Döbelner Allgemeine Zeitung – Wents Bilder schlagen Wellen

24. April 2008

Noch bis Mai stellt der Dresdner Architekt auf Gut Gödelitz die Frage: DigitArt – Fotografie zurück zur Malerei?

Gödelitz (kri). In der Regel sind sie die Helferinnen, die schöner machen, ohne dass das Objekt der Begierde gleich leiden müsste. Eine kleine Irritation im Hautbild hier, ein Röllchen zu viel da – Bildbearbeitungsprogramme lassen sie alle verschwinden. Der ästhetische Gedanke treibt auch Thomas Went um. Er allerdings schwindelt nicht die Frauen am Computer noch schöner, der Architekt entführt den Betrachter seiner Fotos auf eine Reise in die Vergangenheit. Oder doch zurück in die Zukunft? „Fotografie zurück zur Malerei?“ fragt der Künstler in seiner Ausstellung DigitArt, die noch bis Mai in der Alten Schäferei auf Gut Gödelitz zu sehen ist.
Dass er dort ausstellen darf, wo fast jeden Monat einmal im ost-west-forum die Argumente fliegen, „freut mich. Ich zeige meine Bilder gern in der Öffentlichkeit“, erklärte der Architekt im Februar, der seine Kunst im Rahmen des damaligen Vortrags von Prof. Christian Pfeiffer, Kriminologe, kurz erläuterte.

 

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Thomas Went hat in einer der Stuhlreihen Platz genommen, auf denen die Gäste des ost-west-forums regelmäßig den Vorträgen lauschen. Seine Fotos, die er mittels Technik zu neuen Bildern umarbeitet, zieren gegenwärtig die Wände im Alten Schafstall. (Foto: kri)

Die Eingangsfrage seiner Schau beantwortete der Künstler bei dieser Gelegenheit gleich selbst: Ein Zurück zur Malerei sei seine Kunst sicher nicht, jedoch eine Weiterentwicklung. Von einer neuen Form der Kunst spreche immerhin die Fachwelt, so der Dresdner. Möglich machen es Digitaltechnik und Bildbearbeitung am Computer. Thomas Went will mit Hilfe des Rechners keine fotografischen Fehler ausbügeln, denn mit der Kamera lichtet er die Realität ab. Ein Ausschnitt in Raum und Zeit, der jedoch, so seine Kritik, in wenigen Fällen die Fülle an Stimmung sowie Erinnerung wiedergebe. Für ihn sei das Abbild der Wirklichkeit daher nur ein Rohbild, das er mittels Technik zu einem neuen, eigenständigen Bild umarbeitet. Mitunter in mehrfacher Ausführung. „Der schöpferische Prozess geht nach der Aufnahme weiter. Man sieht und empfindet mehr als im Moment des Ablichtens“, beschreibt der Architekt in den Anmerkungen zu seiner jetzigen Ausstellung.
Was bleibt ist Verallgemeinerung pur oder ein Motiv, das nur noch begrifflich erkennbar ist, abstrakt. Andere Bilder wirken futuristisch, beinah virtuell. Etwa die Ansicht einer Stadt, die scheinbar hinter Wellen sichtbar wird, die ein Stein im Wasser geschlagen hat. Es ist die Silhouette Wiens, reich an Musikalität und Kultur. Die Wellen, die Wents Bild schlägt, könnten auch sichtbar gewordener Klang sein.
Thomas Went und die Malerei verbindet eine alte Liebe, immerhin hat er vor der Architektur Angewandte Malerei studiert. Der technische Fortschritt half ihm, diese Liebe mit fotografischer Leidenschaft zu würzen. Ob Expressionisten, ob Impressionisten – es ist, als könnte Thomas Went mit dem Computer jeden Geschmack treffen. Die Fotografie, so der Künstler, konnte sich wie die Malerei vom bloßen Anspruch der Dokumentation befreien. Sie ist frei.