirtschaftslehre.

Von 1986 bis 1992 war sie Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft.
Als Abgeordnete war sie dort zuerst ausländerpolitische und dann rechtspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion.  Im September 2001 trat sie aus der SPD aus.

Seit Gründung der „Arbeitsgruppe Scientology“ im Jahre 1992 bei der Behörde für Inneres ist sie Leiterin dieser in Deutschland einzigartigen Behörde. Sie klärt über die Gefährlichkeit von Scientology auf und erreicht damit eine breite Öffentlichkeit. Sie warnt vor Eintritt und hilft Aussteigern. Scientology hingegen betrachtet Frau Caberta als Hauptfeindin in Deutschland. Sie wird angefeindet, verklagt und bedroht – wobei der „getarnte Teufel“, wie Caberta scientology-intern genannt wird, bisher immer das letzte Wort hatte und vor Gericht obsiegte.

2002 wurde die Arbeitsgruppe erweitert. Seither ist Ursual Caberta auch Leiterin der „Obersten Landesbehörde für den Jugendschutz bezüglich neuer religiöser und ideologischer Gemeinschaften und Psychogruppen“ bei der Behörde für Inneres der Freien und Hansestadt Hamburg.

Von 1996 bis 1998 war sie sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission „Sekten und Psychogruppen“ des Deutschen Bundestages.