Döbelner Allgemeine Zeitung – Das magische Dreieck

Alexandra Senfft erzählt Lebensgeschichten aus Israel und appelliert für einen Perspektivenwechsel

Montag, 8. November 2010 von Stefan Hantzschmann

Das „magische Dreieck“ Deutschland, Palästina und Israel sorgte auf Gut Gödelitz am Sonnabend für Diskussionsstoff. Die Nahost-Expertin und Autorin Alexandra Senfft stellte am Sonnabend ihr Buch „Fremder Feind, so nah“ vor und appellierte für einen Perspektivenwechsel beim Nahostkonflikt. Zur Lesung erschienen etwa 120 Besucher.

„Hier in Deutschland gibt es einen sehr polarisierten Diskurs. Entweder man ist pro Israel oder man ist gegen Israel“, sagte Alexandra Senfft. Dabei lohne sich der Blick aus beiden Perspektiven. „Die jüdischen Israelis haben Angst, dass die Palästinenser die neuen Nazis sein könnten. Bei den Palästinensern ist es das Trauma des Heimatverlustes“, erklärte Senfft die Befindlichkeiten im Nahostkonflikt. Für beide Seiten müsse man Verständnis haben. „Aber wenn man die israelische Besatzungspolitik kritisierte, wurde man ganz schnell wegen Antisemitismus angeklagt“, bemerkte Axel Schmidt-Gödelitz. Das historisch belastende Verhältnis zu Israel sei auch der Grund für die einseitige, pro israelische Berichterstattung im Fernsehen, wurde aus dem Publikum angemerkt.

Mit kleinen Geschichten über Menschen, die trotz Verluste, Wut oder Trauer den Dialog suchen, zeigte Alexandra Senfft, dass durchaus etwas Hoffnungsvolles im Nahen Osten steckt. „Ich erwarte in naher Zukunft nichts Positives. Aber wenn wir die Hoffnung verlieren, verlieren wir alles“, so Senfft. Das große Stichwort, um das Hoffnungsvolle zu aktivieren, heißt Storytelling. Weil die Menschen im Nahen Osten oft die gleichen Schicksale teilen, kann es zum gegenseitigen Verständnis führen, wenn sie sich ihre Lebensgeschichten erzählen. Im Prinzip hat das Alexandra Senfft am Sonnabend als Vermittlerin praktiziert. Sie hat Lebensgeschichten erzählt und damit Grautöne in das schwarz-weiße Bild vom Nahostkonflikt eingeführt. „Die differenzierte Sicht fand ich spannend. Und es war wirklich sehr informativ“, sagte Besucher Claus Vejrazka aus Roßwein.