Vortrag und Gespräch mit Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Huber am 1. Dezember 2018 um 18:00 Uhr in der Alten Schäferei auf Gut Gödelitz.
„Ethik ist wichtiger als Religion“, dies ist der Titel einer Schrift, die als Appell des Dalai Lama an die Welt 2015 veröffentlicht wurde. Im Zusammenhang mit den Terroranschlägen auf die Redaktion der Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ sagte der Dalai Lama im Januar 2015 „Ich denke an manchen Tagen, dass es besser wäre, wenn wir keine Religionen mehr hätten.“
In seinem Appell fordert er stattdessen eine neue säkulare Ethik jenseits aller Religionen, da diese häufig zu Intoleranz und Machtmissbrauch neigten. Eine bemerkenswerte Forderung von jemandem, der als einer der großen Religionsführer unserer Zeit gilt. Heute drei Jahre später scheint mit Blick auf die vielen religiös motivierten Konflikte in der Welt die Forderung nach einer allgemeinen, neuen säkularen Ethik vielleicht dringender als zuvor. Kann eine säkulare Ethik – eine gemeinsame Ethik unsere Welt besser und vor allem friedensfähiger machen?
Vor dem Hintergrund einer Vielfalt an Meinungen, Menschenbildern, Wertvorstellungen und Auffassungen davon, was richtig und gut ist, ist auch die Ethik umstritten. Versteht man mit Kant unter Ethik das Nachdenken über die menschliche Lebensführung, dann wird schnell deutlich, dass diese immer auch an eine bestimmte Vorstellung vom Menschen – ein bestimmtes Menschenbild gebunden ist.
So ergibt sich die Antwort auf die Frage „Was soll ich tun?“ immer auch vor dem Hintergrund der Fragen „Was kann ich wissen?“ und „Was darf ich hoffen?“ In dem Nebeneinander unterschiedlicher Überzeugungsgemeinschaften findet sich auch ein Nebeneinander komplexer und ggf. auch sehr unterschiedlicher Werteüberzeugungen. Wie damit umgehen? Der Dalai Lama meint, es gibt eine elementare menschliche Spiritualität unabhängig von allen Religionen, die auf der in uns Menschen angelegten Neigung zu Liebe, Güte und Zuneigung beruht.
Doch der Blick in die Welt lässt uns manchmal an dieser Annahme zweifeln. Im Kleinen wie im Großen erleben wir, wie andere Werte als Liebe und Güte das menschliche Handeln bestimmten. Ist eine allgemeine Ethik unabhängig von Religionen möglich? Wie verhalten sich Ethik und Religion zu einander? Kann Religion heute noch Orientierung zu ethischen Fragen des richtigen und guten Lebens bieten?
Wir freuen uns sehr, dass wir zur Diskussion dieser Fragen mit Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Huber einen herausragenden Theologen und Experten auf dem Gebiet der Ethik gewinnen konnten, den die Berliner Morgenpost einmal als „kantigen Vordenker“ bezeichnete.
Welche Antwort hat er als ehemaliges Mitglied es nationalen Ethikrates auf Kants Frage nach dem, was wir tun sollen? Wie positioniert sich der ehemalige Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zu der Aussage des Dalai Lama?
Im Vorprogramm wird die 47. Kunstausstellung unseres Vereins eröffnet. Zu sehen sind Arbeiten des Künstlerpaares Doris Titze und Thomas Hellinger.
Wir möchten Sie recht herzlich zu diesem mit Sicherheit spannenden Vortrag sowie der Eröffnung der Ausstellung mit anschließendem Empfang im Landgästehaus einladen.
Bitte melden Sie sich spätestens bis zum Mittwoch vor der Veranstaltung an! Nur so können wir den Empfang planen. Die Kosten für die Teilnahme belaufen sich auf 10 Euro für Mitglieder und 15 Euro für Nichtmitglieder.
Zur Person:
Wolfgang Huber wurde am 12.08.1942 in Straßburg geboren und wuchs in Freiburg/Breisgau auf.
Seit 1966 ist er mit Kara Huber-Kaldrack verheiratet; sie haben drei Kinder und sechs Enkel.
1966 – 1968 Vikar und Pfarrer in Württemberg
1968 – 1980 Mitarbeiter und stellvertretender Leiter der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg
1980 – 1984 Professor für Sozialethik in Marburg
1984 – 1994 Professor für Systematische Theologie in Heidelberg
1983 – 1985 Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages
1989 Lilly Visiting Professor an der Emory University in Atlanta/USA
1994 – 2009 Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (Schlesische Oberlausitz)
1997 – 2009 Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
1998 – 2001 Mitglied des Zentral- und Exekutivausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen
2001 – 2003 Mitglied des Nationalen Ethikrates
2003 – 2009 Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
2008 Ehrendoktorwürde der Christlichen Theologischen Akademie Warschau
2010 – 2014 Mitglied des Deutschen Ethikrates
2010 Fellow des Stellenbosch Institute for Advanced Study (STIAS) in Südafrika
2013 Honorarprofessor der Universität Stellenbosch (Südafrika)
2014 Ehrendoktorwürde (Ph.D.) der Universität Stellenbosch (Südafrika)
2017 Ehrendoktorwürde (kath. Theol.) der Ruhr-Universität Bochum
30. Oktober 2017 Ehrendoktorwürde (Dr. iur. h.c.) Universität Jena
Wolfgang Huber wurde unter anderem mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland, dem Verdienstorden des Landes Berlin, dem Verdienstorden des Landes Brandenburg und dem Europäischen Kulturpreis ausgezeichnet.
Vorankündigung:
Am Sonntag den 2.12.18 findet das nächste Kammerkonzert statt. Nähere Informationen zum Programm erhalten Sie gesondert.
Am Sonnabend, den 19. Januar 2019 findet das Gödelitzer Neujahrskonzert statt. Deutsche, iranische, syrische und ukrainische Musiker spielen Werke von Ludwig van Beethoven, Vigen Derdevian, Felix Mendelssohn Bartholdy und Ali Pirabi.