Rückblick: Musikalisch-Literarischer Abend mit Friedrich-Wilhelm Junge und Michael Fuchs, im Vorprogramm Eröffnung einer neuen Ausstellung
Besondere Abende besondere Wochentage. Seien Sie diesmal sehr herzlich zu uns nach Gödelitz eingeladen – zu einem doppelten Genuss, zu einem Abend des Wortes und der Kunst.
Wir freuen uns, Ihnen mit einer neuen Ausstellung den Dresdner Malerpoeten Max Manfred Queißer vorstellen zu können. Und wir schätzen uns außerordentlich glücklich, dass der bekannte Dresdner Schauspieler Friedrich-Wilhelm Junge wieder einen musikalisch-literarischen Abend bei uns bestreitet.
Er führt uns mit seinem Programm „Menschen und Götter“ in eine uns fremde und doch so nahe Tradition. Er lädt uns ein, die in Deutschland vergessene Welt des Chassidismus neu zu entdecken, das Fremde kennenzulernen und in eine große literarische Tradition einzutauchen. Er erzählt uns vier Geschichten einer zerstörten Welt, Geschichten aus dem Osteuropa der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und holt uns so verlorenes Erbe zurück.
Viele von Ihnen werden Tewje kennen, den Milchmann von Scholem Alejchem. Der 1859 in der Nähe von Kiew geborene und 1916 in New York gestorbene Autor gilt als der Meister einer gestisch unerhört reichen Sprache, des Jiddischem, als der unvergleichliche Humorist der jiddischen Literatur. Junge wird uns auch die Geschichte „Eine Hochzeit ohne Musik“ vortragen, eine Geschichte, die exemplarisch ist für Scholen Alejchems erzählerisches Füllhorn. Eine Geschichte, die einem den Atem stocken lässt und wenig später das Zwerchfell strapaziert.
Geschichten, wie gemacht für den großartigen Schauspieler Fiete Junge. Wer ihn einmal erlebt hat, ob als Schauspieler im Staatsschauspiel, im Fernsehen oder im Theaterkahn oder auch bei uns auf dem Gut, der weiß, dass auch dieser Abend ein Hörgenuss wird. Junges hervorragende Sprechkultur verspricht ein Erlebnis erster Güte. Begleitet wird er von seinem
langjährigen Partner, dem Pianisten Michael Fuchs, auch er ein Meister seines Fachs. Kongenial darf man diese Partnerschaft nennen!
Fiete Junge und Michael Fuchs treten in Gödelitz ohne Gage auf. Dieser Abend ist eine Benefiz-Veranstaltung für unseren Bürgerverein. Dafür sind wir den beiden Künstlern von ganzem Herzen dankbar.
Gestatten Sie mir noch einige Worte zu unserer neuen Kunstausstellung.
Mit ihr ehren wir den Künstler Max Manfred Queißer, der im Mai 2016 im Alter von 89 Jahren verstorben ist. „Kontrapunkt“ heißt diese Bilderschau. Dieser Begriff kommt aus der Kompositionslehre und bezeichnet eine solche Vielstimmigkeit, bei der jede Stimme gleichwertig und unabhängig ist, im Zusammenspiel aber die Harmonie erhalten bleibt. Bezogen auf unsere Ausstellung sind Wissenschaft und Kunst solche Stimmen. Beides sind Wirkfelder von des Philosophen und und Kultursoziologen Max Manfred Queißer. Das Bemühen um Schönheit war für ihn Wesenszug, Lebensmotto und Arbeitsprinzip zugleich.
Ein Wort von Maxim Gorki passt trefflich zu seiner Biografie: „Die Wissenschaft ist der Verstand der Welt, die Kunst ist ihre Seele.“ Lebenserfahrungen wirkten prägend nach: Im Alter von 17 Jahren ist er zum Kriegsdienst eingezogen worden, und von 1945 bis 1948 war er in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Er kehrte heim mit der Liebe zu Frieden, zu Harmonie, zu Schönheit und Freude. In seinem Berufsleben beschäftigte er sich wissenschaftlich mit soziologischen Aspekten von Kultur mit Alltags- und Baukultur, auch mit Baukunst und Kunst am Bau. Die Einheit von Zweckmäßigkeit und Schönheit war ihm besonders wichtig.
Nach der Wende baute er sich zusammen mit seiner Frau Gerlinde in ihrem Radebeuler Wohnhaus ein Atelier aus. Und hier schuf er seine reiche Bilderwelt, die wir Ihnen mit unserer Ausstellung nahebringen wollen. Er drückte in Linien, Formen und Farben seine Empfindungen, Eindrücke, Stimmungen und Gefühle aus. Er malte damit vor allem das, was er in sich sieht, nämlich seine Seelenlandschaften.
Friedrich-Wilhelm Junge und Gerlinde Queißer werden beim abschließenden kleinen Empfang dabei sein und für Ihre Meinungen und Fragen als Gesprächspartner zur Verfügung stehen.
Ich würde mich aufrichtig freuen, Sie zu diesem besonderen Abend begrüßen zu dürfen. Herzlich willkommen am 3. Juli um 19 Uhr auf Gut Gödelitz!
Ihre Adina Rieckmann
Für den Vorstand
Noch zusätzliche Informationen zu unseren Gästen:
Biografisches zu Friedrich Wilhelm Junge
– 1957-1960 Studium an der Theaterhochschule Leipzig
– 1960-1962 Engagement am Theater in Rudolstadt
– 1962-1966 am Theater Plauen im Vogtland
– 1966-1985 am Staatsschauspiel in Dresden
– 1985-1987 Engagements an der Volksbühne Berlin
und am Bayrischen Staatsschauspiel München
– 1988 Gründung des „Dresdener Brettl“;
bis 2005 Künstlerischer Leiter dieses privaten Theaters (auf dem Theaterkahn),
zahlreiche Literatur-, Cabaret- und Chansonprogramme
– 1989 Gründungsmitglied des Sächsischen Kunstvereins
– 1990 Gründungspräsident des Rotary-Clubs Dresden
– 1996 Bundesverdienstkreuz
– 1997 Gründungsmitglied des Förderkreises zum Wiederaufbau der Dresdener Synagoge
– 1999 Kunstpreis der Stadt Dresden
– 2003 6. Radebeuler Kunstpreis
Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste
Lebt in Radebeul bei Dresden
Rollen (Auswahl)
– Hamlet in Hamlet (Shakespeare)
– Don Carlos in Don Carlos (Schiller)
– Gyges in Gyges und sein Ring (Hebbel)
– Faust in Faust I (Goethe)
– Satanael in Adam und Eva (Hacks)
– Chlestakov in Der Revisor (Gogol)
– von Wehrhahn in Der Biberpelz (Hauptmann)
– Werschinin in Drei Schwestern (Tschechow)
– Dietrich von Bern in Die Nibelungen (Hebbel)
– Schigolch in Lulu (Wedekind)
– Er in Der Kontrabaß (Süßkind)
– Voland in Meister und Margarita (Bulgakow)
– Nero in Britannicus ( Racine)
– Dante in Francesca da Rimini (Rachmaninow)
– Haushofmeister in Ariadne auf Naxos (Strauss)
– Wieland in Die Braut (Film, BRD)
– Waste brauchst, das ist Liebe (Kändler-Collage)
– Ringelnatz-Programm (mit Detlef Rothe)
– Pilatus in Pontius Pilatus (nach Bulgakow)
– Der Tod in Die unlustige Witwe (Antrak)
– Die Fruchtfliege in Die Fruchtfliege (Antrack)
- Johnson in Halpern & Johnson (Lionel Goldstein)
Biografisches zu Max Manfred Queißer
1927 in Freital bei Dresden geboren
1944 Einberufung zum Militärdienst
1945-1948 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft
1956 Mitinitiator der ersten Nachkriegsausstellung von Grafiken von Käthe Kollwitz
1958 freundschaftliche Kontakte zu Künstlern , eigene Malversuche
1968-1989 wissenschaftliche Tätigkeit: Philosophie-Studium in Leipzig, Diplom; Promotion und Habilitation in Dresden; Arbeit als Kultursoziologe
1975 Ehe mit der Diplomdesignerin und Innenarchitektin Gerlinde Frönicke
1976 Umzug nach Radebeul
1985 Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR
1990 Mitglied im Landesrat des Sächsischen Künstlerbundes
1993 Wiederaufnahme der Malerei, Ausbau eines eigenen Ateliers
2004 Teilnahme am Internationalen Künstlertreffen der Euroregion Neisse
1996-2014 wiederholte Studienaufenthalte in Italien, Dalmatien, Türkei, Tschechien und Frankreich
2016 Der Künstler lebte und arbeitete bis zu seinem Tod am 4. Mai 2016 in Radebeul.
Einzelausstellungen (Auswahl):
1998/1999 Barockgarten Großsedlitz
2001/2002 Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt in Wittenberg
2003 Kreissparkasse Meißen
Beratungscenter Radebeul
Krankenhaus Freital
2003/2006 Musikschule des Landkreises Meißen
2006/2007 Deutsche Bank AG/ Galerie im Investment und Finanz Center Radebeul
2007 Galerie in der Landesdirektion Sachsen
2008 Elblandkliniken Meißen-Radebeul
2010/2011 Diakonissenkrankenhaus Dresden
2013 IFW-Leibnitz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden
2015/2016 WNP Dr. Wasmer, Thaller & Partner Dresden
Ausstellungsbeteiligungen:
2000/2005/2010/2016 Bürgerfoyer Sächsischer Landtag, Dresden, „Alterswerke I-IV“
2004 Jawor (Polen), Turnow (Tschechien) und Görlitz im Rahmen des Internationalen Künstlertreffens der Euroregion Neisse
2008 Stadtgalerie Radebeul
2009 Gemeinschaftsausstellung des Künstlerbundes im Rathaus Dresden