Deutschland, die Europäische Union und Russland

Vortrag und Gespräch von und mit Matthias Platzeck Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums e.V.

Gut Gödelitz, 18.11.2017, 18:00 Uhr Alte Schäferei

Sehr geehrte Damen und Herren,

Nach dem Kosovo haben wir mit der Ostukraine den zweiten Krieg auf europäischen Boden.

Unser Verhältnis zu Russland ist gespannt, obwohl wir doch nach dem Ende des Kalten Krieges mit der Charta von Paris im November 1990 ein gemeinsames Europäisches Haus bauen wollten – unter dessen Dach auch Russland einen Platz haben sollte.

Was ist geschehen, dass wir in einen erneuten Kalten Krieg mit Russland zurückgefallen sind? Glaubt man einem der meistüberschätzten deutschen Historiker, Heinrich August Winkler, will Putin eine Revision der Grenzen in Europa – auch mit Gewalt. Die Besetzung der Krim dient ihm als wichtigster Beweis. Dass all dies eine Vorgeschichte hat, dass der Westen in Siegerpose weder grundlegende Interessen noch verletzte Emotionen der Russen berücksichtigt hat, fällt bei Winkler völlig unter den Tisch.

Für Friedensfähigkeit ist dies aber eine grundlegende Voraussetzung. Das hätte Winkler von Egon Bahr lernen können. Leider sind sich Winkler und weite Teile von Politik und Medien völlig einig: Gut und Böse, Schwarz und Weiß –so wird uns das Verhältnis zwischen dem werteorientierten Westen und einem diktatorischen, expansionistischen Russland täglich präsentiert. Aufrüstung, NATO-Truppen an den Grenzen Russlands und Wirtschaftssanktionen sind die Aktionen des Westens – die Russland mit ähnlichen Reaktionen beantwortet. Auf diese Weise spitzt sich die Lage im Grenzgebiet auf  eine gefährliche Weise zu.

Dass in Russland 80% der Bevölkerung hinter Putin stehen, dass  in Deutschland laut einer Umfrage der Körber-Stiftung von 2016 81% der Bevölkerung sich für eine engere Beziehung zu Russland ausgesprochen haben, hat auf den russlandkritischen Dauerbeschuss offensichtlich keinen Einfluss.

Es gibt noch Politiker und Journalisten, die differenzierter urteilen und sich über die Folgen dieser Politik Gedanken machen. Einer ist der ehemalige Ministerpräsident von Brandenburg und ehemalige Vorsitzende der SPD, Matthias Platzeck. Als Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums kämpft er für eine ausgleichende, die Interessen beider Seiten berücksichtigende und damit friedensfähige Politik gegenüber Russland.

Ihn haben wir zu einem Vortrag auf Gut Gödelitz eingeladen.

Wir freuen uns, Herrn Platzeck auf Gut Gödelitz begrüßen zu dürfen. Zum Vortrag und dem anschließenden Gespräch laden wir Sie herzlich ein.

Mit freundlichen Grüßen

Axel Schmidt-Gödelitz

Vorsitzender

© Deutsch-Russisches Forum e.V. / Monique Wüstenhagen

Zur Person: Matthias Platzeck
Geboren am 29. Dezember 1953 in Potsdam. Nach der allgemeinbildenden Schule besuchte er die Erweiterte Spezial-Oberschule in Kleinmachnow, wo er 1972 das Abitur bestand.
Nach erfolgtem Grundwehrdienst in der NVA, begann 1974 sein Studium an der Sektion Technische- und Biomedizinische Kybernetik an der Technischen Hochschule Ilmenau, das er 1979 als Diplomingenieur für biomedizinische Kybernetik beendete.
In der Endphase der DDR setzte er sich als Umwelthygieniker zunächst mit der Grünen Liga für den Umweltschutz ein, bevor er 1990 als parteiloser Vertreter der Grünen Liga in die Regierung Modrow aufgenommen und danach in der ersten und letzten freien Wahl in die Volkskammer der DDR gewählt wurde. Dort gehörte er der aus zwei Parteien bestehenden Fraktion Bündnis 90/ die Grünen an. Nach der Wiedervereinigung war Platzeck unter dem ersten Ministerpräsidenten Manfred Stolpe von November 1990 bis November 1998 Umweltminister des Landes Brandenburg. 1993 trat er aus dem Bündnis 90 aus, war zunächst parteilos und wurde schließlich 1995 Mitglied der SPD.
Von 1998 bis 2002 war Platzeck Oberbürgermeister von Potsdam. Im gleichen Jahr wurde er Landesvorsitzender der SPD. Am 26. Juni 2002 wurde er als Nachfolger Manfred Stolpes zum Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg gewählt. 2005 wurde er zusätzlich Bundesvorsitzender der SPD. Alle drei Ämter gab er zwischen 2006 und 2013 aus gesundheitlichen Gründen auf.
Im März 2014 wurde Matthias Platzeck von der Mitgliederversammlung des Deutsch-Russischen Forums e.V. einstimmig zu dessen Vorsitzender gewählt.