38. Kunstausstellung: „Wie fern ist Palästina?”

Ausstellungseröffnung war am Freitag den 16.9.2016: „Wie fern ist Palästina?”

Arbeiten des palästinensisch-libanesisch-deutschen Fotografen Mahmoud Dabdoub

Laudatio: Prof. Dr. Wendelin Szalai

Videoaufzeichnung der Ausstellungseröffnung: Hier

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Der Künstler Mahmoud Dabdoub (© Mahmoud Dabdoub)

 

Liebe Mitglieder und liebe Freunde des ost-west-forum Gut Gödelitz,
sehr geehrter Dr. Felix Prinz zu Löwenstein,
meineDamen und Herren,

im  Namen des Vorstandes begrüße ich Sie alle zur Septemberveranstaltung
unserer monatlichen Samstagabendreihe.
Dass wir uns heute ausnahmsweise an einem Freitag treffen, das hat mit dem Hauptprogramm des Abends zu tun, mit dem vollen Terminkalender des gefragten Referenten.

Als Vorprogramm zu seinem brisanten Thema „Den Hunger bekämpfen und nicht die Natur“
eröffnet unser Bürgerverein eine neue Kunstausstellung. Es ist unsere 38.

Zu sehen sind Fotografien unter dem Titel „Wie fern ist Palästina?“
Es handelt sich um Arbeiten des palästinensisch – libanesisch – deutschen Diplomfotografen
Mahmoud Dabdoub. Allein eine solche Aufzählung, die Ankündigungeines Künstlers mit mehrfachem Migrationshintergrund, lässt aufhorchen, wirft vielleicht Fragen auf und macht neugierig auf seine Biografie. Lebenslauf und Geschichte scheinen bei diesem Fotografen und seinem Ausstellungsthema ganz eng verflochten zu sein:

–    Wie und auf welche Weise ist Mahmoud Dabdoub mit Palästina, mit dem Libanon und mit Deutschland verbunden?
–    Was ist im Titel seiner Ausstellung „Wie fern ist Palästina?“ alles mit dem Wort „fern“ gemeint?
–    Was ist für Mahmoud Dabdoub Heimat? Welches Land und welchen Ort bezeichnet für ihn das Wort Heimat?

In Vorbereitung  auf diese Ausstellung habe ich mich über diese Fragen mit dem Künstler unterhalten.
Unser ausführliches Gespräch drehte sich um Heimat, um Vertreibung und Heimatverlust, um das Leiden unter Heimatlosigkeit, um Heimweh und um das Finden einer neuen Heimat.
Ich komme auf dieses Gespräch zurück.
Falls Sie, meine Damen und Herren, noch andere Fragen haben, können Sie diese bei dem abschließenden kleinen Empfang im Gutshaus Herrn Dabdoub stellen.
Denn er ist zur Eröffnung seiner Gödelitzer Ausstellung aus Leipzig zu uns gekommen.
Darüber freuen wir uns sehr.
Lieber Herr Dabdoub, seien Sie in unserer Mitte ganz herzlich willkommen.

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Der Fotograf kennt seine „Sehnsuchtsheimat“ Palästina nur aus den Erzählungen seines Großvaters (© Mahmoud Dabdoub)

Und nun möchte ich Ihnen diesen interessanten Künstler kurz vorstellen und zu seinerAusstellung einige sehr persönliche Anmerkungen machen.

Mahmoud Dabdoub wird 1958 in Baalbeck im Libanon geboren.
Er kommt in einem Flüchtlingslager auf die Welt.
Denn er ist Palästinenser.
Genau zehn Jahre zuvor hatten die Vertreibungen aus Palästina begonnen.Damals ist seine Familie in den Libanon geflohen.
Das palästinensische Flüchtlingskind  Mahmoud Dabdoub kennt seine Heimat nur von Fotos und aus Erzählungen.
Vor allem die Erzählungen seines Großvaters prägen sein Bild von Palästina und seine enge emotionale Beziehung zu Palästina.

Als Schüler zeichnet und malt Mahmoud Dabdoub sehr gern. Es sind vor allem Bilder von einer glücklichen und friedlichen Welt, nach der er sich sehnt.

1976 macht er in Beirut sein Abitur.
Danach arbeitet er bis 1981 im palästinensischen Kulturbüro in Beirut.
Dort lernt ihn der bekannte palästinensischeMaler Ismael Shammout kennen. Der bemerkt das künstlerische Talent des jungen Mannes. Er will ihm eine friedliche Zukunft ohne Steinewerfen und ohne Kalaschnikow ermöglichen. Durch seine guten Beziehungen zum Verband Bildender Künstler der DDR (VBK)kommt Mahmoud Dabdoub 1981 in die DDR.
Die DDR ist solidarisch mit den Palästinensern.
Mahmoud Dabdoubgeht nach Leipzig an das Herder-Institut, um die deutsche Sprache zu erlernen.
Er erhält ein Stipendium des Künstlerverbandes der DDR.
Von 1982 bis 1987 studiert er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst  in Leipzig und schließt mit dem akademischen Grad „Diplomfotograf“ ab.
Seit 1987 lebt und arbeitet Mahmoud Dabdoub freiberuflich als Fotograf  in Leipzig.

Das palästinensische Flüchtlingskind hat in Leipzig, in der DDR Ausbildung, Arbeit und ein neues Zuhause gefunden.

 

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(© Mahmoud Dabdoub)

Die friedliche Wende und die Wiedervereinigung Deutschlands erlebt er voller Staunen
und mit dem Wunsch, dass sein Volk ein ähnliches Glück haben möge.
1992 holt er seine Frau aus dem Libanon nach Leipzig.
Das Ehepaar hat drei Töchter.
Frau Dabdoub ist zusammen mit Ihrem Mann nach Gödelitz gekommen.
Wir begrüßen auch sie ganz herzlich.
Seit 2000 ist Mahmoud Dabdoub deutscher Staatsbürger.
Er ist bekennender Muslim.
Regelmäßig organisiert er Jugendreisen in den Libanon. Aktuell ist dies aber aus Sicherheitsgründen nicht möglich.
Er möchte eine Brücke zwischen Orient und Okzident sein.

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Der Großvater von Mahmoud Dabdoub (© Mahmoud Dabdoub)

Fotografieren, sagt er,ist für ihn kein Beruf, sondern eine Berufung.
Arbeitsfelder und Motivedafür gibt es mehr als genug.
Man muss nur hinsehen – und fühlen – betont er.
Auf  seine Arbeit trifft voll zu, was der 2006 verstorbene bekannte amerikanische Fotograf Arnold Newman so formuliert hat:
„Wir nehmen Bilder nicht mit unseren Kameras  auf, sondern mit unserem Herzen und unserem Verstand.“
Mahmoud Dabdoub  ist als Fotograf  Dokumentarist.
Er hält mit der Kamera fest, was ist und bewahrt es vor dem Vergessen.
In unserer schnelllebigen und flüchtigen Welt gibt er damit dem Momenteine Dauer.
Mit den Bildern unserer neuen Ausstellung erinnert er an das schwere Schicksal des palästinensischen Volkes. Er rückt das in unserer Aufmerksamkeit oft ferne Palästina näher in unser Bewusstsein

Mahmoud Dabdoub  ist als Fotograf  auch Künstler.
Seine Bilder zeigen nicht nur oberflächlich Sichtbares.
Sie machen etwas sichtbar, etwas, das für ihn und viele von uns wichtig ist.
Die Frage: Wie kann das „Palästinaproblem“ friedlich und gerecht gelöst werden?

Wie können die Palästinenser wieder eine Heimat bekommen?

Arbeiten von Mahmoud Dabdoub  waren bereits auf vielen Ausstellungen zu sehen.
Ich nenne einfach die Ausstellungsorte in alphabetischer Reihe, wobei es an manchen Orten mehrere Ausstellungen gegeben hat:
Augsburg,
Berlin, Bad Steben, Bremen und Bagdad,
Castrup-Rauxel und Chemnitz,
Dresden,
Erfurt,
Golan,
Halle und Hamburg,
Jerusalem,
Köln,
Leipzig,
Magdeburg und München,
Potsdam und Phönjang,
Ramallah,
Syke,
Weimar.

Wiederholt hat Mahmoud Dabdoub  an Wettbewerben teilgenommen.
Mehrfach ist er mit Preisen, Diplomen und Medaillen ausgezeichnet worden..

Der Fotograf, Dokumentarist und Künstler Mahmoud Dabdoub  ist auch Buchautor.
Bilder von  Orten und Ereignissen, die ihn besonders bewegen und von Menschen, denen er sich besonders verbunden fühlt, hat er in Buchform veröffentlicht.
Bisher gibt es von ihm fünf Bildbände, ein sechster ist in Vorbereitung.
Zum Abschluss der Veranstaltung können Sie bei Herrn Dabdoub seine Bücher kaufen
und auf Wunsch von ihm signieren lassen.

2003 ist sein erstes Buch  „Alltag in der DDR – Fotos aus den 80er Jahren“ erschienen.
In klassischen schwarz-weißAufnahmen ist das festgehalten, was ihm in seinem Gastland aufgefallen ist. Neugierig, vorurteilslos und mit Dankbarkeit gegenüber den vielen hilfsbereiten Menschen fotografiert er deren Alltag.
Heute ist dieses Buch eine wichtige Dokumentation  über ein schon nicht mehr existierendes Land, frei von häufig politisch motivierten Überzeichnungen in das Negative oder in das Positive.

Im gleichen Jahr 2003 ist der Titel „Wie fern ist Palästina?“ in den Buchhandel gekommen.
Es handelt sich um Fotos aus palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon.
Unsere neue Kunstausstellung zeigt eine Auswahl davon.

Seit ungefähr zwanzig Jahren besucht Mahmoud Dabdoub immer wieder solche Flüchtlingslager,manche Orte mehrfach.
Selbst in einem solchen Lager geboren und aufgewachsen hält er mit kenntnisreichem und verständnisvollem Blick sowie mitfühlendem Herzen Alltägliches fest, den zutiefst unnormalen „normalen“ Alltag von „Langzeitflüchtlingen“, die auf eine politische Lösung ihres Heimatproblems hoffen.
Flüchtlingslager sollten eigentlich nur Interimslösungen und Zwischenstationen sein bis zur Rückkehr der Vertriebenen und Geflohenen in die friedliche Normalität ihrer Heimat.
Aber seit mehr als einem halben Jahrhundert dauert für viele Palästinenser dieser „unnormale“ Zustand an!
Hat sich die Welt daran gewöhnt?
Haben wir uns daran gewöhnt?
Wie fern ist uns Palästina?

Seit Jahrzehnten mahnt die UNO für das „Palästinaproblem“ eine friedliche Zweistaatenlösung an – Israel und Palästina als selbständige souveräne Staaten.
Mahmoud Dabdoub  hatte in unserer Maiveranstaltung den Referenten Michael Lüders, Präsident der deutsch-arabischen Gesellschaft, nach den Aussichten für eine solche Lösung des gefragt. Dessen realistische traurige Vermutung lautete: „Es wird keinen eigenen Staat Palästina geben.“
Dem stehenvon allen Seiten Hindernisse entgegen – von radikalen und militanten Kräften sowohl auf israelischer als auch palästinensischer, sowohl auf jüdischer als auch arabischer Seite.
Ein ganz wesentliches Hindernis bildet die Siedlungspolitik der gegenwärtigen israelischen Regierung. Aber der drohende Vorwurf von Antisemitismus schützt diese Politiker und ihre Politik vor wirksamer internationaler Kritik. Ein eigener Staat Palästina ist also fern, vielleicht ferner als je zuvor.

Meine Damen und Herren, liebe Freunde,
in den letzten Monaten hat mich diese Ausstellung sehr beschäftigt, vor allem emotional –
mehr als alle bisherigen Kunstausstellungen unseres Bürgervereins.
Ihr Thema und die Biografie von Mahmoud Dabdoub sind mir immer wieder durch Herz und Sinn gegangen.
Das hat gewiss vielmit meinen eigenen Erfahrungen von Vertreibung und Heimatverlust zu tun.

Ende Mai dieses Jahres war ich in meinem Geburts- und Heimatort Ganna, einem kleinen Dorf in Westungarn an den Ausläufern des Bakonywaldes gelegen, zu einem Heimattreffen.
(Übrigens: Am 2. August ist der bekannte Schriftsteller PéterEsterházy in der schönen klassizistischen Kirche dieses Dorfes beigesetzt worden, in einer Familiengruft der Esterházy.)
Der Bürgermeister von Ganna und die Ortsvorsitzende der Nationalen Selbstverwaltung der deutschen Minderheit in Ungarn hatten dazu eingeladen.
Der Anlass war der 70. Jahrestag des Beginns der Vertreibung der Deutschen aus diesem Dorf- am 5. Juni 1946. Die Opfer der ersten Vertreibungswelle kamen in die amerikanische Besatzungszone Deutschlands, in den Raum um Karlsruhe.
Die zweite Vertreibungswelle erreichte Ganna am 28. Januar 1948.
Von ihr war auch meine Familie betroffen. Meine Familie, das waren meine Urgroßeltern und Großeltern väterlicherseits, meine Eltern, ich und mein jüngerer Bruder, verlor plötzlich und gewaltsam Haus und Hof, Heimatort und Heimatland. Wir kamen in die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands. Nach einem Quarantänelager in Pirna ging es nach Sachsen in den Raum Löbau.

Den plötzlichen und gewaltsamen Verlust der Heimat habe ich als Kind miterlebt und miterlitten. Darum berühren mich bis heute Aussagen über das alte und weltweite Problem von Heimatverlust und  Heimatlosigkeit ganz tief.
Lassen Sie mich zwei Beispiele nennen:
Der griechische Tragödiendichter Euripides aus dem 5. Jahrhundert vor Christus  formulierte es in seinem Schauspiel „Medea“ so:
„Gibt’s kein höheres Übel doch als den Verlust der Heimat.“
Und der russische  Romanautor Fjodor Michailowitsch Dostojewski  schrieb:
„Ohne Heimat sein heißt leiden.“

Den langsamen und gewollten Gewinn einer „neuen Heimat“, meine Beheimatung in der Löbau, in Sachsen, in der DDR, habe ich ganz bewusst und aktiv mit gestaltet.
Mißtrauen und Zurückweisung durch manche Alteingesessene habe ich dabei ebenso erfahren wie die freundliche Hilfsbereitschaft vieler. So binmit der Zeit ich in der DDR angekommen, ist dieses Land mein Zuhause, meine neue Heimat geworden.
Seit 59 Jahren ist Dresden für mich Heimat im engeren Sinne.

Ich bin also im Mai aus meiner neuen Heimat Dresden und Deutschland in meine alte Heimat Ganna und Ungarn gefahren, um an einem Vertriebenentreffen teilzunehmen, das zu einem freundlichen Versöhnungs- und Heimatfest wurde.

Liebe Freunde, meine Damen und Herren,
ich komme auf mein eingangs erwähntes Gespräch mit Mahmoud Dabdoub zurück;

–    Was verbinden wir und was verbindetuns mit dem Wort Heimat?
Welchen Ort bezeichnet dieses Wort?

Über Heimat gibt es viele Bücher und noch mehr Artikel.
Eine der kürzesten und schönsten Erklärungen dafür, was uns mit Heimat verbindet, habe ich bei Otto von Bismarck gefunden.
Dieser  preußisch-deutsche Staatsmann und erste deutsche Reichskanzler (1815 bis 1898) hatte als junger Mann in einem Brief an seine Braut Johanna von Putkammerden folgenden Satz geschrieben:
„Wie schön ist es, eine Heimat zu haben mit der man durch Geburt, Erinnerungen und Liebe verwachsen ist“.

Also:
Heimat ist etwas Schönes.
Heimat ist ein wertvoller Besitz.
Heimat hat mit Geburt zu tun,
Heimat hat mit Erinnerungen zu tun,
Heimat hat mit Liebe zu tun!
Und man ist mit seiner Heimat „verwachsen“, also ganz fest und dauerhaft verbunden.

Viele Sprachen binden das Wort Heimat an den Fakt des Geborenseins, an den Ort und das Land der Geburt.
„Native country“  heißt es im Englischen, also Geburtsland.
Das französische „Pay natal“ bedeutet dasselbe.
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem russischen Wort „Rodina“.
Also: Wo ich geboren bin, da ist meine Heimat.

Mahmoud Dabdoub ist im Libanon geboren, aber als Palästinenser und in einem Flüchtlingslager. Ist der Libanon seine Heimat?

Wir sind mit unserer Heimat durch Erinnerungen verbunden.
Bei mir sind das nicht nur meine eigenen Erinnerungen, denn ich war bei der Vertreibung
achteinhalb Jahre alt. Meine Bindung an meine alte Heimat Ganna und Ungarn hat ganz wesentlichmit den Erinnerungen meiner Eltern, Großeltern und Urgroßeltern zu tun,
mit ihren vielen Erzählungen von Zuhause, von Daheim.

Aber das in der Fremde geborene Flüchtlingskind Mahmoud Dabdoub kann keinerlei eigene Erinnerungen an Palästina haben.
Es sind ausschließlich die Erinnerungen anderer, vor allem die seines Großvaters, die sein Palästinabild prägen, rational und emotional.
Mich hat sehr berührt, wie liebevoll Mahmoud Dabdoub von seinem Großvater erzählt hat.
Auf dem Foto direkt neben dem Eingang sehen wir einen alten Herrn mit weißem Bart.
Das ist der Opa des Künstlers.

Wir sind mit unserer Heimat durch Liebe verbunden.
Als ich im Mai nach Jahren wieder durch meinen Geburts- und Heimatort Ganna gegangen bin, da hatte ich ein wohliges, angenehmes, gutes  Gefühl in der Brust.
Aber wenn ich nach einer längeren Reise wieder nach Dresden zurückkomme, über die Elbbrücke fahre und die Silhouette der Stadt erblicke, dann habe ich das gleiche schöne, wohlige, gute Gefühl.
Ein Mensch kann also sehr wohl mehrere Heimaten haben, sich an mehreren Orten wohlfühlen. Heimat hat also mit Wohlfühlen zu tun.

Das deutsche Wort „Heimat“ drückt genau diese gefühlsmäßige Seite aus – und nicht den Fakt der Geburt.
Im Wort Heimat  steckt „Heim, Daheim“ oder „Zuhause“ drin.
Wo ich ein Zuhause habe, wo ich mich wohlfühle, wo es mir gut geht, da ist Heimat.
Das meint auch der klassisch altrömische Ausdruck – er soll von Cicero stammen – „Ubibene, ibipatria“, wo es mir gut geht, da ist mein Vaterland.

Übrigens: Die ungarische Sprache besitzt zwei ganz unterschiedliche Wörter für Heimat, eines für den Fakt der Geburt und eines für das Wohlfühlen an einem Ort.
Das Wort „szülöföld“ bedeutet soviel wie Geburtsort.
Das andere Wort heißt „haza“. Darin steckt das Wort „ház“, Haus, ein Bezug also zu Daheim und Zuhause.

Wir sehen, dass Heimat sehr viel sein kann: ein Geburtsort, ein Erinnerungsort, ein verlorener Ort, ein gefundener Ort, ein Wohlfühlort, ein Sehnsuchtsort.

Palästina ist für Mahmoud Dabdoub vor allem ein Sehnsuchtsort.

Auf meine direkte Frage „Was ist für Sie Heimat?“ hat mir Mahmoud Dabdoub in seiner ruhigen und freundlichen Art und mich sehr bewegend so geantwortet:
„Ich habe in meiner Brust zwei Heimaten. Leipzig und Palästina.
Palästina hat seinen Platz auf der linken Seite. Es liegt ganz nah an meinem Herzen.“

In unserer 38. Kunstausstellung  zeigt uns Mahmoud Dabdoub Fotografien von seiner Herzens- und Sehnsuchtsheimat Palästina, Bilder vom schmerzhaften Heimatproblem seines Volkes.

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(© Mahmoud Dabdoub)

Das Thema dieser Ausstellung lautet „Wie fern ist Palästina?“
Auf diese Fragekönnen wir nach der aufmerksamen und nachdenklichen Betrachtung  der Bilderwahrscheinlich antworten:
In unserer Aufmerksamkeit, in unseren Kenntnissen und in unseren Gefühlensind uns Palästina und seine Menschen weniger fern als  bisher. Sie sind uns näher gekommen.

Unser Bürgerverein wünscht seiner 38. Ausstellung diese Wirkung.

Und nun übergebe ich zum Hauptprogramm des Abends die Moderation an Herrn Dr. Wagner von der Werteakademie des ost-west-forum Gut Gödelitz e.V.