War die DDR im Jahre 1989 pleite? Der Niedergang der DDR-Wirtschaft seit 1971

Das gängige Urteil über die DDR-Wirtschaft ist längst gefällt: selstverständlich war die DDR 1989 am Ende! Und weil Wirtschaftsfragen für die breite Öffentlichkeit ohnehin als trocken und sperrig gelten, wird außerhalb von Fachkreisen auch nur wenig über diese Frage diskutiert.

Dabei ist das Thema für die Menschen, die in der DDR lebten und arbeiteten, von besonderem Interesse. Viele von ihnen haben das Land nach dem Krieg wieder aufgebaut und mussten nach 1989 als ABM-Kräfte die Trümmer ihrer Fabriken und Kombinate wegräumen. Darunter waren auch gesunde Firmen, die von Betrügern ausgeschlachtet oder von westlicher Konkurrenz unter Duldung (oder gar Anleitung) der Treuhand schlicht und einfach niedergemacht wurden. Schließlich sprach man noch in den 80er Jahren der DDR den 10. Rang unter den Industriestaaten der Welt zu. War hier vielleicht eine gigantische Verschwörung am Werk?

In unserer Reihe Zeitzeugen kommen zwei Gäste zu Wort, die sich mit der Wirtschaft der DDR über Jahrzehnte hinweg intensiv beschäftigt haben und als Fachexperten weithin anerkannt sind.


 

Zur Person:
Dr. Doris Cornelsen studierte Volkswirtschaft an der Freien Universität Berlin und arbeitete seit 1956 am renommierten Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin (West). Von 1974 bis 1993 war sie Leiterin der Abteilung “DDR und östliche Industrieländer” des DIW. Unter ihrer Leitung erschien 1974 das “Handbuch der DDR-Wirtschaft”, das wiederholt – 1977 und 1985 – aktualisiert und wiederaufgelegt wurde. Für den 1987 im Auftrage der Bundesregierung veröffentlichten Band “Materialien zur Lage der Nation” erstellte sie den Teil DDR-Wirtschaft.
Zur Person:

Siegfried Wenzel studierte als Arbeiter- und Bauernstudent in Leipzig Wirtschaftswissenschaften. Nach Studienabschluss arbeitete er im Zentralvorstand der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) und war verantwortlich für die Bäuerlichen Handels- und Molkereigenossenschaften. Von 1955 bis 1989 war er in verschiedenen Funktionen Mitarbeiter der Staatlichen Plankommission der DDR, zuletzt als Stellvertreter des Leiters Gerhard Schürer zuständig für volkswirtschaftliche Gesamtrechnung und Plankoordinierung. 1990 wurde er von der Regierung de Maiziere zum Mitglied der Regierungskommission für die Vorbereitung der Währungs- und Wirtschafts- und Sozialunion berufen. Seit 1994 im Ruhestand, beschäftigt er sich vor allem mit zeitgeschichtlichen Studien.