Zwei deutsche Schicksale
Als junges Mädchen ist sie begeisterte Anhängerin Hitlers, ist „Jungmädelführerin“ beim BDM gewesen. Mit Kriegsende bricht für die 20-Jährige eine Welt zusammen. Sie wird Mitglied der SED und macht an der Parteihochschule Karriere. Gleichzeitig wird sie Agentin der Amerikaner, um so die krebskranke Mutter medizinisch versorgen zu können. Kurz vor der Verhaftung flieht sie in den Westen. In den späteren Jahren heiratet sie Heinz Zöger, ebenfalls Redakteur beim WDR.
Zöger war Kommunist, beteiligte sich aktiv am Widerstand gegen Hitler, wurde verhaftet und saß jahrelang im Gefängnis. In der DDR wurde der zuverlässige Genosse erst Leiter der Abteilung Kontrolle, also Zensor, beim Berliner Rundfunk, später Chefredakteur des „Sonntag“. Dass er nach der Geheimrede Chruschtschows auch für die DDR die Entstalinisierung und grundlegende Reformen forderte, wurde ihm zum Verhängnis. Zusammen mit Wolfgang Harich, Walter Janka, Gustav Just und anderen wurde er verhaftet, angeklagt und zu jahrelanger Haft in Bautzen verurteilt. Diesmal von seinen Freunden und Genossen. 1959 war seine Strafe abgelaufen. Er ging in den Westen. 2000 starb er.
Carola Stern las aus zwei biografischen Werken: „Doppelleben“ und „In den Netzen der Erinnerung“.
Carola Stern wurde als Erika Assmus 1925 auf der Insel Usedom geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sie als Lehrerin in der DDR. Nach ihrer Flucht nach West-Berlin erwarb sie sich durch verschiedene Veröffentlichungen einen Ruf als DDR-Expertin. Zweimal versuchte der Staatsicherheitsdienst der DDR, sie zu entführen. Deshalb schrieb sie ihre journalistischen Arbeiten unter dem Pseudonym Carola Stern.