Rückblick: Der ungelöste Konflikt um Griechenland: Zerfällt die Eurozone?

Vortrag und Diskussion mit Dr. Dieter Spöri, Wirtschaftsminister a.D. und Ehrenpräsident der Europäischen Bewegung Deutschland (EBD) am 31.10.2015 18:00 auf Gut Gödelitz

© Dr. Dieter Spöri Privatfoto

© Dr. Dieter Spöri Privatfoto

Seit Wochen beschäftigt uns nichts anderes als die Flüchtlingsmassen, die bei uns Sicherheit und ein menschenwürdiges Leben suchen. Alle anderen Themen sind verschwunden.

Griechenland – war da was? Erinnern Sie sich? Bis Mitte des Jahres 2015 beherrschte das hochverschuldete Griechenland die gesamte Medienlandschaft. Dort waren die alten politischen Führungseliten, in großen Teilen korrupt mit einer eklatanten Selbstbedienungsmentalität, abgewählt worden. Die neue Regierungsmannschaft, jung, unerfahren, aber entschlossen, die von der Troika aufgezwungene wirtschaftlich, sozial und politisch verheerende Sparpolitik abzulehnen, wurde deshalb von einer in Europa kaum je dagewesenen Hetze überzogen.

FOCUS: Zocken bis zuletzt – BILD: Griechenland erpresst Europa! – FAZ: Zynismus pur – SPIEGEL: Sie nerven, die Griechen – STERN: Griechenlands Regierungschef ist ein doppelzüngiger und boshafter Charakter – SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: Tsipras nimmt die Euro-Partner in Geiselhaft….

In diesem Stil prasselte es auf die griechische Regierung nieder. Am Ende musste Ministerpräsident Tsipras einen Vertrag unterschreiben, dessen Inhalt das Gegenteil von dem ist, was er in seinem Wahlprogramm versprochen hatte. Eine Warnung an die Wähler in Portugal und Spanien.

Problem gelöst? Keineswegs. Griechenlands Schuldenberg wird weiter wachsen, die Sparpolitik, weltweit kritisiert, bleibt bestehen, ein Schuldenschnitt auf Kosten europäischer Steuerzahler ist unausweichlich. Das Problem ist nur unter den Teppich gekehrt, es wird mit Wucht auf uns zurückprallen und Europa schwer belasten. Ein guter Grund, sich weiter damit zu beschäftigen.
Wir haben Dr. Dieter Spöri, Ehrenpräsident der Europäischen Bewegung Deutschland, ehemaliger Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident Baden-Württembergs, gebeten, das Problem aus dem Blickwinkel eines überzeugten Europäers darzulegen und Lösungsansätze aufzuzeigen.
Wir freuen uns, Dieter Spöri erneut auf Gut Gödelitz begrüßen zu dürfen. Zum Vortrag und dem anschließenden Gespräch laden wir Sie herzlich ein.

Videodokumentation: Der ungelöste Konflikt um Griechenland – zerfällt die Eurozone?

ZUR PERSON: Dieter Spöri
Geboren 1943 in Stuttgart. Studium der Wirtschaftswissenschaften in Tübingen. Abschluss Diplom-Volkswirt.
Von 1970 bis 1974 Stellvertretender Leiter des Instituts für Südwestdeutsche Wirtschaftsforschung und bis 1975 Lehrbeauftragter für Wirtschaftspolitik an der Universität Stuttgart. 1973 Promotion zum Dr.rer.soc. an der Universität Konstanz.
Spöri war frühzeitig politisch engagiert. Er war eines der führenden Mitglieder der Studentenbewegung von 1968 in Tübingen. 1970 trat er der SPD bei, in der er von 1975 bis 1998 dem Landesvorstand Baden-Württemberg und von 1988 bis 1998 dem SPD-Bundesvorstand angehörte.
Spöri kandidierte insgesamt drei Mal als Spitzenkandidat seiner Partei für das Amt des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg. Die Landtagswahl 1992 endete mit einer Großen Koalition SPD/CDU; bis 1996 war Spöri Wirtschafts-minister und Stellvertretender Ministerpräsident. Von 1984 bis 1988 war er steuerpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und Obmann im Finanzausschuss des Deutschen Bundestags.
Die Europapolitik hat Spöri frühzeitig fasziniert. Schon in seiner Zeit als Wirtschaftsminister beteiligte er sich an den europapolitischen Diskussionen. Der Einführung des Euro stand er skeptisch gegenüber, kritisierte sie als zu früh, zu umfassend und zu wenig durchdacht.
Von 2006 wurde er zum Präsidenten des Netzwerks Europäische Bewegung Deutschland gewählt. Seit 2012 ist er dessen Ehrenpräsident. Heute arbeitet Spöri in Berlin als Publizist, er ist Mitherausgeber des „Blogs der Republik“.

Vorankündigung: Am Sonnabend, den 14. November wird Dr. Helmuth Bauer zum Thema „Zwangsarbeit im Dritten Reich am Beispiel von Mercedes-Benz“ sprechen.