3. Dezember 2012, von Steffi Robak
Wer aufrichtig rechtsgerichtetem Gedankengut entgegentreten will, muss sich dafür nicht erst jemanden suchen mit geschorenem Schädel, Springerstiefeln, einem verräterischen T-Shirt-Aufdruck oder anderen vermeintlichen Nazi-Attributen. Stattdessen hat er in weiten Kreisen der Gesellschaft die Möglichkeit dazu. Wer sich gegen rechts aussprechen will, muss etwas Schlimmeres tun, als in der schützenden grauen Masse in den Tenor einzustimmen “…wir distanzieren uns entschieden von…”. Er muss mitten unter seinen Lieben, im Verein, in der Skatrunde oder auf dem Sportplatz, im Kaffeekränzchen, Seniorenclub oder unter Kumpels sagen: “Ich finde, dein dummer Spruch gerade war ziemlich rechts daneben.” Schon mal probiert? Ja, man verdirbt es sich ruckartig mit Menschen, die einem wichtig sind. Dennoch: Nicht jeder ist rechtsextrem, obwohl er rechtes Gerede gedankenlos nachschwatzt. Deshalb verbietet sich auch jede selbstgerechte Pauschal-Verteufelei. Denn: Wer hört dann schon noch zu? Die in Gödelitz vorgestellte Studie zeigt: Rechte Denke ist an vielen von uns so nah dran, dass sie in Hörweite ist. Von wegen blindes rechtes Auge – Was man aufmachen muss, ist der Mund. Der ist immer noch in der Mitte.