Machtzentrum Politbüro – die deutsch-deutschen Beziehungen aus der Sicht der DDR-Führun

In unserer Reihe Zeitzeugen haben wir zu einem Gesprächsabend mit Herbert Häber eingeladen.
Während Dr. Hans-Otto Bräutigam die Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten ganz wesentlich aus dem Blickwinkel bundesdeutscher Wertvorstellungen und Interessen schilderte, oblag es nun Herbert Häber, dies aus der Sicht der DDR zu tun.
Ähnlich wie Dr. Bräutigam war Herbert Häber fast ein ganzes Berufsleben mit den deutsch-deutschen Beziehungen befaßt. Er wirkte im Hintergrund, war stets einflußreich, mußte sich jedoch immer auch mit starken Gegnern herumschlagen, war begleitet von Mißtrauen und Neid. Dennoch machte er eine steile Karriere, die ihn 1984 bis ins Machtzentrum Politbüro führte. Nach nur 14 Monaten folgte der jähe Sturz. Der einflußreiche Macher und Mittler wurde Opfer der Interessenkonflikte, die sich zwischen der DDR und der Sowjetunion in Sachen Deutschlandpolitik aufgetan hatten.

Zur Person:

Herbert Häber ist am 15. November 1930 in Zwickau geboren worden und war im Jahr 1945 Hilfsarbeiter im Metallwerk Zwickau. 1946 trat er der FDJ und der SED bei. Zwischen 1947 – 1949 war er Mitglied des FDJ-Kreisverbandes und der SED-Kreisleitung Zwickau sowie Korrespondent des Sowjetischen Nachrichtenbüros und des Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes. 1949 absolvierte er ein Studium an der Landesparteischule und war danach Parteiinstrukteur und Sektorenleitung in der Abteilung Presse und Rundfunk beim Zentralkomitee der SED.

1954 – 1955 studierte er an der Parteihochschule der KPdSU in Moskau. Danach war er bis 1960 Sektorenleiter und bis 1965 als Leiter der Westkommission hauptamtlicher Mitarbeiter des Politbüros des ZK der SED. Von Juni bis November 1965 war er stellvertretender Leiter der Westabteilung des ZK der SED und bis 1971 Staatssekretär für gesamtdeutsche Fragen.

1971 – 1973 amtierte er als Direktor des Institutes für Internationale Politik und Wirtschaft. 1973 – 1985 war er Leiter der Westabteilung bzw. Internationale Politik und Wirtschaft beim ZK der SED. 1976 – 1978 war Kandidat, bis 1986 Mitglied des ZK udn 1984 – 1985 Mitglied des Politbüros des ZK der SED.

Nach einem siebenmonatigen Krankenaufenthalt im Regierungskrankenhaus in Berlin-Buch, schied Häber aus “gesundheitlichen Gründen” aus dem Politbüro aus. Danach war er bis 1989 Mitarbeiter bei der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim Politbüro des ZK der SED.