Döbelner Anzeiger – Für Intendant zählt nicht nur Zuhörerquote

9. Februar 2009

 

Im Ost-West-Forum spricht sich Ernst Elitz für einen Qualitätskodex im öffentlich-rechtlichen Funk und Fernsehen aus.

Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann – so ein Sprichwort. Wohl wissend, dass es auch den Sendern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Fernsehens nicht gelingen kann, zu jeder Zeit jeden Geschmack des Publikums zu treffen, ist das noch längst kein Grund, sich immer mehr der privaten Konkurrenz anzunähern – der Quote wegen. Diese Meinung vertritt Professor Ernst Elitz, Intendant des Deutschlandradios und Gast des Ost-West-Forums in Gödelitz. Er hat den Anspruch, dass die Informationsangebote so präsentiert werden müssen, dass Leute, die kein Interesse an Informationen haben, von den Sendungen angezogen werden – unabhängig vom Bildungsstand. Denn für jeden Gebührenzahler müsse Programm gemacht werden, gleich ob er sich für Volksmusik, Wissenschaft oder Politik interessiert.

Wichtig sei der Qualitätsstandart der Sendungen, so Elitz. Um diesen zu definieren, ging er auf den ursprünglichen Auftrag von Radiosendungen ein, mit deren Ausstrahlung 1923 begonnen wurde. Anliegen war die künstlerische und geistige Bildung des Publikums. 1933 wurde mit der Übernahme der Macht durch die Faschisten das Radio verstaatlicht, und die Sendungen waren auf Propaganda ausgerichtet. Damit die Medien nicht wieder solch einer Zensur unterliegen, wurde der öffentlich-rechtliche Rundfunk nach dem Krieg im Gebiet der späteren Bundesrepublik unter Aufsicht der Rundfunkräte gestellt. Die staatlich und politisch unabhängige sowie unvoreingenommene Berichterstattung in Hinblick auf künstlerische und geistige Bildung des Publikums wurden zum Qualitätsmerkmal. Es müssten aber mehr Experten für die Programmkontrolle eingesetzt werden, so Elitz. Es müsse einen Qualitätskodex geben, durch den sich die öffentlich-rechtlichen Sender klar von den privaten unterscheiden.

Die Kritik, die Standards nicht mehr einzuhalten, wird mit der Programmverflachung der Sender immer schärfer. „Anspruchsvolle Kultursendungen werden zum Beispiel in die Nachtstunden oder auf ARTE, 3Sat und Phoenix verschoben“, so Elitz. Beim Deutschlandradio mit seinen Hörfunkprogrammen Deutschlandradio Kultur und Deutschlandfunk ist das anders. Diese wortorientierten Programme seien ein Leuchtturm in der Medienwelt, so der Intendant.

Sylvia Mende