Thomas Went nennt seine künstlerische Tätigkeit „DIGITART“. Keine Frage, dass für ihn Fotografie Kunst ist, dass es bei ihm keine einfache Trennung von Fotografie und Malerei gibt, dass ihm die digitale Fotografie neue künstlerische Arbeitsweisen und Ausdrucksformen ermöglicht. Seine eigene Arbeitsweise nennt er „Von der Fotografie zurück zur Malerei“. Hierbei handelt es sich keineswegs um eine einfache Rekonstruktion von Vergangenem. Thomas Went geht neue Wege und schafft Neues.
Dazu „bearbeitet“ er eigene digitale Fotos am Computer. Räume sind ihm als Architekten besonders wichtig, auch öffentliche Räume, für die sich seine großformatigen Bilder gut eignen. Am Anfang steht ein digitales Foto, das einen in Raum und Zeit einmaligen Augenblick festhält, die Momentaufnahme eines Objektes darstellt. Dann wird dieses Foto am Computer bearbeitet. Spielerisch sucht, vergleicht, probiert Thomas Went mit sich ändernden Formen, Farben, Konturen, Licht und Schatten nach dem für ihn Wichtigen, Wesentlichen im fotografierten Objekt. Über Abstraktionen, über Verallgemeinerungen also, von dem ersten Eindruck einer als Momentaufnahme festgehaltenen Wirklichkeit findet er zum für ihn Wesentlichen einer Landschaft, eines Flusses, eines Berges, eines Ortes, eines Gebäudes.
So entsteht aus einem Foto etwas Neues. Dieses verkörpert gleichermaßen die Erinnerung an wirklich Gesehenes, an den ersten Eindruck davon und zugleich die Sehnsucht nach dem Wesen des Gesehenen, nach dessen Vollkommenheit und Schönheit.
In einem kurzen Film zeigt uns Thomas Went dieses Arbeitsprinzip. An Hand vieler Zwischenstufen können wir seinen Abstraktionsprozeß von einem konkreten digitalen Photo des Basteifelsens in der Sächsischen Schweiz zu den ausgestellten zwei Bildern von diesem bearbeiteten Objekt seiner subjektiven Erinnerung und seiner idealisierenden Sehnsucht nachvollziehen.
Die spannungsvolle Einheit von Erinnerung und Sehnsucht scheint ein Grundzug im künstlerischen Schaffen von Thomas Went zu sein. Erinnerung ist dabei mehr als nur objektive und neutrale Rekonstruktion von Vergangenem. Sie ist immer auch eine subjektive Konstruktion durch den sich Erinnernden. Wir haben also einen Einfluss darauf, was wir wie erinnern. Und unsere Sehnsucht, unsere Absichten und Ansichten über den Gegenstand des Erinnerns wirken auf den Prozess und das Ergebnis dieses Erinnerns ein.
Seiner aktuellen Ausstellung in Gödelitz hat Tomas Went den Untertitel „bitte mehr…“ gegeben. Das Wort „mehr“ dürfte diese Sehsucht nach Vollkommenheit und Schönheit meinen. Man kann es aber auch als „Meer“ lesen, denn Wasser, Meer und Strom sind für Thomas Went wichtige Motive beim Fotografieren und bei der „Bearbeitung“ seiner Fotos. „Mehr“ ist vielleicht auch ein Hinweis darauf, dass der besondere Reiz und die eigenartige Schönheit seiner Arbeiten den Betrachter süchtig machen können nach immer neuen solcher schönen, großformatigen, farbintensiven „Fotobilder“.
Die Arbeiten von Thomas Went bleiben bei aller Verallgemeinerung sinnlich und konkret. Sie ermöglichen uns Betrachtern vielfältigen Eindrücke und Deutungen, und sie verführen uns dazu. Unabhängig davon sind seine Bilder malerisch dekorativ, grafisch reizvoll und schön im besten Sinne des Wortes. Sie passen gut zum ost-west-forum, nicht nur weil sie den Konferenzraum unseres Bürgervereins schmückend aufwerten, sondern auch, weil verantwortbares Erinnern (an deutsche Vergangenheiten) und die Sehnsucht nach einer besseren (leistungsfähigen und friedfertigen) Gesellschaft Kernpunkte des hier praktizierten bürgerschaftlichen Engagements sind.
Biografie Thomas Went:
|