Döbelner Allgemeine Zeitung, Montag 1. März 2010
Gödelitz (hos)
Der Auftakt von Veranstaltungen im Gut Gödelitz gestaltet sich seit einigen Monaten meistens gleich. Gastgeber Axel Schmidt-Gödelitz trat auch dieses Mal ans Mikrofon und bedankte sich dafür, dass wieder viele Gäste kamen, für die immer neue Stühle herangebracht werden mussten.
Danach folgte ein hochkarätiger Vortrag, dem sich eine lebhafte Diskussion anschloss. An diesem Sonnabend ging es um die schreibende Zunft.
Den Anfang machte Wolfgang Donsbach. Er ist Professor an der TU Dresden und hat ein Buch veröffentlicht, in dem er sich mit der Wahrnehmung des Journalistenberufes beschäftigt. Es waren sehr interessante Zahlen, die er mittels Power-Point-Präsentation dem Publikum nahe brachte.
So hält eine breite Mehrheit der Bevölkerung die Journalisten für zu mächtig, bestechlich und zu sehr beeinflusst von werbenden Unternehmen. Auch lese man zu oft Geschichten von Politikern, die sich zu wenig mit politischen Inhalten und zu sehr mit dem privaten Umfeld befassen würden. In 40 Minuten raste Donsbach durch Unmengen von Statistiken, die seine Thesen belegen sollten.
Den Part der Verteidigung übernahm die Journalistin Brigitte Fehrle. Sie ist in leitender Funktion bei der Berliner Zeitung beschäftigt.
Fehrle nahm zu jedem der angesprochenen Punkte Stellung. Dabei zeigte sie sich durchaus selbstkritisch und meinte, dass zum Beispiel die Berichtserstattung in Automobilzeitungen oftmals durch die Hersteller beeinflusst werde, indem man zu pompösen Präsentationen ins Ausland einlade.
„Allerdings möchte ich aus meinen Erfahrungen sagen, dass verschiedene Vorstellungen der Bevölkerung so nicht stimmen“, so Fehrle. Gerade bei den Qualitätszeitungen gebe es eine starke Trennung zwischen kommerziellem und redaktionellem Teil der Tätigkeiten. „Und das viel über das Privatleben der Politiker berichtet wird, liegt meist an denen selber.“ so Fehrle. Sie erinnerte an die Poolbilder des damaligen Verteidigungsministers Rudolf Scharping. „Er hatte die Journalisten dazu eingeladen.“ Im Gegensatz gebe es Politiker wie Jürgen Trittin, über deren Privatleben einfach nichts bekannt sei, „einfach weil er es so wünscht“, so Fehrle.