Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Ekkart Zimmermann: Terrorismus als extreme Form politischer Gewalt

In solchen Zeiten werden nachdenkliche Stimmen, die kritisch nachfragen und eine differenzierende Beurteilung einfordern, auch bei uns oft genug unwirsch beiseite gefegt. Es dominiert eine oft martialische Sprache, die vielleicht nur dazu dient, ängstliche Menschen zu verunsichern und angestaute Aggressionen zu kanalisieren. Dennoch hat die Politik – in den USA und bei uns in Europa – bisher ausgesprochen besonnen reagiert. Bisher.

Terrorismus verstehen

Was in der aktuellen Diskussion der Terrorismusbekämpfung vielleicht zu wenig bedacht und diskutiert wird, sind die politischen, sozialen und kulturellen Gründe und Hintergründe, die zu Terror- und Gewaltakten Einzelner oder ganzer Gruppen führen. Was beispielsweise bringt junge Menschen dazu, sich als Selbstmörder in die Luft zu sprengen und eine möglichst große Zahl meist gänzlich Unbeteiligter mit in den Tod zu reißen? Junge Menschen, die doch ihr Leben noch vor sich haben und normalerweise schöne Erwartungen an die Zukunft hegen. Sind das bloß religiöse Fanatiker – und wenn: Warum sind es so viele? Und warum werden sie für ihre Eltern zu Helden und für jüngere Geschwister zu Vorbildern? Woher kommt der Hass – und was können wir tun, um ihn einzudämmen oder aufzulösen?

Kommt da jenseits des ungelösten Nahostkonfliktes ein Problem auf uns zu, das globale Züge trägt und uns zwingt, die Folgen der Globalisierung neu zu bedenken?

Prof. Dr. Ekkart Zimmermann beschäftigt sich als Wissenschaftler seit Jahren mit den Problemen der Krisen- und Konfliktforschung – und damit auch mit dem Terrorismus. Seine Einschätzungen zu hören und zu diskutieren, ist unser Anliegen.


 

Zur Person:

Geboren 1946, studierte Ekkart Zimmermann Nationalökonomie, Finanzwissenschaft, Recht, Soziologie und Sozialpsychologie an den Universitäten zu Köln und zu Berlin, Diplom und Promotion an der Universität zu Köln, Habilitation an der Universität zu Wuppertal (1970). Ab 1981 ordentliche Professur für Soziologie an der Universität der Bundeswehr München, Veröffentlichungen auf den Gebieten der vergleichenden Krisen- und Konfliktforschung, der sozialen Schichtung und der sozialwissenschaftlichen Methodologie. Gastprofessuren an der Universität Essex (1973 – 74), an der Universität von South Carolina (1986) und an der Yale University (1989). Daneben zahlreiche Forschungsbeihilfen nationaler und internationaler Institutionen.

Seit 1993 ist er Inhaber des damals neugeschaffenen Lehrstuhls für Makrosoziologie an der Technischen Universität Dresden, wobei er sich in Forschung und Lehre u.a. mit folgenden Themen auseinandersetzt: Systemtransformation und demokratische Konsolidierung; Rechtsextremismus und soziale Vorurteile; Soziale Bewegungen, Protest, Gewalt und Revolutionen; Wirtschafts- und Organisationssoziologie; Modernisierungs- und Entwicklungstheorien; Globalisierungsprozesse; Ungleichheit und Wachstum; Migration und multikulturelle Gesellschaft.