Können Sie sich eine Diskussion im Bundeskabinett vorstellen, bei der sich die Ministerrunde intensiv mit der Wirkung eines Buches auf die Bevölkerung beschäftigt? Ob es zersetzend wirkt, ob es die Grundstimmung der Bevölkerung positiv oder negativ beeinflusst, ob es gar die Leistungsbereitschaft in der produzierenden Wirtschaft stimuliert?
Im “Leseland DDR” war dies so. Kommunisten schätzten die Macht des geschriebenen Wortes hoch ein, sie wussten – auch aus der eigenen Erfahrung in der Untergrundarbeit – was Flugblätter, Broschüren oder Bücher bewirken konnten. An die Macht gekommen ging die Wertschätzung mit der Furcht Arm in Arm. Die genaue Kontrolle und die Zensur waren die Folge. Gegen diese wehrten sich immer wieder Autoren und Verleger – mit unterschiedlicher Intensität, mit unterschiedlichen Mitteln.
Elmar Faber, bis 1992 Verlagsleiter des Aufbau-Verlages, kann aus eigener Erfahrung über die Gradwanderung von Anpassung und Widerstand berichten. Aber seine Einsichten reichen weiter. 1990 gründete er den Faber & Faber-Verlag und versuchte sich als Verleger in der Marktwirtschaft. Mit Erfolg.
Warum? Was sind seine Rezepte? Welche Bedeutung hat das Buch in dem anderen Gesellschaftssystem? Welchen Titeln, welchen Autoren sind aus welchen Gründen Erfolg oder Mißerfolg beschieden? Macht sich der Markt wirklich durch einen “ständigen Verrat an guten Texten” schuldig?
Elmar Faber, Verleger in zwei Gesellschaftssystemen, wird über die spannende Geschichte von Bestsellern und Flops, von leeren und überfüllten Regalen berichten.
Zur Person:
Elmar Faber wurde 1934 in Deesbach im Thüringer Wald als Sohn eines Kaufmanns geboren. Nach Schule und Abitur studierte er von 1954 bis 1959 Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophiegeschichte in Leipzig. Nach dem Studium arbeitete er als Redakteur, später als Chefredakteur der Wissenschaftlichen Zeitschrift der Leipziger Universität. 1968 wechselte er als Lektor für Literatur und Sprachwissenschaften ins Bibliographische Institut Leipzig. Seit 1970 arbeitete er als Cheflektor, von 1975 bis 1983 als Verlagsleiter im Verlag Edition Leipzig (Verlag für Kunst und Wissenschaft).
1983 schließlich wurde er zum Verlagsleiter des – auch politisch bedeutenden – Aufbau Verlages Berlin und Weimar ernannt. Diesen Posten gab er erst 1992 auf – zugunsten des eigenen, bereits 1990 gegründeten Verlages Faber & Faber in Leipzig. Elmar Faber ist Verfasser zahlreicher Aufsätze über Bücherkunst, Buch- und Verlagsgeschichte sowie Autor und Herausgeber von Kunst- und Grafikeditionen.