Vortrag von Professor Dr. Manfred Stock: Tabak Gesund – Klima OK! Wie wirtschaftsnahe Institutionen wissenschaftliche Fakten bekämpfen

Veranstaltung am 7.7.2012

Das ost-west-forum hat sich in seiner 12jährigen Arbeit immer mal wieder mit Korruption und Lobbyismus in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft beschäftigt. Es geht uns nicht um Alarmismus. Es ist das Bemühen, den Blick auf Probleme zu lenken, die unseren sozialen, demokratischen Rechtsstaat schleichend zu unterhöhlen drohen.

Dieses Mal geht es um die Rolle naturwissenschaftlicher Expertise bei der politischen Entscheidungsfindung. Ob es um die Risiken des Rauchens – und Passivrauchens, das Ozonloch, den sauren Regen oder um den von den Menschen erzeugten Klimawandel geht – immer gab es einflussreiche Wissenschaftler, die wortmächtig deren Gefahren leugneten. Ihr Ziel: Staatliche Regulierungen der betroffenen Wirtschaftszweige zu verhindern. Meist werden sie unterstützt von konservativen Stiftungen, die wiederum Geld von der Tabak – oder Energieindustrie erhalten. PR-Agenturen und ihnen nahestehende Medien reihen sich ein. In allen Fällen wurden belegte wissenschaftliche Erkenntnisse negiert, angezweifelt, als unwissenschaftlich gebrandmarkt, die Wissenschaftler wurden sogar persönlich angegriffen.

In den USA ist das seit Langem bekannt. An ihrer Spitze stehen so „begabte Wissenschaftler” wie Fred Seitz, Fred Singer und Bill Nierenberg. Sie haben solche Kampagnen unterstützt – obwohl über die Ursachen des Klimawandels unter allen ernstzunehmenden Klimawissenschaftlern keine Debatte mehr geführt wird: Da herrscht eine außergewöhnliche Einigkeit. Dass sie dennoch dagegen hielten und halten, hat auch ideologische Wurzeln – was in einem spannend zu lesenden Buch von Naomi Oreskes und Erik Conway hervorragend dokumentiert worden sei. So die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26.10.2010.

Aber das Leugnen des von Menschen erzeugten Klimawandels ist nicht auf die USA beschränkt. In Deutschland gehört auch der bekannte RWE-Manager Fritz Vahrenholt dazu. In seinem 2012 erschienen Buch „Die kalte Sonne” hatte er sich öffentlich zu dieser Skepsis bekannt. Gravierender erscheint die Tatsache, dass die Klimaskeptiker auch im Europäischen Institut für Klima und Energie (EIKE) arbeiten. Ihre wichtigsten Gegner forschen im Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Dessen Vorstandsbeauftragter für Regionale Strategien, Prof. Dr. Manfred Stock haben wir – anlässlich des gerade beendeten UN-Nachhaltigkeitsgipfels in Rio de Janeiro – nach Gödelitz eingeladen.


 

Zur Person:

Manfred Stock, Jahrgang 1949 ist Vorstandsbeauftragter Regionalstrategien des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und Honorarprofessor für Klimawandel an der Fachhochschule Eberswalde. Ehrenamtlich ist Manfred Stock Vorsitzender des Beirats für Nachhaltige Entwicklung des Landes Brandenburg, Vorsitzender der Klimaplattform Brandenburg und Stellvertretender Vorsitzender der Landesvereinigung außeruniversitärer Forschung in Brandenburg (LAUF).

Von 1993 bis 2002 war Manfred Stock Stellvertretender Direktor des PIK und bis 2009 Co-Leiter des Forschungsbereichs „Klimawirkung und Vulnerabilität“. Sein wissenschaftliches Interesse gilt heute vor allem den regionalen Auswirkungen von Klimaänderungen. Das bedeutet insbesondere die damit verbundenen Chancen und Risiken, sowie deren Handhabung durch Strategien und Maßnahmen der Anpassung und der Nachhaltigen Entwicklung.

Manfred Stock studierte Physik und Mathematik in Frankfurt und Regensburg. An der Universität Regensburg arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent und promovierte dort zu einem Thema der experimentellen Festkörperphysik. Vor seiner Tätigkeit am PIK arbeitete er über zwölf Jahre am Battelle-Institut in Frankfurt/Main als Experte für industrielle Sicherheit – mit den Schwerpunkten industrieller Umweltschutz, Sicherheitsanalysen, Brand- und Explosionsschutz.