Vortrag und Gespräch mit Dr. Andrej Holm (Städteplaner) am Sonnabend, den 16. März 2019, um 18:00 Uhr auf Gut Gödelitz in der Alten Schäferei
Vor ein paar Monaten veröffentlichte die „Berliner Zeitung“ ein Foto aus dem Jahr 1932. Es zeigte den heruntergekommenen Hinterhof eines Berliner Mietshauses, an deren hinterer Wand mit großen weißen Lettern „ERST ESSEN – DANN MIETE“ stand. Aus den Fenstern hingen zahlreiche braune und rote Fähnchen mit Hakenkreuzen und Hammer und Sicheln. Ein Jahr später hatten die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland übernommen.
Heute hängen in Berlin wieder Fahnen und Plakate aus Fenstern, um gegen Mieterhöhungen und Verdrängung von Menschen aus ihren Wohnungen zu protestieren. Angst und Wut sind ist in der Stadt spürbar, eine Wut gegen die explodierenden Mieten, gegen Bodenspekulation, Luxussanierung und Verdrängung aus angestammten Wohnvierteln.
Die Wut ist so groß, dass eine Initiative mittels Volksbegehren/Volksabstimmung die größten börsennotierten Wohnungsunternehmen enteignen will. Nach jüngsten Umfragen unterstützen 44 Prozent der Berliner Bevölkerung das Projekt. Aber auch in Teilen der Politik und den Medien stößt die Initiative auf Verständnis und Zustimmung.
Wohnen gehört zu den Grundbedürfnissen von Menschen, die man nicht dem Markt überlassen darf. Wer dies missachtet, kommt schnell mit politischem Sprengstoff in Berührung, zerstört den inneren Frieden unserer Gesellschaft. Es zeigt auch, wie wenig die politisch Verantwortlichen aus der Geschichte gelernt haben.
Weil ganz ähnliche Entwicklungen in fast allen Großstädten der Bundesrepublik seit längerer Zeit sichtbar sind, ohne dass die Politik wirksam einschreitet, geht Vertrauen in die Politik zunehmend verloren – und leider auch in die Demokratie als Staats- und Lebensform.
Warum gelingt es den handelnden PolitikerInnen nicht, die politisch und sozial besonders sensiblen Bereiche der Daseinsvorsorge vor der Gier der Finanzmärkte zu schützen? Einer der besten Kenner dieser Probleme ist der Berliner Sozialwissenschaftler und Städteplaner Dr. Andrej Holm. Seine Analysen und Vorschläge sind radikal, sie gehen an die Wurzeln des Wohnungsproblems. Ein Grund, ihn zum Vortrag nach Gödelitz einzuladen.
„Wohnungspolitik in Ballungsräumen – am Beispiel Berlin“ Vortrag und Gespräch mit Dr. Andrej Holm (Sozialwissenschaftler/Städteplaner) am 16. März 2019 um 18:00 Uhr auf Gut Gödelitz in der Alten Schäferei.
Im Vorfeld des Vortrags wird die neue Ausstellung mit Werken aus den Bereichen Malerei und Grafik des Künstlers Karlheinz Münzner eröffnet.
Bitte melden Sie sich spätestens bis zum Mittwoch vor der Veranstaltung unter: info@ost-west-forum.de oder buero@gut-goedelitz.de an. Nur so können wir den Empfang planen. Die Kosten für die Teilnahme belaufen sich auf 10 Euro für Mitglieder und 15 Euro für Nichtmitglieder.
Zur Person:
Dr. Andrej Holm wurde in Leipzig geboren. Er studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin und schloss 1997 seinen Diplomstudiengang Sozialwissenschaften erfolgreich ab. Er promovierte 2005 an der Humboldt-Universität zum Thema “Restrukturierung des Raumes und gesellschaftliche Macht im Sanierungsgebiet”.
1998 bis 2001 wirkte er als Mitarbeiter in einem DFG-Forschungsprojekt zur „Stadterneuerung in Ostberlin“ mit. In den Jahren 2005/6 koordinierte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter das URBACT-Forschungsprojekt “The European Urban Experience”. Nach einer Phase freiberuflicher Arbeit als Sozialwissenschaftler und Lehraufträgen an verschiedenen Hochschulen (2006/07) arbeitete Andrej Holm als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Humangeographie der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt a.M. und koordinierte dort das Forschungsprogramm „Neuordnungen des Städtischen im neoliberalen Zeitalter“ (2008/09). Von 2009 bis 2011 übernahm er die Vertretung von Dr. Norbert Gestring im Bereich Stadtforschung an der Universität Oldenburg. Seit April 2011 arbeitet er wieder am Lehrstuhl für Stadt- und Regionalsoziologie der Humboldt-Universität zu Berlin.
Vorankündigungen:
- Sonntag, der 17. März um 17.00 Uhr: 4. Kammerkonzert mit der Philharmonie des Mittelsächsischen Theaters mit Werken von Ludwig van Beethoven.
- Sonnabend, der 13. April um 18.00 Uhr: Vortrag des bekannten Publizisten und Nahostexperten Dr. Michael Lüders „Entscheidungsschlacht im Orient – Wie die Saudi-Connection den Iran ins Visier nimmt“.
- Sonntag, der 14. April um 17.00 Uhr: 5. Kammerkonzert mit der Philharmonie des Mittelsächsischen Theaters.