Hochkarätige Politiker stehen Schlange beim Ost-West-Forum. Nach Johannes Rau kommt nun auch Horst Köhler.
Für den Chef des Ost-West-Forums Axel Schmidt-Gödelitz (67) ist die Wiederwahl des Bundespräsidenten Horst Köhler (66) wenig überraschend gewesen. „Mich hätte es sehr gewundert, wenn er es nicht geschafft hätte“, sagte Schmidt -Gödelitz gestern bei einem Besuch in der DA-Redaktion.
Köhler sei einer der wenigen Glaubwürdigen in diesem Land und noch dazu einer, der in weiten Teilen der Gesellschaft akzeptiert ist. Schon im Januar hatte er den Bundespräsidenten bei einem Treffen im Berliner Schloss Bellevue auf Gut Gödelitz in den ehemaligen Kreis Döbeln eingeladen. „Da gebe es eine kleine Tradition fortzusetzen“, habe Schmidt-Gödelitz ihn gelockt. Vor einigen Jahren sei nämlich der damalige Bundespräsident Johannes Rau zu Gast gewesen. „Köhler sagte für Herbst zu, den genauen Termin legen wir noch fest“, so Schmidt-Gödelitz.
Das Ost-West-Forum und auch die Gutsanlage mit dem zum Vortragsraum umgebauten Schafstall bei Mochau genießt im Jahre elf seit der Vereinsgründung eine hohe Reputation. Die Liste der bisherigen Referenten liest sich wie ein „Who is Who“ be- und anerkannter Politiker, Wissenschaftler, Literaten und Unternehmer. Den Anfang machte Hans-Otto Bräutigam, der einige Jahre Leiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der DDR war. Er sprach über deutsch-deutsche Beziehungen während der Zeit der Teilung aus westdeutscher Sicht. Bräutigam kommt im Oktober wieder nach Gödelitz. „Wir achten darauf, dass die Vortragenden eine Sprache sprechen, die von einem breiten Publikum verstanden wird. Das macht unser Forum so attraktiv“, so Schmidt-Gödelitz. Das Publikum – durchschnittlich rund 150 Zuhörer pro Veranstaltung –sei sehr heterogen. Vom Linkspartei-Mitglied bis zum CDU-Wähler sei alles dabei. „Und die Leute haben wirklich gute Fragen.“ Der schwedische Botschafter Carl Tham sei von der Atmosphäre und den Gesprächen des Ost-West-Forums ganz besonders angetan gewesen. Als er später aus dem Amt verabschiedet wurde, habe er auf die Frage, was ihm in Deutschland am besten gefallen hat, geantwortet: Gödelitz.
Die nächsten Referenten sind der in Dresden geborene Schriftsteller Volker Braun (13. Juni) und Edgar Most, letzter Vizepräsident der Staatsbank der DDR (4. Juli).
Von Markus Tichy