Veranstaltung am 16.09.2016: Braucht die globale Ernährungssicherung den Ökolandbau?

Vortrag und Gespräch mit Dr. Felix Prinz zu Löwenstein

Agrarwissenschaftler, Biolandwirt und Vorstandsvorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft, Freitag, 16.09.2016, 19:00 Uhr Gut Gödelitz

hat unsere Gesellschaft das Gespür für die Natur und damit für unsere Lebensgrundlage komplett verloren? Ist unsere Art zu Leben und zu konsumieren im globalen Maßstab überhaupt noch vertretbar?

2011 wendete sich der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) gegen die Patentrezepte der Agrarindustrie: „Industrielle Landwirtschaft mit synthetischem Dünger, Pestiziden und Gentechnik auf dem Feld sowie Massenproduktion von Billigfleisch im Stall ist nicht Lösung sondern Ursache für die Probleme der globalen Ernährungssicherung“.  BÖLW-Vorstandsvor-sitzender Prinz zu Löwenstein forderte die Bundesregierung auf, endlich die selbst benannten Ziele ihrer Nachhaltigkeitsstrategie ernst zu nehmen und den Ökologischen Landbau als Leitbild für die Entwicklung der Landwirtschaft anzuerkennen.

Prinz zu Löwenstein weist darauf hin, dass gerade die eine Milliarde hungernder oder fehlernährter Menschen weltweit auf eine Landwirtschaft der Ökologischen Intensivierung angewiesen ist – also auf eine Lebensmittelherstellung, die ohne teure Agro-Chemikalien aus den Fabriken der Industriestaaten auskommt: „Dass das möglich ist, beweisen hunderttausende von fortschrittlichen Bäuerinnen und Bauern weltweit. Sie entwickeln und praktizieren eine Landwirtschaft, die genug produziert und dabei effizient und nachhaltig mit Ressourcen wie Wasser, Biodiversität oder Bodenfruchtbarkeit umgeht, auf die auch künftige Generationen angewiesen sind.“

Die mitunter als Wundermittel gepriesene Agro-Gentechnik bezeichnet Löwenstein als eine reine Convenience-Technologie: „Weltweit wachsen Gentech-Pflanzen auf Millionen von Hektaren. Keine davon wurde entwickelt, um höhere Erträge und damit mehr Nahrung zu erzeugen. Sie dienen ausschließlich dazu, Großflächenlandwirtschaft in Monokulturen betreiben zu können, ohne die für den Erhalt von Bodenfruchtbarkeit erforderlichen Fruchtfolgen einhalten zu müssen. Durch die Lizenzansprüche der Patentinhaber verstärken Gentech-Pflanzen zudem zusätzlich die wirtschaftliche Abhängigkeit der Bauern von den großen Agrarunternehmen“.

Außerdem verdeutlicht er den Zusammenhang zwischen unserem Lebens- und Ernährungsstil und dem so entstehenden Druck auf die globalen Lebensmittelmärkte: „Wenn alle Menschen auf der Erde so leben und essen wollen wie wir, dann kann es nicht reichen – egal mit welchem Ansatz Landwirtschaft zukünftig betrieben wird.“ In diesem Zusammenhang seien nur die Lebensmittelverschwendung und der hohen Fleischkonsum der Industrienationen genannt.

Wir freuen uns, Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, auf Gut Gödelitz begrüßen zu dürfen. Zum Vortrag und dem anschließenden Gespräch laden wir Sie herzlich ein.

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bernhard Wagner

Mitglied der WerteAkademie

Löwenstein)

Felix Prinz zu Löwenstein , Privatfoto

Zur Person:

Prinz zu Löwenstein wurde 1954 in Hees (Weeze) in eine traditionsreiche, weit verzweigte Familie geboren. Nach der Schulzeit am Jesuitenkolleg St. Blasien studierte Löwenstein an der agrarwissenschaftlichen Fakultät der TU München in Weihenstephan und schloss das Studium 1982 mit der Promotion ab.

Nach einer dreijährigen Entwicklungshelfer-Tätigkeit auf Haiti übernahm er 1986 den elterlichen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb und stellte das Gut in Südhessen, das seit 500 Jahren im Besitz der Familie ist, sechs Jahre später auf auf Bioproduktion um.

Löwenstein ist Landwirt im Anbauverband Naturland und war 16 Jahre lang Mitglied Mitglied in dessen Präsidium. Außerdem bekleidet er weitere Ehrenämter in Organisationen des ökologischen Landbaus. So ist er auch Vorstandsvorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und Vorstandsmitglied des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL Deutschland).

2011 veröffentlichte er sein Buch „Food Crash“, das von Deutschlandradio Kultur als „beeindruckendes und überzeugendes Plädoyer für eine ökologische Landwirtschaft“ und von Spektrum der Wissenschaft als „Plädoyer für ein nachhaltigeres und gerechteres Landwirtschaftssystem“ bezeichnet wurde.

2015 erschien das Buch, „Es ist genug da. Für alle. Wenn wir den Hunger bekämpfen, nicht die Natur“, das der Südwestrundfunk als “detailliert, sachkundig und gut verständlich” empfiehlt.

Felix Prinz zu Löwenstein ist seit 1977 mit Elisabeth Gräfin von Meran verheiratet und hat sechs Töchter.