Zeitzeugen diskutieren mit Besuchern im Ost-West-Forum auf Gut Gödelitz über die Friedliche Revolution, von Stephanie Jankowski, 08.09.2014
Gödelitz. Ist das die Gesellschaft, die ihr euch damals erträumt habt? Eine der meist diskutierten Fragen am Sonnabend im Gut Gödelitz. Die beiden Zeitzeugen, die Künstler Edith Tar und Radjo Monk, die 1989 bei der Montagsdemonstration in Leipzig vor Ort waren, lasen aus Tagebucheinträgen vor und zeigten Bild- und Tonaufnahmen. Aus den Lautsprechern im Saal tönte “Wir sind das Volk”, was den Besuchern der Veranstaltung eine Gänsehaut versorgte. Worte von Menschen zu hören, die dabei waren als eines der bedeutsamsten Ereignisse der neueren deutschen Geschichte geschah, war schon etwas anderes, als es in den Geschichtsbüchern der Welt zu lesen. Einfühlsam und emotional berichteten die Zeitzeugen.
Dass die Thematik bis heute die Menschen berührt und beschäftigt, zeigt die anschließende Diskussion in Gödelitz. “Angesichts der Tatsache, dass damals für freie Wahlen demonstriert wurde, ist das diesjährige Wahlergebnis eine Schande”, klagt ein Besucher, der in Ostdeutschland aufgewachsen und jetzt im Westen wohnt. Auch die Spaltung in Ost und West beschäftigte die Menschen. “Damals haben wir gedacht, wir bleiben ein westdeutsch geführtes Land und gliedern den Osten einfach ein”, erinnert sich eine Besucherin, die im Westen wohnte. Eines haben alle gemeinsam, ob west- oder ostdeutsch: “Wir waren kritische Bürger und sind es heute noch”, bringt es die Künstlerin Edith Tar auf den Punkt. “Es ist schade, dass die Chance, die sich damals ergab, nicht genutzt wurde”, weiß ein anderer Zuhörer. Raum zum Diskutieren gab das Ost-West-Forum genug. Und für die Veranstaltung war es sowieso prädestiniert