Bis Februar 2012 werden großformatige Malereien von Sándor Dóró zu sehen sein.
Der 1950 in Hajduböszörmény in Ungarn geborene Künstler hat in Debrecen sein Abitur gemacht und anschließend dort eine Gastronimielehre absolviert. Dem folgte in Gyöngyös ein Fachstudium für Weinbau.
Begleitend besuchte er regelmäßig eine Zeichen- und Malschule in Debrecen. Von 1966 bis 1976 nahm Sándor Dóró als aktiver Freistilringer an zahlreichen nationalen und internationalen Ringkämpfen teil. 1978 führte ihn die Liebe nach Deutschland. In Dresden studierte er von 1979 bis 1984 an der Hochschule für Bildende Künste. Dem folgte dort eine einjährige Assistenz im Fachbereich Künstleranatomie. Seit 1985 lebt und arbeitet Sándor Dóró als freischaffender Maler und Grafiker im Künstlerhaus in Dresden. In Debrecen hat er ein zweites Atelier. Seit 2008 lehrt er an der Dresdener Kunsthochschule Anatomie. Zum reichen und vielfältigen Schaffen des Künstlers zählen Zeichnungen, Gemälde, Collagen, Skulpturen, Installationen und Performances.
Arbeiten des vielseitigen Künstlers waren auf zahlreichen nationalen und internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen.
In seiner Gödelitzer Präsentation lernen wir Sándor Dóró als Maler kennen, in großformatigen, farbintensiven, kraftvollen Gemälden.
Diese zeichnen sich durch eine Mischung aus gegenständlich-figürlicher und abstrakter Darstellung aus.
Bei dem Bild „Alice im Wunderland 1“ beispielsweise erkennt der Betrachter sofort und leicht den Kopf einer Ente, einen Fisch, einen Frauenkörper.
Diese Bildbestandteile können wir eindeutig benennen. Aber bereits bei ihrer sinnvollen Zuordnung haben wir Schwierigkeiten mit der einfachen Gegenständlichkeit. Jetzt spricht die abstraktere Welt der Formen und Farben zu uns. Für deren Verständnis benötigen wir genaueres Hinsehen, Nachdenken, Nachfühlen, Kreativität. Unsere Vorstellungskraft und unsere Phantasie sind gefragt, werden herausgefordert und angeregt.
Wir können der Wirkung von Farben nachspüren, ihrem harmonischen Zueinander und ihren kontrastreichen Gegensätzen, können ihre gefühlsverstärkende Wirkung erfahren, Kühle und Wärme, Entspannung und Anregung zum Beispiel. Unterschiedliche Spannungsverhältnisse lassen sich auch bei der Formenwelt erkunden, so die Spannung von großen und kleinen, runden und spitzen, dichten und lichten, statischen und dynamischen Formen.
Und wir können mittels unserer Vorstellungskraft vor jedem und zu jedem Bild des Malers in uns ein eigenes Bild mit einer eigenen Deutung entstehen lassen. Ich habe Sándor Dóró in seinem Atelier besucht und ihn während eines längeren Gesprächs auch als einen philosophierenden Menschen kennen gelernt, so, wenn er von sich sagt: „In jedem meiner Bilder erscheint mein jeweiliges Verhältnis zur Welt…Mit der immer tieferen Welterkenntnis entsteht eine immer tiefere Selbsterkenntnis.“
Und die Erkenntnis des Ich, des eigenen Selbst, scheint sein wichtigster „Mal-Grund“, das Hauptanliegen seines künstlerischen Schaffens, zu sein. An spätere Betrachter seiner Arbeiten denkt er – nach eignen Worten – beim Malen niemals. Er hat mit sich und seinem aktuellen Weltverständnis zu tun. Sein Erkenntnisprozess ist immer ein spezifischer, ein künstlerischer, und seine Erkenntnisresultate sind künstlerische, sind Kunstwerke.
Uns als Betrachter sprechen diese Kunstwerke an. Wir können in ihnen oft Ähnlichkeiten mit den Schwierigkeiten und Problemen unserer eigenen Welt, unserer eigenen Welterkenntnis, und vielleicht auch unserer Selbsterkenntnis feststellen. In den Bildern „Hochwasser an der Elbe“ und „Umweltveränderung“ beispielsweise teilen wir mit dem Maler die Sorge um die Gefährdung von Natur und Umwelt, den Willen zur Erhaltung der Schöpfung. Die Gemälde „Archäologin“, „Bio-Experiment“ und „Genetiker“ formulieren auf spezifisch künstlerische Art die Frage nach der Verantwortung von Wissenschaft und Technik in unserer Zeit: Darf, soll, muss der Mensch alles tun, wozu er heute wissenschaftlich und technisch fähig ist? Oder gibt es eine ethische Verantwortung für die Humanität und Zukunftsfähigkeit unseres Tuns?
Bei seinem Suchen um bestmögliche künstlerische Lösungen ist er nach eigenen Wort oft selbst überrascht, wenn beim Malen plötzlich “das Bild die Führung übernimmt“ und zu unverhofften Ergebnissen kommt. Nicht selten werden Bilder mehrmals überarbeitet. Auch dabei ist Sándor Dóró flexibel, wandlungsfähig und wandlungsreich. Aber er mag keine Oberflächlichkeit, keine schnellen sprunghaften Lösungen.
Lassen wir uns auf die Sehangebote und Nachdenkangebote dieses Künstlers ein. Schauen wir genauer hin und denken wir tiefer nach. Spüren wir bewusster unsere Gefühle und Stimmungen. Füllen wir die in seinen Bildern aufgemachten Freiräume mit unserer eigenen Vorstellungskraft und Phantasie aus. Lassen wir uns bestärken in unserem Engagement für die Zukunftsfähigkeit unserer Umwelt und unserer Gesellschaft.
Aber erfreuen wir uns auch an der dekorativen Schönheit der Formen- und Farbenwelt des Malers Sándor Dóró.
Mehr zum Künstler und seinem Werk: www.sandor-doro.de