Rückblick: Gegen das Vergessen – Nepal braucht weiterhin Hilfe

Vortrag und Gespräch mit Gerda Matzel, Fachärztin für Innere Medizin und Nisunda Khadka, Studentin der Medizin, Sonnabend, 8. August 2015, 18:00 Uhr auf Gut Gödelitz

Wenn wir morgens aufwachen und das Radio anschalten, werden wir erschlagen von Horrornachrichten aus aller Welt: Terroranschläge des Islamischen Staates, Bürgerkriege in Syrien, dem Irak, zerfallende Staaten im Vorderen Orient und in Afrika, Flüchtlingswellen, Krieg in der Ukraine, Grexit, Re-Nationalisierung und der Zerfall Europas.

Nepal? War da was?

Ja, da war etwas: Das wohl schlimmste Erdbeben, das dieses kleine Land seit Menschengedenken am 25. April und am 12. Mai dieses Jahres getroffen hat – das mehr als 8000 Menschen das Leben kostete. Rund 22 000 Menschen wurden verletzt, teilweise schwer. Hunderttausende wurden obdachlos – kurz vor dem Monsunregen saßen sie verzweifelt und trauernd im Freien. Ganze Stadtteile und Dörfer, dazu unschätzbare Kulturgüter, viele von der UNESCO als Weltkulturerbe eingestuft, sind nur noch Trümmerhaufen.

Für einige Zeit rückte Nepal in aller Welt ins Zentrum der Berichterstattung. Weltweite Hilfsmaßnahmen liefen an. Dann war plötzlich Ruhe. Nepal ist aus den Schlagzeilen.

Für Gerda Matzel vom Klinikum Döbeln ist Nepal nicht aus den Schlagzeilen. Die junge und engagierte Fachärztin für Innere Medizin war für acht Monate nach Nepal gefahren, um dort ein gespendetes Gastroskop in Empfang zu nehmen und nepalesische Ärzte in der Magenspiegelung auszubilden. Sie lebte in einer nepalesischen Familie, bemühte sich um grundlegende Sprachkenntnisse und schloss enge Freundschaften. Das Land und seine Menschen haben sie tief beeindruckt. Als sie die Nachricht über das Erdbeben erreichte, nahm sie sofort Kontakt zu den Freunden und Kollegen auf und weinte vor Erleichterung, dass alle überlebt hatten. Auch die Klinik hatte dem Beben widerstanden und ist jetzt für die Menschen wichtiger als je zuvor.

Wir haben Gerd Matzel eingeladen, uns über ihre Zeit in Nepal zu berichten. An ihrer Seite erzählte die junge Nepalesin Nisunda Khadka, die in Leipzig Medizin studiert, über ihr Land und über ihre Erfahungen in Deutschland.

Zur Person:

 

© Gerda Matzel

© Gerda Matzel

Gerda Matzel wurde am 21.09.1977 in Halle/Saale geboren. Nach ihrem Abitur absolvierte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in Frankreich, in dieser Zeit arbeitete sie überwiegend in einem Heim für verhaltensgestörte Kinder und Jugendliche in der Charente-Maritime – außerdem drei Monate im Hospiz in Versailles.

Anschließend studierte sie bis 2007 Humanmedizin in Leipzig. Sie hielt sich im Rahmen ihres Studiums auch im Ausland auf – unter anderem in Porto, Portugal.

Von 2008 bis 2014 war sie Weiterbildungsassistenzärztin der Inneren Medizin im Klinikum Döbeln. Seit Oktober 2013 ist Gerda Matzel Fachärztin der Inneren Medizin – seit Juni 2014 mit der Zusatz-bezeichnung Notfallmedizin.

Von Juli 2014 bis Frühling 2015 war Frau Matzel in Kirtipur, Kathmandu in Nepal um eine Endoskospie-Einheit aufzubauen.

Seit April 2015 macht sie eine Ausbildung zur Subspezialisierung Gastroenterologie im Klinikum Döbeln.

Gerda Matzel engagiert sich ehrenamtlich im Vorstand von nepalmed e.V.

 

© Nisuna Khadka

© Nisuna Khadka

Nisuna Khadka wurde am 14 September 1987 in Nepal geboren. Sie absolvierte von August bis September 2005 an der National Academy for Medical Education in Kathmandu einen Vorbereitungskurs für eine medizinische Ausbildung. Von September 2006 bis März 2007 nahm sie an einem Intensivsprachkurs am Eurasia Institut in Berlin teil, den sie mit dem C1 Zertifikat abschloss. Von August 2007 bis Juli 2008 studierte sie am Studienkolleg an der Ernst Arndt Universität in Greifwald. Seit 2008 studiert Nisuna Humanmedizin an der Universität in Leipzig.